Die vorwiegend linken Demonstranten aus dem ganzen Bundesgebiet zogen durch die Dessauer Innenstadt und forderten eine lückenlose Aufklärung des umstrittenen Todesfalls. Redner riefen dazu auf, sich dem "neuen Faschismus und Rassismus" entgegenzustellen.
An der Demonstration nahmen nach Angaben der "Initiative Oury Jalloh" als Veranstalter rund 5.000 Menschen teil. Beobachter sprachen von bis zu 3.000 Demonstranten, die Polizei von etwa 2.500. An einer zeitgleich stattfindenden Kundgebung der AfD beteiligten sich laut Polizei rund 150 Menschen. Sie wandten sich gegen eine "Diskreditierung von Justiz und Polizei". Bis zum späten Nachmittag sprach die Polizei von einem friedlichen Verlauf beider Veranstaltungen.
Das Gedenken an Oury Jalloh begann am Vormittag mit einer Mahnwache vor dem Polizeirevier Dessau-Roßlau, in dem der Asylbewerber umkam. Bereits am Samstag hatten Unbekannte an der Autobahn A 9 bei Dessau ein offizielles Bauhaus-Werbe-Schild überklebt und Dessau-Roßlau zur "Oury-Jalloh-Stadt Dessau" gemacht.
Der aus Sierra Leone stammende Asylbewerber war am 7. Januar 2005 gefesselt an eine Matratze bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle gestorben. Die Behörden gingen von einem Suizid aus, eine Version, die schnell in Zweifel gezogen wurde. Mehrere Gerichtsverfahren und Branduntersuchungen konnten den Fall bislang nicht restlos aufklären. Jalloh soll die Matratze mit einem Feuerzeug selbst angezündet haben. Dies wird von mehreren Brandgutachtern angezweifelt. Sie vermuten den Einsatz von Brandbeschleunigern.
Beim Generalbundesanwalt liegt seit Anfang Dezember eine Anzeige wegen Mordverdachts gegen einen Polizisten vor. Auf der Internet-Petitionsplattform "change.org" haben über 100.000 für eine lückenlose Aufklärung des Falls unterschrieben.