28.10., 3sat, 19.30 Uhr: "Und wenn die Welt voll Teufel wär ..."
In elf Wochen übersetzte Martin Luther die Bibel, schuf die Grundlagen der modernen deutschen Sprache, kündigte Papst und Kaiser die Gefolgschaft auf, spaltete die Kirche und errichtete ein neues Wertesystem. Eine spannende Geschichte. Aber stimmt sie auch? War es wirklich ganz allein Martin Luther, dem wir die Reformation zu verdanken haben? Und was von dem rebellischen Mönch, der die Heiligenverehrung der katholischen Kirche ablehnte, kann man heute noch sehen und anfassen? Lotar Schüler und Stefan Gagstetter sind auf Spurensuche gegangen. In der Stadt Eisleben ist Martin Luther geboren und gestorben. Sein Geburtshaus kann man besichtigen; allerdings ist er da gar nicht geboren worden, denn das ursprüngliche Haus ist abgerissen worden. Als man später dachte, es wäre schön, eines zu haben, da baute man eben ein neues. Und das Haus, in dem der Reformator starb, ebenfalls in Eisleben, steht zwar noch, aber zum Sterbehaus erklärt hat man ein anderes, nur ein paar Häuser weiter. Das Zentrum von allem, was mit Luther zu tun hat, ist Wittenberg. In Wittenberg lebte und predigte der Reformator. Hier heiratete der Ex-Mönch Martin Luther die Ex-Nonne Katharina von Bora, gründete eine Familie, machte den Glauben weltlich und lud zu Tischgesprächen ein. In Wittenberg ist viel zu sehen: Luthermuseum, historische Kirchen, das wichtige Predigerseminar, dann noch die Stätten Melanchthons und Lucas Cranachs. In Wittenberg steht die Stadtkirche, in der der erste protestantische Gottesdienst stattfand, in der Luther seine Kinder taufen ließ, in der das erste Abendmahl gefeiert wurde, an dem die gesamte Gemeinde teilnahm. Wegen Luther kamen schon immer viele Menschen nach Wittenberg, und im Reformationsjahr 2017 blickt alle Welt auf die Hauptstadt des Protestantismus. Doch die meisten (Glaubens)-Touristen kommen inzwischen nicht mehr aus Deutschland, sondern aus Übersee, aus den USA oder Südkorea - und die verstehen gar nicht, warum der deutsche Protestantismus keinen heiligen Martin Luther will. Sie wollen die Orte sehen, an denen "ihr" Luther wirkte - und sie wollen davon ergriffen sein. Sie wollen Nähe spüren, ihren Glauben erfahren, und nicht nur historische Orte besuchen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
28.10., 3sat, 21.55 Uhr: "Sing it loud - Luthers Erben in Tansania”
Bis zu 1.500 Chöre treffen sich jedes Jahr in Arusha zum Wettstreit der evangelisch-lutherischen Gemeinde. Gefordert ist die Aufführung eines selbst komponierten geistlichen Liedes in tansanischer Tradition und, als Pflichtprogramm, die möglichst perfekte Darbietung eines vierstimmigen Luther-Chorals aus dem deutschen evangelischen Gesangbuch. Das ist eine äußerst schwierige Aufgabe, denn Melodik und Rhythmik der tansanischen Musik haben mit dem Duktus eines deutschen Kirchenliedes nur sehr wenig gemein. Umso mehr Arbeit und Mühe investieren die Sänger in die Proben. Denn Chöre spielen eine wichtige Rolle in der tansanischen Gesellschaft.
Im Zentrum des Films stehen die Menschen, die in den drei Chören singen. Einer von ihnen ist Nuru. Er hat im Kanaani-Jugendchor ein neues Zuhause gefunden, nachdem er seine Familie verlassen musste. Er und sein Chor wollen den Wettbewerb unbedingt gewinnen. Sie proben jeden Tag und arbeiten mit professionellem Anspruch an sich und ihrer Performance.
Evarest und Maria gehören zur Mittelschicht. Sie haben eine Autoreparaturwerkstatt, arbeiten viel und verdienen gut; für die Proben mit ihrem Cantate-Chor bleibt dabei allerdings weniger Zeit.
