10.12., ARD, 17.30 Uhr: "Echtes Leben: Uns hat der Krieg nicht getrennt"
Es sind vier Menschen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: eine Muslima, ein orthodoxer Christ, ein Katholik und ein Jude. Alle vier stammen aus Sarajewo, leben dort nicht nebeneinander, sondern wirklich miteinander. Wie schafft es die Stadt auf dem Balkan, diese Menschen zusammenzubringen? Wie gelingt es, dass an diesem Ort die Menschen trotz ihres unterschiedlichen Glaubens friedlich bleiben? In Sarajewo existieren seit Jahrhunderten vier Religionen. Es gibt neunzig Moscheen, zwanzig Kirchen und drei Synagogen auf engstem Raum. Leben und leben lassen scheint das große Geheimnis der Hauptstadt Bosnien–Herzegowinas zu sein. Nur ein paar Kilometer von Sarajewo entfernt beginnt das Gebiet der Republika Srpska. Regelmäßig drohen die bosnischen Serben mit einem Referendum und der Abspaltung ihres Landesteiles. Hier lebt man noch immer in der Vergangenheit und sieht eine Teilung Bosnien-Herzegowinas als unvermeidlich an. Aber auch muslimische Fundamentalisten sind auf dem Vormarsch. Sichtbares Zeichen: die von Saudi-Arabien finanzierte neue König Fahd Moschee. Mit ihr wuchs auch der Einfluss des Islam auf die Politik. Länder wie Saudi-Arabien oder die Türkei haben in Bosnien und Herzegowina hunderte Millionen Euro investiert. Geld, das man im muslimischen Teil gerne angenommen hat, denn die Arbeitslosigkeit liegt noch immer bei mehr als 20 Prozent. Doch inzwischen wachsen auch bei den Bosniaken die Zweifel, ob diese religiös motivierten Investitionen dem Zusammenhalt im Land nicht mehr schaden als nutzen. Das Filmteam trifft vier Einwohner Sarajewos, von denen jeder für sich eine ganz eigene Erklärung hat, warum das Zusammenleben der Religionen und der drei Ethnien trotz aller Spannungen um sie herum funktioniert.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
11.12., ARD, 23.30 Uhr: "Sterben verboten?"
Verhindert unser Gesundheitssystem durch falsche finanzielle Anreize einen "guten" Tod?
Ungefähr ein Drittel der Gesundheitskosten eines jeden Patienten fallen in den letzten ein bis zwei Lebensjahren an. Das ist jährlich ein dreistelliger Milliardenbetrag. Viele Firmen haben ein großes Interesse daran, aus dieser Lebensphase maximalen Profit zu schlagen. Die Medizin hat so große Fortschritte gemacht, dass heute Menschen am Leben erhalten werden können, denen Ärzte vor einigen Jahren noch gar nicht helfen konnten. Mit Blutwäsche, Beatmung und künstlicher Ernährung. Verfahren, die zur Lebensrettung sinnvoll sind. Werden sie aber zur Verlängerung eines Sterbeprozesses eingesetzt, sind sie leidvolle Übertherapie. Dabei wünschen sich die meisten Menschen, am Lebensende nicht ins Krankenhaus zu kommen. Doch jeder Zweite stirbt dort, oft bis zum Ende maximal therapiert. Der westliche Mensch des 21. Jahrhunderts kann sich nicht vorstellen, wie es ist, nicht zu existieren, deshalb setzt er alles daran, um immer weiter am Leben zu bleiben. Die Gesellschaft hat vergessen, dass Sterben zum Leben dazugehört. Der Film geht der Frage nach, was ein "guter" Tod ist. Welche Entscheidungen müssen Ärzte und Pfleger und welche Patienten und Angehörige treffen?
