Die klassischen Datenschutzmechanismen ließen sich in diesem Bereich nicht mehr halten, sagte der Ethikrats-Vorsitzende Peter Dabrock dem Evangelischen Pressedienst (epd). Man müsse neue Wege gehen. Der zentrale Begriff dafür sei "Datensouveränität", sagte der Erlanger Professor.
Der Ethikrat legte an diesem Donnerstag in Berlin seine lang erarbeitete Stellungnahme unter dem Titel "Big Data und Gesundheit" vor. Der Begriff Big Data beschreibt das Sammeln großer Datenmengen, um daraus Muster zu erkennen und Erkenntnisse abzuleiten. Dies biete bisher ungeahnte Möglichkeiten für medizinbezogene Forschung, Diagnostik, Therapie, Prävention und individuelles Verhalten, sagte Dabrock. In diesem Sinne gelte "Teilen ist Heilen", sagte der evangelische Theologe.
Insbesondere im Gesundheitsbereich, wo sensible und intime Daten gesammelt werden, werfe Big Data aber gravierende ethische Fragen auf. Viele Daten könnten als gesundheitsrelevant betrachtet werden, "bis hin zu einfachen Äußerungen in sozialen Netzwerken", erklärte Dabrock. Weil diese Daten bisweilen trotz Anonymisierung Rückschlüsse auf Individuen zuließen und zudem in andere Kontexte gestellt werden könnten, drohten Diskriminierung, Freiheitsverluste und Manipulationen. Umgekehrt dürften aber auch die Chancen von Big Data nicht außer acht gelassen werden, betonte Dabrock.
Um angemessen zu reagieren, müssten viele Akteure vom Staat als Regulierer über Ärzte und Forschungseinrichtungen bis hin zur datennutzenden Wirtschaft, "und nicht nur der Einzelne" Verantwortung übernehmen. Nur, wenn Anreize und in diesem Bereich auch die Bildung gestärkt würden, hätte der einzelne Nutzer "überhaupt eine Chance, die Kontrolle über seine Daten nicht zu verlieren", sagte Dabrock. Er zeigte sich zudem überzeugt, dass das am Beispiel Gesundheit erarbeitete Konzept der Datensouveränität auf viele andere Bereiche, in denen Big Data genutzt wird, übertragen werden könnte.