29.1., ARD, 23.10 Uhr: "Die Story im Ersten: Der Pflegeaufstand"
Noch nie lebten in Deutschland so viele Menschen in Pflegeheimen. Und noch nie stand Pflege so sehr in der Kritik: Weil der Verdacht besteht, dass die deutsche Pflegegesetzgebung die Würde des Menschen nicht ausreichend schützt, ruft eine Gruppe von Klägern die Instanz an, die über das Grundgesetz wacht - das Bundesverfassungsgericht. Der Vorwurf: Der Staat vernachlässigt seine Schutzpflicht für hunderttausende pflegebedürftige Menschen und gefährdet damit Grundrechte.
Ariane Riecker nimmt die Beschwerde vor dem Verfassungsgericht zum Ausgangspunkt ihres Films, um das System der Pflege zu hinterfragen. Wie ist es seit der Einführung der Pflegeversicherung 1995 in Deutschland organisiert und finanziert, wie wird die Pflege kontrolliert? Welche Folgen hat es, dass die Pflegebranche seitdem zu einem lukrativen Markt geworden ist, der von den Marktakteuren weitestgehend selbst verwaltet wird und die sogar ihre eigenen Kontrollkriterien mitbestimmen dürfen?
Die Reise führt zu politischen Akteuren, zur Vorstandsvorsitzenden des größten europäischen Pflegekonzerns, zur Kontrolleurin des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, zum Quereinsteiger, der sein Pflegeheim eigentlich nur gekauft hat weil er ein gutes Geschäft vermutete, zu den Juristen, die die Beschwerde vor dem Verfassungsgericht ausgearbeitet haben und in ein kleines privates Pflegeheim in Bayern, das beweist: Man kann gute und menschliche Pflege gewährleisten. Es gibt keine einfache Antwort, kein simples Urteil. Aber es gibt ein grundsätzliches Problem: Pflege ist zu einem lukrativen Geschäft geworden, und das System der weitgehenden Selbstverwaltung lässt Marktkräfte wirken, die die Interessen der Pflegebedürftigen ins Hintertreffen bringen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
29.1., ARD, 23.55 Uhr: "Geschichte im Ersten: Todeszug in die Freiheit"
Der Film von Andrea Mocellin und Thomas Muggenthaler erzählt die einzigartige Geschichte eines Transports in den letzten Kriegstagen im Frühjahr 1945. Die Tour ging vom KZ-Außenlager Leitmeritz, dem größten Außenlager des KZ Flossenbürg, in Richtung des KZ Mauthausen, dem größten deutschen Konzentrationslager auf dem Gebiet Österreichs. Unter deutscher Besatzung lief die Route für den Transport durch das damalige Protektorat Böhmen und Mähren. Um eine Befreiung der Konzentrationslager durch die heranrückenden Alliierten zu verhindern, fanden solche von der SS organisierten und bewachten Gefangenentransporte zu der Zeit überall statt; auch auf dem Gebiet des Deutschen Reiches. Doch anders als dort unternimmt die tschechische Bevölkerung alles, um so viele Menschen wie möglich aus dem Todestransport zu befreien oder sie durch Versorgung mit Nahrung und Medikamenten zu retten. Die Einheimischen handeln mutig und von Station zu Station organisierter - und mit großem Erfolg. Nur wenige sind Widerstandskämpfer. Es gelingt der Bevölkerung, rund 1.500 von circa 4.000 Häftlingen zu befreien und den anderen durch ihr beherztes Eingreifen bessere Überlebenschancen zu sichern. Am Ende wird der Zug sogar noch mit Waffengewalt befreit. Einzigartig ist nicht nur die Geschichte, sondern auch das Filmmaterial und die Fotos, mit denen die Tschechen damals das Geschehen dokumentiert haben. Jahrelang haben Mocellin und Muggenthaler, die für den Film "Verbrechen Liebe" mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurden, diese Geschichte recherchiert. Es ist ihnen gelungen, zahlreiche Zeitzeugen zu finden: Menschen, die damals in den Waggons um ihr Leben bangten, aber auch viele tschechische Helfer.