11.12., 3sat, 0.05 Uhr: "37 Grad: Die Lüge meines Lebens"
Anabel Münstermann stellt in ihrer Reportage Menschen vor, die in der Informationsgesellschaft eigentlich chancenlos sind, sich aber trotzdem irgendwie durchmogeln: obwohl sie Analphabeten sind. Juttas Arbeitsalltag zum Beispiel ist ein ständiger Balanceakt: sie muss Meetings einberufen, E-Mails und SMS beantworten; aber wie soll das gehen, wenn man weder lesen noch schreiben kann? Mit Tricks hat sie sich jahrelang durchgeschlagen. Ihre Erinnerungen an die Schulzeit sind keine glücklichen. Legasthenie war damals noch völlig unbekannt. Sie galt als dumm und schwer von Begriff. In einer Klasse von über 40 Kindern versuchte sie, irgendwie durchzukommen. Wegen ihrer naturwissenschaftlichen Stärken fand sie später Arbeit in der Elektrobranche. Und sie lernte ihren Mann und einzigen Vertrauten kennen. Als sie immer öfter mit E-Mails arbeiten muss, fotografiert sie alles und schickt es per Handy an ihren Mann. Nur so kann sie beruflich überleben. Harald geht es ähnlich. Ratlos steht er vor den Angeboten im Jobcenter. Lesen kann er sie nicht. Seine Kindheit war voller Gewalt, in der Schule verlor er deshalb rasch den Anschluss. Ohne lesen und schreiben zu können, findet er keine Arbeit. Er ist Mitte 40 und möchte endlich schreiben und lesen lernen, um doch noch eine richtige Arbeit zu finden. Zielstrebig und voller Ehrgeiz versucht er, im Unterricht für Erwachsene alles nachzuholen. Er hofft auf eine bessere Zukunft.
11.12., Arte, 23.35 Uhr: Hitlers Hollywood"
"Hitlers Hollywood" erzählt von einer der dramatischsten Epochen deutscher Filmgeschichte, dem Kino des Nationalsozialismus. Etwa tausend Spielfilme wurden 1933 bis 1945 in Deutschland hergestellt. Nur wenige waren Propagandafilme, die meisten waren aber auch nicht harmlose Unterhaltung. Das NS-Kino verstand sich als Alternative zu Hollywood. Intendiert war eine deutsche Traumfabrik auf höchstem technischen Standard, deren Produkte gleichermaßen unterhalten wie erziehen sollten. Wie viel daran war Wunschvorstellung der Machthaber, was wurde eingelöst? Wie viel Hollywood steckt in Hitlers Traumfabrik? Rüdiger Suchsland geht diesen Fragen nach. Das NS-Kino war ein staatlich gelenktes, rigider Zensur unterworfenes Kino. Zugleich wollte es "großes Kino" sein; eine deutsche Traumfabrik, die Hollywood in jeder Hinsicht Paroli bieten wollte. So entstand ein staatliches Studiokino, das sein eigenes Starsystem etablierte und das sich nach modernsten Mitteln vermarktete. Auch im Ausland sollte der deutsche Film ideologisch wirken und kommerziell erfolgreich sein, wie mit Blockbustern à la "Münchhausen". Das nationalsozialistische Kino dachte groß und war technisch perfekt gemacht. Die Filme weckten Sehnsüchte und boten Zuflucht; das Kino der NS-Zeit gab sich volkstümlich. Breite Massen fühlten und fühlen sich weiterhin von diesen Filmen angesprochen. Nur so ist die Wirkungskraft des NS-Kinos zu erklären. Wie funktionierten diese Filme im Sinne des Systems? Was verraten sie über das Publikum und seine Träume? "Hitlers Hollywood" erzählt Geschichten von Tätern und Opfern, Rebellen und Überläufern. Der Film zeigt Stars wie Zarah Leander und Veit Harlan, wie auch diejenigen, die unfreiwillig zu Ikonen des NS-Kinos wurden wie Hans Albers, Gustaf Gründgens und Ilse Werner. Vorgestellt werden Filme, die voll auf Linie lagen, wie auch Regisseure, die untypische Filme inszenierten wie Helmuth Käutner, Werner Hochbaum und Peter Pewas.
11.12., HR, 21.00 Uhr: "Todkrank - und selber schuld?"
