Knapp ein Jahr nach dem Terroranschlag mit zwölf Toten ist der traditionelle Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche wieder eröffnet worden. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach bei der offiziellen Eröffnung am Montagabend von einem wichtigen Signal, dass von dem Markt am Breitscheidplatz in der westlichen Berliner Innenstadt ausgehe. Die Berliner und ihre Gäste hätten trotz des Schocks und ihrer Betroffenheit einen "mutigen Trotz" entwickelt.
Es bestehe Einigkeit, sich das Zusammenleben nicht kaputtmachen zu lassen, auch wenn sich das Anschlagsdatum in das kollektive Gedächtnis eingeprägt habe. "Dieser Weihnachtsmarkt gehört zu Berlin", unterstrich der Regierende Bürgermeister.
Auch Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) betonte, trotz der erhöhten Sicherheitsanforderungen stünden die Menschen zusammen und hakten sich unter: "Wir dürfen nicht zulassen, dass unser Alltag durch solche Anschläge beeinträchtigt wird." Geisel sah in der Rückkehr zur Normalität ein wichtiges Signal, gerade in Berlin als "Stadt der Freiheit". Diejenigen, die die freie Gesellschaft bedrohten, dürften keinen Erfolg haben, mahnte der Berliner Innensenator.
Am 19. Dezember 2016 war der islamistische Attentäter Anis Amri mit einem gestohlenen Sattelschlepper in den Markt gerast. Zwölf Menschen wurden getötet und fast 70 teilweise schwer verletzt. Der Tunesier Amri wurde auf der Flucht bei einer Polizeikontrolle in Italien erschossen.
Bereits am Morgen hatte ein Friedensgottesdienst mit den Schaustellern in der Gedächtniskirche stattgefunden. Müller versprach den Schaustellern am Abend 100.000 Euro, die der Senat für deren finanzielle Mehrbelastungen zur Verfügung stelle.
Nach Angaben des Berliner Schausteller-Verbandschefs Michael Roden sind fast alle Händler des Vorjahres auch in diesem Jahr wieder dabei. Zum Schutz des Weihnachtsmarktes vor terroristischen Angriffen wurden Betonklötze rund um das Marktgelände aufgestellt. Zudem will die Polizei verstärkte Präsenz zeigen und hat weitere, teils unsichtbare, Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Auch die Schausteller haben ein eigenes Sicherheitskonzept erarbeitet.
Am Jahrestag des Anschlags, dem 19. Dezember, bleibt der Markt zum Gedenken an die Opfer geschlossen. Dann wird auch die offizielle Gedenkstätte, ein mit einer goldenen Metalllegierung gefüllter Riss im Boden, offiziell eingeweiht. Das 14 Meter lange Erinnerungszeichen trägt die Namen der Opfer und ihrer Herkunftsländer. Der Riss soll von Marktständen frei gehalten werden.
Laut Bundesinnenministerium ist die Gefährdungslage islamistischer Anschläge in Europa und in Deutschland "anhaltend hoch". Dies gelte auch für Großveranstaltungen wie Weihnachtsmärkte, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Montag in Berlin. Die Sicherheitsbehörden des Bundes stünden in engem Informationsaustausch mit den Sicherheitsbehörden der Länder. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte gegenüber dem Onlineportal "bild.de", die Weihnachtsmärkte "sehen heute anders aus als vor einigen Jahren, und das ist auch gut so."