30.1., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Das dunkle Geheimnis"
In Deutschland erfährt jedes siebte Kind sexuelle Gewalt. Besonders häufig stammt der Täter aus der eigenen Familie oder dem familiären Umfeld. Der Hort des Vertrauens wird zur Gefahr. Bei Urte war es der Großvater, bei Johanna der Vater, bei Anne die eigene Mutter. Sie verboten den Kindern, darüber zu sprechen, und gaben ihnen das Gefühl, dass sie selbst schuld daran sind, warum dieses Unaussprechliche immer wieder mit ihnen gemacht wurde. Die Menschen, die die Kinder liebten, zwangen sie zu Dingen, für die die Opfer nicht einmal Worte hatten. Urte, Johanna und Anne konnten ihre Kindheit nur überleben, indem sie die schrecklichen Erlebnisse aus dem Bewusstsein verdrängten, abspalteten. Doch die erlittene Ohnmacht und Pein lässt sich nicht für immer wegschließen. Irgendwann später bricht das Verdrängte hervor. Es hat sie jahrelange Schwerstarbeit gekostet, sich ihrem Leid und ihrem Schmerz zu stellen. Sie haben es geschafft, das Schweigen zu brechen, das ihnen die Täter auferlegt hatten. Mit Hilfe von Therapien konnten sie anfangen, ihre Kindheit zu betrauern - eine Kindheit, die es für sie nie gab. Für diesen Film von Mechthild Gaßner hatten sie den Mut, ihre Geschichte zu erzählen. Anne, Urte und Johanna leben heute ein gutes Leben, auch wenn das, was sie in der Kindheit erlitten haben, immer schmerzvoller Teil ihres Daseins bleiben wird.
30.1., 3sat, 21.40 Uhr: "Die letzten Zeugen, Leben nach der Shoah"
Ein paar der letzten Überlebenden deutscher Konzentrationslager leben heute in der Schweiz. Sie sind hier dank oft unglaublich anmutender Zufälle und gegen alle Wahrscheinlichkeit gelandet. Eduard Kornfeld und Fishel Rabinovicz, beide lungenkrank, kamen Ende der Vierzigerjahre zur medizinischen Pflege nach Davos. Nina Weilova, Egon Holländer und Ivan Lefkovits flohen 1967/68 aus der kommunistischen Tschechoslowakei in die Schweiz. Sie alle haben in den Nazi-Lagern nächste Angehörige wie Eltern und Geschwister verloren. Der Film blendet zurück auf ihre Erlebnisse am Rande des Vorstellbaren. Aber wie lebt man mit einem solchen Schicksal und wie blickt man auf die Welt? Manche Überlebende haben sich später das Leben genommen, wie etwa die Schriftsteller Primo Levi und Jean Améry. Andere haben das Weiterleben gewagt, wie der Psychiater Viktor Frankl, der darüber geschrieben hat: "Trotzdem Ja zum Leben sagen". Auf diese Weise konnten sich beeindruckende Biografien entfalten, trotz tiefer Wunden und oft jahrzehntelangem Schweigen über das Erlebte. In dem Film von Eric Bergkraut sitzen alle fünf Zeugen jeweils einzeln auf dem gleichen Sofa und erzählen ihr Leben. Von hier aus schweifen Bildergeschichten in die jeweiligen Lebenswelten. Die Erinnerungen an die Erlebnisse auf der Flucht oder im Lager überlagern sich mit dem Blick in ihr heutiges Leben und ihren Alltag. Der Film ist gewissermaßen ein Nebenprodukt der Ausstellung "The Last Swiss Holocaust Survivors" der Gamaraal Stiftung. Bergkraut hat für die Wanderausstellung zwanzig Überlebende in Form reiner Gespräche porträtiert und fünf Protagonisten für den Film ausgewählt.
30.1., 3sat, 22.40 Uhr: "’Vergesst uns nicht, erzählt es weiter’ - Die letzten Zeugen"
Am Wiener Burgtheater erzählen und berichten Überlebende des Holocaust ihre ganz persönlichen Geschichten. Sie erzählen von Panik, Verzweiflung, Angst und Gewalt, von Zufall und Glück. Sie sprechen über Zivilcourage und Niedertracht, aber auch von einem unbändigen Überlebenswillen. "Überleben", sagen sie, "ist ein Privileg, das verpflichtet." Es ist ein ganz besonderer Abend, der zum Nachdenken auffordert, ein Abend ohne Sentimentalitäten, ohne Rachegelüste und ohne Belehrung. Die Dokumentation beleuchtet mit unterschiedlichen filmischen Mitteln die Biografie der Betroffenen und erzählt von unvorstellbaren Schicksalen, aber auch von Menschen, deren Lebensaufgabe es ist, dafür Sorge zu tragen, dass die Gräueltaten der Vergangenheit nie vergessen werden. Es ist ein Blick zurück, aber auch der Versuch, das Heute zu verstehen. Eine der Zeugen ist Suzanne-Lucienne Rabinovici. Sie beschreibt die Idee des Abends: "Wir fühlen eine Forderung der Umgebrachten: Vergesst uns nicht! Erzählt es weiter!".