Marnie Gröben macht eine Ausbildung zur Reitlehrerin - bis der Tritt eines Pferdes bei der 22-Jährigen eine seltene neurologische Krankheit auslöst. Ihr Fuß schwillt immer mehr an, entzündet sich, eine Blutvergiftung kommt hinzu, Zellen sterben ab, ihr Leben steht auf Messers Schneide. Sie fällt ins Koma und überlebt nur knapp. Schließlich wird Marnie auch noch ein Unterschenkel amputiert. Die heimtückische Krankheit ist eindeutig die Folge des Arbeitsunfalls, sagt eine namhafte Gutachterin von der Uniklinik Düsseldorf. Doch Marnies private Unfallversicherung will zunächst nicht zahlen. Die Versicherung beauftragt ein weiteres Gutachten - und darin heißt es, ihre Krankheit könnte auch psychische Ursachen haben. Es folgen weitere Gutachten, davon viele nach Aktenlage, also ohne Marnie selbst zu untersuchen. Schließlich verdächtigt ein Gutachter die junge Frau sogar, an ihrer Krankheit selber schuld zu sein, und spekuliert, dass sie sich selbst verletzt haben könnte. Marnie kämpft an zwei Fronten, gegen die Krankheit und gegen die Versicherung. Weil Marnies Unfallversicherung lange nicht zahlt, können ihre Eltern ihr Haus nicht behindertengerecht umbauen. Das elterliche Wohnzimmer muss ihr zum Leben reichen, die Zukunftsaussichten sind ohne jeden Verdienst düster. Zwischendurch wohnt sie sogar eine Zeit lang im Altenheim, weil sie dort besser gepflegt werden kann. Trotz der Amputation, trotz eines Lebens im Rollstuhl lässt sich Marnie nicht unterkriegen. Auch wenn mittlerweile auch das zweite Bein von der Nervenkrankheit befallen ist, gibt sie wieder Reitunterricht. Sie trifft Freunde, spielt in einer Behindertensportgruppe Badminton und Tischtennis - und hofft weiterhin, dass sie eines Tages mit dem verbliebenen Bein und einer Prothese wieder laufen kann. Schließlich, nach Jahren, kommt es nicht zuletzt dank der Recherche des Filmteams zu einer Einigung mit ihrer privaten Unfallversicherung, sie zahlt einen Teil der Schadenssumme. Die finanziellen Sorgen sind nun endlich gemildert. Doch Marnies Leben wird nie wieder dasselbe sein. Sie kann nicht mehr darauf vertrauen, dass Menschen, die in Not geraten, auch geholfen wird.
11.12., HR, 21.45 Uhr: "Noch einmal glücklich"
Jennifer Messing hat nur noch wenige Tage zu leben. Die 27-Jährige hat Gebärmutterkrebs. Vor einer Woche hat sie ihren Mann geheiratet. Sie hätte so gerne mit ihm noch eine Hochzeitsreise gemacht, ans Meer. Doch dafür ist sie zu schwach. Von ihrem Herzenswunsch hatte sie ihrem Mann Karsten immer wieder erzählt, sodass er das Team vom ASB-Wünschewagen in Wiesbaden anrief. Das Paar hatte Glück, der Wünschewagen des Arbeiter Samariter Bundes kann helfen. 35 Menschen unterstützen das Projekt ehrenamtlich in ihrer Freizeit, darunter Malte Gohr und Christopher Loos. Sie erfüllen todkranken Menschen den letzten Wunsch - auch den von Jennifer. Gemeinsam mit ihrer Familie fahren sie zum Edersee. Er liegt nur wenige Kilometer vom Hospiz entfernt. Dort kann Jennifer noch einmal ihre Füße ins Wasser halten. Für einen Hochzeitstanz hatte sie am Tag ihrer Trauung keine Kraft. Jetzt am See sollen Künstler um das junge Brautpaar tanzen mit Fackeln zu einer Musik, die sich Jennifer und Karsten ausgesucht haben. Die Fahrt zum Edersee soll ihre Hochzeitsreise sein und wird ihr letzter gemeinsamer Ausflug. Die Mitarbeiter vom Wünschewagen sind fast jede Woche unterwegs, um Schwerkranken und deren Angehörigen Freude und Glück zu schenken. Noch einmal den Flughafen sehen oder noch einmal einen Wein am Rhein trinken: Das Team macht es möglich. Das Wünschemobil ist ein umgebauter Rettungswagen mit medizinischen Geräten. Die Reisen sind kostenlos. Das Projekt finanziert sich ausschließlich mit Spenden und Sponsoren. Deutschlandweit gibt es inzwischen zehn solcher Wünschewagen. Videojournalist Andreas Graf durfte mehrfach mitfahren und Sterbende, Angehörige und Wunsch-Erfüller an diesem wichtigen Tag begleiten.
