Das Internationale Olypmische Komitee (IOC) habe in Lausanne eine "nachvollziehbare Entscheidung getroffen", sagte Jung am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit seinem Entschluss hatte das Komitee am Dienstagabend auf eigene Ermittlungen reagiert, wonach staatliche Stellen in Russland jahrelang Doping deckten.
Der Sportbeauftragte verteidigte den Entschluss des Komitees, dass "saubere" russische Sportler bei den Winterspielen im Pyeongchang im kommenden Februar unter neutraler Flagge antreten dürfen. Dies sei ein Versuch, "den Sportlerinnen und Sportlern gerecht zu werden, die sich dem System entzogen haben", erklärte Jung, der auch Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau ist. Dass russische Sportler unter neutraler Flagge an den Spielen teilnehmen dürfen, war zuvor als ein zu großes Entgegenkommen an Russland kritisiert worden.
Jung äußerte jedoch Zweifel an der Nachhaltigkeit der Komitee-Entscheidung: "Ob mit den gewählten Sanktionen allerdings dem systematischen, hier eindeutig an Staatsinteressen orientierten Doping eine Grenze gezogen wird, ist fraglich." Hintergrund ist, dass die Sportler offenbar unter bestimmten Bedingungen an der Schlussfeier wieder unter russischer Fahne teilnehmen können.
Der Sportbeauftragte forderte angesichts der "schockierenden Erkenntnisse nach Sotschi 2014", eine grundlegende Reform von Anti-Doping-Gesetzen. Den Blick alleine auf die Sportler zu richten, reiche nicht aus. "In Russland sind nach dem derzeitigen Erkenntnisstand, nicht nur Sportler und Funktionäre, sondern Mediziner, Politiker und sogar der Geheimdienst in das Doping der Athleten verstrickt", erläuterte Jung. "Für mich ist irritierend, dass mit Witalij Mutko einer der Hauptverantwortlichen lebenslang für Olympia gesperrt ist, zugleich aber als Aufsichtsratsvorsitzender des Organisationskomittees für die Fußball-WM maßgebliche Verantwortung für die nächste sportliche Großveranstaltung in Russland trägt."