30.1., 3sat, 23.45 Uhr: "Pizza in Auschwitz"
Der Dokumentarfilm des israelischen Filmemachers Moshe Zimmerman schildert eine Reise in die Vergangenheit aus der Sicht eines Mannes, dessen Leben unwiderruflich vom Holocaust geprägt ist. Der 74-jährige Dani Chanoch hat Auschwitz überlebt; er hat, wie er es ausdrückt, einen "Bachelor of Auschwitz". Zimmerman hat gemeinsam mit Chanoch und dessen beiden Kindern die Schauplätze seiner verlorenen Kindheit aufgesucht. Sechs Tage lang fahren die drei Familienmitglieder mit einem Filmteam von Lager zu Lager und besuchen die Stätten von Chanochs Kindheitstraumata. Zuletzt gelangen sie nach Auschwitz-Birkenau. Dort will der Holocaust-Überlebende einen Wunsch verwirklichen, den er schon sein ganzes Leben lang hegt: Er möchte mit seinen Kindern eine Nacht auf seiner alten Pritsche in seiner alten Baracke verbringen. Chanochs Kinder Miri, 38, und Sagi, 40, waren ihr Leben lang täglich auf die eine oder andere Weise mit dem Holocaust konfrontiert. Sie nahmen den Vorschlag, ihren Vater auf eine Reise zu den Vernichtungslagern zu begleiten, mit sehr gemischten Gefühlen auf. Miri erklärt, dass sie dem Holocaust lieber nicht in die Augen sehen möchte. Während sie eine Pizza essen, die Miri in der nahe gelegenen Stadt Auschwitz gekauft hat, kommt es zur unvermeidlichen Konfrontation zwischen dem Vater und seinen Kindern, die zugleich von schwarzem Humor und großem Schmerz erfüllt ist.
Zimmerman drehte unter anderem die Filme "A Whale on Sheraton Beach" und "An Evening without Na'ama" und schrieb mehrere Bücher über das israelische Kino. Da er selbst Kind von Holocaust-Überlebenden ist, stellte diese Reise mit Dani Chanoch und dessen Kindern für ihn ebenso wie für die drei Protagonisten eine Katharsis dar. "Pizza in Auschwitz" gewann unter anderem 2008 den Preis der Jugendjury der Filmschule beim "Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm" (DOK Leipzig), den "Golden Dragon" beim "Krakowski Festiwal Filmowy" 2009 uns den Grand Prix "Bester langer Dokumentarfilm" beim "Berdyansk International Film Festival" 2009.
30.1., Arte, 20.15 Uhr: "Vier Schwestern"
Das Unnennbare benennen: Claude Lanzmanns Lebenswerk "Shoah" gilt als Meilenstein in der filmischen Auseinandersetzung mit dem Genozid an den Juden. Ruth Elias, Ada Lichtman, Paula Biren und Hanna Marton sind vier Frauen jüdischen Glaubens, die die Barbarei des Nationalsozialismus überlebt haben. Lanzmann, der mit den Zeitzeuginnen ursprünglich für seinen Film "Shoah" lange Gespräche geführt hat, widmet jeder der Frauen nun einen eigenen Dokumentarfilm. Die vier Überlebenden der Schoah erzählen sehr persönlich und beleuchten das dunkelste Kapitel der Geschichte Europas im 20. Jahrhundert. Arte zeigt heute die Teile drei und vier. Aus dem jüdischen Ghetto in Lodz sind zahlreiche Dokumente, Tagebuchaufzeichnungen und sogar einige Fotos erhalten, aber nur wenige Aussagen von Überlebenden. Umso bedeutender sind die Erzählungen von Paula Biren, die damals der weiblichen Ghettopolizei angehörte und das Geschehen scharf beobachtete und klug einzuordnen wusste. In Polen gab es Hunderte Ghettos, von denen das in Lodz am längsten bestand. Es wurde mit harter Hand von Mordechai Chaim Rumkowski geführt. Der Leiter des Judenrates, von den Bewohnern auch "König Chaim" genannt, war überzeugt, dass er einen Teil der Juden retten könnte, indem er sie zu unverzichtbaren Arbeitskräften für die Deutschen machte. Um 21.20 Uhr folgt das Porträt von Hanna Marton: Als die Nazis 1944 mit der Deportation ungarischer Juden begannen, verhandelte der Leiter des Hilfs- und Rettungskomitees Rudolf Kastner mit Adolf Eichmann und bot diesem ein Lösegeld pro Person. Kastner erhöhte den Preis so lange, bis Eichmann einwilligte, Juden gegen Geld freizulassen. Ein Spezialtransport fuhr von Budapest über Bergen-Belsen in die Schweiz. Hanna Marton gehörte zu den 1.684 Juden des Konvois, die so dem sicheren Tod entkamen. Zeitgleich wurden nach der grausamen Vernichtungslogik der Nazis im Gegenzug 450.000 ungarische Juden in den Gaskammern von Birkenau ermordet beziehungsweise bei lebendigem Leib im Freien verbrannt.