Eine emotionale Reportage, die zeigt, wie wichtig solche Projekte auch für die Angehörigen sind, die so ihre todkranken Liebsten noch einmal glücklich sehen können.
12.12., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Gefangen im Glücksrausch"
Volker Schmidt-Sondermann stellt in seinem Film zwei Menschen vor, die in die Fänge einer gefährlichen Droge geraten sind. Er hat sie auf ihrem mühsamen Weg begleitet, sich aus der Abhängigkeit zu lösen und wieder ins Leben zu finden. Sandra ist es gelungen, ihre Crystal-Meth-Sucht zwölf Jahre lang geheim zu halten. Sie achtet auf ihr Äußeres, geht regelmäßig ins Solarium; und konsumiert mehrfach am Tag die Designerdroge. Die Glückshormone, die dabei ausgeschüttet werden, machen sie in ihrer Welt zur Superheldin. Crystal Meth gilt derzeit als die gefährlichste Droge der Welt. Von Tschechien aus überschwemmt das preisgünstige Gift mittlerweile ganz Deutschland. Laut wissenschaftlicher Studien steigt der Pegel des Glückshormons Dopamin beim Sex von 100 auf 200 Einheiten, bei Crystal auf einen Wert von 1250. Doch wenn der Kick nachlässt, bricht der Körper zusammen. Marc ist 14 Jahre alt und träumt von einer großen Karriere als Pferdejockey. Er gewinnt seine ersten Pokale, doch dann diagnostizieren die Ärzte ein Rückenleiden; Reiten ist für Marc ab sofort tabu. Frustriert nimmt er seine ersten Drogen. Zunächst ist es Marihuana, dann Kokain, Heroin und schließlich Crystal Meth. Fast 25 Jahre dauert seine Drogenkarriere. Für Sven Kaanen, Chefarzt der Fachklinik Heidehof, ist Crystal Meth eine extrem tückische Droge: "In kürzester Zeit frisst Crystal die Konsumenten regelrecht auf. Alles ist betroffen. Das Nervensystem, Herz-Kreislauf, Leber, Nieren. Und der erste Entzug gelingt nur bei etwa einem Drittel der Betroffenen." Durch seine Sucht rutscht Marc immer wieder in die Beschaffungskriminalität, sitzt fast die Hälfte seines Lebens im Gefängnis. Schließlich macht er eine Entzugstherapie im geschlossenen Vollzug der JVA Zeithain. Von hier aus bemüht er sich um ein Praktikum als Pferdepfleger auf einem Bauernhof. So will er an seinen Kindheitstraum anknüpfen und wieder mit Pferden arbeiten. Als Sandra schwanger ist und ein gesundes Kind auf die Welt bringt, wird schnell klar, dass sie sich entscheiden muss: Entweder sie schafft den kalten Entzug - oder ihr wird das Kind weggenommen. Sandra macht eine Therapie in der sächsischen Fachklinik Heidehof. Hier wird ein spezielles Programm für Crystal-abhängige Mütter und ihre Kinder angeboten. Sandra hat die feste Absicht, sich endgültig aus den Fängen der Droge zu befreien und ein ganz normales Leben mit ihrem Sohn zu führen.
13.12., BR, 19.00 Uhr: "Stationen: Von Sternstunden und Herzenswünschen"
Ob ein Sportplatz für behinderte Kinder, Schulspeisung in Burkina Faso oder besondere Wünsche schwerkranker Kinder: Viele soziale Projekte sind nur mit Unterstützung von gemeinnützigen und kirchlichen Organisationen und mithilfe von Spendengeldern möglich. Gerade vor Weihnachten werben zahlreiche Hilfsorganisationen für ihre Projekte und bitten um Spenden. Aber wie weiß man, ob das Geld wirklich ankommt? "Stationen"-Moderator Benedikt Schregle übernimmt die Patenschaft für ein Projekt der Benefizaktion des BR Sternstunden e.V.: Er will nicht nur dem herzkranken Adam helfen, einen Herzenswunsch zu erfüllen, nämlich ein Besuch beim FC Bayern, sondern er will auch herausfinden, wie Projektanträge gestellt, Gelder verteilt und Spendensiegel vergeben werden.