30.1., Arte, 22.30 Uhr: "Auschwitz. Das Projekt."
Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war ein riesiger Komplex mit verschiedenen Lagerbereichen, verteilt über eine Fläche von rund vierzig Quadratkilometern. Neben den drei Hauptlagern gab es das sogenannte Interessengebiet mit mehreren Fabriken und Landwirtschaftsbetrieben, Nebenlagern, Forschungszentren, einem umfassenden Städtebauprojekt sowie zahlreichen betrieblichen Einrichtungen. Weiter außerhalb befanden sich außerdem rund dreißig Außenlager, Bergwerke und weitere Fabriken. So spiegeln sich im KZ Auschwitz Hitlers größenwahnsinnige Pläne wider. Der Komplex vereinte zwei seiner großen Obsessionen: die Eroberung neuen Lebensraums in Osteuropa und die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.
Der Film veranschaulicht anhand von erhaltenen Lagergebäuden und Teilen der Infrastruktur die ersten Projekte der Nationalsozialisten zur Neuordnung der besetzten osteuropäischen Gebiete. Hier sind sämtliche politische Strategien des NS-Staates erkennbar. Der Pariser Regisseur und Autor hat Emil Weiss hat zuvor schon die Filme "Sonderkommando Auschwitz-Birkenau", "Zeugnis geben über Auschwitz" und "Die Auschwitz-Ärzte des Todes" gedreht.
30.1., Arte, 23.30 Uhr: "Tödliche Rache"
Der 85-jährige Mosche Knebel ist ein Großvater wie viele andere; und doch trägt er ein dunkles Geheimnis. Als Partisan und Mitglied des polnischen Geheimdienstes hat er sich nach dem Zweiten Weltkrieg grausam für die Ermordung seiner Familie gerächt: an den Nazis, aber auch an den Polen, die seine Angehörigen an die Nazis verraten hatten. Zusammen mit seinen drei Kindern macht Mosche sich von Israel auf den Weg zurück in seine alte Heimat, nach Polen. Es wird eine Reise in eine dunkle Vergangenheit, von der seine Kinder immer nur Bruchstücke erfahren haben, ohne je die ganze Wahrheit über ihren Vater zu kennen. 1942 ist der 15-jährige Mosche nur knapp der Ermordung seiner Familie durch Nazis und polnische Kollaborateure entkommen. Er schloss sich russischen Partisanen an und überlebte die Kriegsjahre in den Wäldern Polens. Nach dem Ende des Kriegs wurde er Mitglied der polnischen Geheimpolizei. Sein offizieller Auftrag: die Feinde des Kommunismus ausschalten. Im Geheimen begann Mosche jedoch einen gnadenlosen Rachefeldzug gegen alle, die seine Familie auf dem Gewissen hatten. Der Film zeigt, wie seine Kinder damit umgehen, dass ihr Vater nicht nur ein Holocaust-Überlebender, sondern auch ein Täter, ein Mörder war? Wie wird die Begegnung zwischen Mosche und seinen alten polnischen Nachbarn und Freunden sein, die bei der Auslöschung seiner Familie zugesehen haben? Eine schmerzliche Reise in die Vergangenheit, an deren Ende sich alle mit neuen Augen sehen.
30.1., Arte, 0.20 Uhr: "Claude Lanzmann - Stimme der Shoah"
"Shoah" ist der wichtigste Film über den Holocaust. Zwölf Jahre lang hat Claude Lanzmann das fast zehnstündige Meisterwerk erarbeitet. 30 Jahre danach er dem Filmemacher und Journalisten Adam Benzine von den menschlichen und künstlerischen Abgründen, an die ihn das Ringen um die Wahrheit über die Ermordung der Juden führte. Lanzmann führt mit seiner emotionalen Erinnerung zurück in die Siebzigerjahre, als er in Deutschland auf Täter traf, die wenig Reue zeigten, die sich in einer scheinbar wohlgeordneten Kleinbürgerlichkeit eingerichtet hatten und die nur mit Tricks und verdeckter Kamera zum Reden gebracht werden konnten. Auch die Überlebenden wollten nicht mehr mit dem Schmerz des Erlittenen konfrontiert werden. Doch genau darum ging es Lanzmann, er wollte, dass sie mit ihm, mit dem Film, mit den Zuschauern, das Grauen in der Erinnerung noch einmal erfuhren. Neben dem "Making of" von "Shoah" konzentriert sich Benzine auf einige zentrale Momente in Lanzmanns Leben: seine Jugendjahre, in denen er in der Résistance kämpfte, seine Liebesgeschichte mit Simone de Beauvoir und seine tiefe Freundschaft mit Jean-Paul Sartre, seine Hoffnungen und Erwartungen für die Zukunft.
1.2., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Tanzmariechen sucht Cowboy"
In keiner Zeit des Jahres wird mehr geflirtet, geknutscht und gefeiert als an Karneval. Vor allem im närrischen Rheinland gibt es viele Paare, die sich beim Straßenkarneval kennengelernt haben und seither zusammengeblieben sind. "Menschen hautnah" stellt einige Paare vor, die sich verkleidet ineinander verliebt haben. Ein Jahr lang sind sie von einem Kamerateam begleitet worden, zum Beispiel Nadine und Felix, die sich Weiberfastnacht 2016 auf einer Karnevalsparty in der Beethovenhalle in Bonn kennengelernt haben. Der 28-jährige Felix hatte die Qual der Wahl, denn Tanzmariechen Nadine feierte zusammen mit ihrer eineiigen Zwillingsschwester Nicole. Zunächst war der coole Cowboy Felix tatsächlich an der Schwester interessiert, doch ihm gefiel die zurückhaltende Art von Nadine und er entschied sich für sie. Schon am ersten Abend nahm er die 25-Jährige mit nach Hause und am nächsten Tag stand für beide fest: Wir sind ein Paar. Kurze Zeit später zog Felix bei Nadine ein. Zu schnell für die junge Liebe? Die Liebe von Kerstin und Freddy begann Weiberfastnacht 2014 beim Straßenkarneval in der Kölner Südstadt. Vor einem Kiosk kam Kerstin mit Freddy ins Gespräch. Sie flirteten heftig und tauschten Telefonnummern aus. Danach verloren sie sich im Getümmel. Kerstin war nur zu Besuch in Köln, sie lebte in Trier. Deshalb war Freddy anfangs auch verhalten, er wollte keine Fernbeziehung. Nach vielen Telefonaten besuchten sie sich schließlich gegenseitig und verliebten sich. Nach einem Jahr beschloss Kerstin, ihre Wohnung und ihren Job in Trier aufzugeben und nach Köln zu ziehen. Eine harte Belastungsprobe für die noch frische Beziehung.
1.2., WDR, 23.25 Uhr: "’Let them selbermachen!’"
"Dieser ganze Ort ist so dreckig! Ich würde nicht mal einem Hund zumuten, da zu wohnen. Aber trotzdem hat die Stadt Menschen hier einquartiert." Der Afroamerikaner Cliff Earl Foxx ist entsetzt, als er Anfang 2016 durch Zufall in Dormagen eine Notunterkunft für Obdachlose und Flüchtlinge entdeckt. Die Menschen leben hier unter untragbaren Bedingungen: ein Leben zwischen abbröckelndem Putz, defekten Sanitäranlagen und schimmeligen Schlafräumen. Die Stadt hat das Haus längst dem Verfall überlassen. Cliff fackelt nicht lange. Er sorgt dafür, dass die Bewohner sich selbst und einander helfen. Er kauft Material zum Renovieren und macht vor, wie es geht. Als die Ausgaben für die Renovierung seine Rente auffressen, macht er sich auf zum Bürgermeister von Dormagen und stellt ihm sein Konzept vor: Die Stadt soll das Material stellen und die Flüchtlinge renovieren selbst. "Let them selbermachen" ist Cliffs Leitspruch. Der Bürgermeister ist angetan und lässt sich auf eine Wette mit Cliff ein: Ein Jahr hat Cliff Zeit, mit allen Bewohnern die Notunterkunft auf Vordermann zu bringen. Dabei unterstützt ihn die Stadt und investiert wieder in das Haus und die Bewohner. Wo es früher nur Dreck und Schimmel gab, leuchten ein paar Monate später Flure und Zimmer in bunten Farben. Cliffs Konzept scheint aufzugehen. Doch immer wieder werden ihm Steine in den Weg gelegt. Ein Jahr lang haben Alexander Schön und Charlotte Schwalb Cliff Earl Foxx begleitet. Herausgekommen ist ein Film über einen Mann mit großem Herz und ungewöhnlichen Methoden, der trotz vieler Hindernisse Außergewöhnliches leistet.