13.12., MDR, 20.45 Uhr: "Wenn Eltern zu Fremden werden - Tabu Kontaktabbruch"
Wenn Eltern und Kinder nicht mehr miteinander reden, dann ist das schmerzlich für beide Seiten. Wie oft das in Deutschland geschieht, darüber gibt es keine Zahlen. Es ist ein Tabuthema mit hoher Dunkelziffer. Soziologen sagen, die Beziehungen zwischen Eltern und erwachsenen Kindern seien gut wie nie. Umso schmerzlicher, wenn es eben nicht so ist. Nach MDR-Recherchen gibt es inzwischen ein dichtes Netz von Selbsthilfegruppen "Verlassener Eltern und Großeltern". Dort finden Betroffene Trost, weil sie merken, sie sind nicht allein und können über ihre Schuldgefühle und Verletzungen sprechen. Autorin Katrin Hartig taucht ein in schwierige Familienbeziehungen: Sie begegnet in Magdeburg einer erwachsenen Tochter, für die die Trennung von der Mutter noch immer ein Thema ist, auch nach dem Kontaktabbruch. Sie trifft eine trauernde Mutter in Halle, deren Sohn - wie sie sagt - "aus heiterem Himmel" den Kontakt abgebrochen hat. Sie erlebt einen erwachsenen Sohn in Berlin, der den Kontakt zu seinen Eltern zwar nicht abbricht, aber unter der "Familienwunde" leidet, dem kalten Elternhaus. Unter dem Pseudonym Martin Osterberg hat er seine Probleme im Buch "Das kalte Haus" beschrieben. In Sande bei Wilhelmshaven trifft Katrin Hartig Stephan Dargel. Der 51-Jährige hat seit zwanzig Jahren keinen Kontakt mehr zur Mutter. Nun soll er Elternunterhalt zahlen. Verwandte in gerade Linie sind verpflichtet, einander Unterhalt zu gewähren, so ist das Gesetz.
14.12., WDR, 22.40 Uhr: "Menschen hautnah: Sowas wie Angst - Eine Suche mit Anke Engelke"
Der 75 Minuten lange Film von Gesine Enwaldt und Ravi Karmalker begleitet Anke Engelke bei ihrer Auseinandersetzung mit einem Gefühl, das unsere Gesellschaft fest im Griff zu haben scheint: Menschen haben Angst. Aber sind sie tatsächlich in Gefahr? Der Soziologie-Professor Ortwin Renn sortiert die Risiken und weiß, was statistisch wirklich Gefahren für Leib und Leben sind und was überschätzt wird. Nicht Mord und Totschlag bedrohen uns, sondern die vier Volkskiller Rauchen, Trinken, schlechte Ernährung und zu wenig Bewegung. In Engelkes Heimatstadt Köln sind nach der Silvesternacht die Anträge auf kleine Waffenscheine von rund 400 auf 4.000 im Jahr gestiegen, Angststörungen gehören mittlerweile zu den Volkskrankheiten, und immer mehr Menschen schließen sich den Preppern an; so nennen sich die Leute, die sich auf alle denkbaren Katastrophen vorbereiten. Um zu verstehen, wovor und warum Menschen sich fürchten, reist Engelke zunächst nach Wuppertal. Der Berliner Platz in Oberbarmen gehört zu den 33 sogenannten Angstorten, die es dort nach einer offiziellen Erhebung gibt. Die Bürger meiden den Platz aus Angst vor Überfällen. Statistisch gesehen ist es hier nicht gefährlicher als anderswo. Und trotzdem haben die Menschen dieses Gefühl. Engelke begleitet Streetworker, Sozialarbeiter und Künstler, die versuchen, dem Platz ein neues Image zu verpassen. Die Schauspielerin und Moderatorin hält sich selbst für relativ furchtlos. Als Kind fürchtete sie lediglich, dass jemand ihr Fahrrad klaut. Harmlos, verglichen mit dem, was ihr Kinder einer Hagener Grundschulklasse erzählen: Sie fürchten sich vor Klimakatastrophen, Kriegen und Weltuntergang. Engelke stellt sich in der Bochumer Uniklinik einer Angstdiagnose. Professor Jürgen Margraf bescheinigt ihr eine erstaunliche Angstfreiheit, bis auf eine leichte Höhenangst. Er unterzieht sie einem Test und besteigt mit ihr einen Bochumer Kirchturm. Mutig ist nicht der, der sich alles traut, sondern der, der die Angst besiegt.
14.12., WDR, 23.55 Uhr: "Menschen hautnah: Abenteuer statt Ausbildung"
Die beiden Brüder Dennis und Patrick sind Anfang zwanzig, als sie sich aus Rheda-Wiedenbrück aufmachen in die Welt. Dennis, der ältere der Beiden, hat sein Studium abgebrochen. Sein Bruder Patrick schmeißt kurz vor dem Abitur das Gymnasium. Ohne Ausbildung suchen sie das Abenteuer, wollen als Fotografen und Dokumentarfilmer nach Indien und Nepal reisen.
Ein vernünftiger Beruf, geregelte Arbeitszeiten, brav sein Geld verdienen: Für Dennis und Patrick kommt all das nicht in Frage. Sie haben gehört, dass im durch ein Erdbeben zerstörten Nepal junge Frauen als Prostituierte nach Indien verkauft werden. Diese Frauen wollen sie suchen und ihr Leid dokumentieren. Sie organisieren sich im Internet die nötige Ausrüstung, recherchieren die Reiseroute und mögliche Ansprechpartner und brechen auf. Ihr Ziel: sich selbst verwirklichen und etwas Sinnvolles tun, ein Stück die Welt verändern. Sie wollen die Missstände in einem Buch bekannt machen. In Indien geben sie sich als Freier aus, um herauszufinden, ob in Bordellen Frauen aus Nepal arbeiten. In den Bergregionen Nepals suchen sie nach Hinweisen auf junge Frauen, die verschwunden sind. Dorthin reisen sie zusammengepfercht auf den Dächern von Bussen und mit Motorrädern. Für "Menschen hautnah" haben Dennis und Patrick ihren Trip mit der Kamera dokumentiert.
15.12., One, 21.15 Uhr: "Herbe Mischung"
In "Herbe Mischung" erzählt der in Berlin lebende Israeli Dror Zahavi die Geschichte einer höchst ungewöhnlichen Romanze: Zarah (Peri Baumeister) ist die Tochter eines Ägypters und einer Deutschen, Benni (Trystan Pütter) ist Jude. Beide leben in München, wo die unterschiedliche Herkunft keinerlei Rolle spielt. Das ändert sich, als Zarah Benni nach Israel zur Beerdigung seines Großvaters begleitet. Wegen ihres Vornamens war Bennis Familie überzeugt, sie sei ebenfalls Jüdin. Als sie sich am Grab bekreuzigt, sind die Angehörigen schockiert: keine Jüdin, und dann auch noch Deutsche! Benni mag sich gar nicht ausmalen, was passiert, wenn sein Vater Ephraim (Dovale Glickman), Ex-General, Nationalist und Militarist, erfährt, dass seine Freundin halbe Araberin ist. Deshalb darf auf keinen Fall rauskommen, dass Zahras Nachname Abdullah lautet. Aber Bennis Tante Edna (Varda Ben Hur) hat den Braten schon gerochen und tut fortan alles, um das Liebespaar zu entzweien. Da hilft es auch nichts, dass Bennis Mutter (Sandra Sadeh) die Liebenden schützen will; sie ist überzeugt, dass Zarah schwanger ist. Die wiederum ist schockiert von der Intoleranz, der in Bennis rassistischer Mischpoke herrscht; und ernüchtert, dass ihr Freund so wenig Rückgrat beweist. Diese Liebesgeschichte gegen alle Widerstände hätte auch einen veritablen Dramenstoff abgegeben, aber als Komödie voller Missverständnisse und kleiner Notlügen kommt die Botschaft naturgemäß noch besser an. Es wäre ohnehin schade um die vielen witzigen Ideen gewesen, zumal das Drehbuch (Annabel Wahba, Barry Thomson) immer wieder auf wunderbare Weise brisante Momente heiter auflöst. Weniger lustig ist der offene Hass, der Zarah in Tel Aviv entgegenschlägt; beim Einkaufen muss sie sich als "arabische Hure" beschimpfen lassen. Auch wenn Zahavi diese Szenen komödiantisch inszeniert und ihnen so die Schärfe nimmt: In vielen Momenten bleibt einem das Lachen im Halse stecken.