Auch Martha und Simon arbeiten hart, doch ihr kleiner Bauernhof wirft nur wenig ab. Singen ist für sie reine Lebensfreude und Ausdruck ihrer tiefen Religiosität. Und insgeheim hoffen auch sie, mit dem Neema-Landchor beim Wettbewerb ganz weit vorne zu landen. Seit Regisseurin Julia Irene Peters vor zwölf Jahren erstmals den großen Chorwettbewerb in Tansania erlebt hat, ist sie fasziniert von dem Land an der afrikanischen Ostküste und von der Freude der evangelischen Christen dort am Singen. In ihrem Film ist der Wettbewerb Ausgangs- und Zielpunkt, um vom Leben von Menschen aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten Tansanias zu erzählen. Dabei lenkt sie den Blick auch auf ein dunkles und lange verdrängtes Kapitel deutscher Kolonialgeschichte.
28.10., SWR, 20.15 Uhr: "Katharina Luther"
Die Idee ist ebenso ungewöhnlich wie reizvoll: Anlässlich des Luther-Jahres zeigt die ARD einen Film, in dem der große Reformator bloß die wichtigste Nebenrolle einnimmt. Tatsächlich taucht Martin Luther erst auf, als seine berühmten Thesen schon einige Jahre alt sind; der Reformationsprozess ist längst im Gang. Titelfigur Katharina von Bora, von Karoline Schuch sehr glaubwürdig verkörpert, ist eine seiner Anhängerinnen. Die junge Frau ist als Kind vom Vater in ein Kloster gesteckt worden. Dank der revolutionären Gedanken Luthers (Devid Striesow) erkennt sie, dass sie ihr Leben hinter den Klostermauern verschwendet. Mit einigen anderen Nonnen flieht sie nach Wittenberg, nicht ahnend, dass das einfache Volk sie und die Mitschwestern wie Aussätzige behandeln wird. Erst an der Seite Luthers findet sie ihren Platz in der Welt. Dank einiger romantischer Momente wird das historische Drama stellenweise zur Hommage an die Liebe zwischen zwei großen Persönlichkeiten. Trotzdem hat Drehbuchautor Christian Schnalke darauf verzichtet, die sich anbahnende Beziehung zwischen dem etwas weltfremd wirkenden Theologieprofessor und der klugen Ex-Nonne als typische Fernsehfilmromanze zu erzählen. Luthers tiefe Liebe zu seiner Frau ist belegt, aber Schnalke und Regisseurin Julia von Heinz betten die Beziehung in einen eher sachlich-symbiotischen Rahmen: Während der Reformator wie besessen in seiner Arbeit aufgeht, regelt seine Frau die weltlichen Dinge. Ebenso interessant wie der erzählerische Ansatz ist das ästhetische Konzept: In dem Bemühen, die Ereignisse konsequent aus Katharinas Perspektive zu zeigen, verzichtet der Film auf Totalen und Tiefenschärfe und heftet sich stattdessen konsequent an die Fersen der Hauptfigur, weshalb die Kamera immer wieder mal durch die Gegend irrlichtert; eine echte Herausforderung fürs Produktionsdesign, weil wirklich jedes Detail stimmen musste. Auf ganz ähnliche Weise setzt sich das Drama mit Luther auseinander. Schnalke verzichtet darauf, den Reformator zu verklären, und verhehlt auch seinen Antisemitismus nicht. Da die eigentliche Handlung erst 1522 beginnt, werden die Thesen allenfalls am Rande erwähnt. Im Zentrum steht dafür Luthers Haltung zum Bauernkrieg: Seine Aufforderung, die Fürsten sollten den Aufstand der Bauern mit aller nötigen Gewalt niederschlagen, führt zu finsteren Visionen. Sie sind ebenso harmonisch in die Geschichte integriert wie Katharinas albtraumartige Angst, ihr erstes Kind werde ein "Teufelsbalg", oder die tiefe Trauer des Paares um die früh verstorbene Tochter. Dennoch ist "Katharina Luther" ist das Porträt einer für ihre Zeit geradezu revolutionär denkenden und handelnden Frau, die früh entdeckt, dass es kein wahres Leben im falschen gibt (Wiederholung am 31. Oktober im BR).
28.10., Kika, 14.00 Uhr: "Schnitzeljagd - Mit Christus um die Welt"
Der Titel ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn die Schnitzeljagd führt Kika-Moderator Bernhard "Ben" Blümel von Brasilien aus nach Afrika, Italien und schließlich nach Israel, dorthin also, wo für das Christentum alles begann. Im Unterschied zu den bisherigen "Schnitzeljagd"-Staffeln Reihen ist Ben diesmal jedoch nicht allein unterwegs, und diese Entscheidung war die beste seit Erfindung der Reihe: Die Suche wird nun als Wettstreit inszeniert. Die junge Schauspielerin Amy Mußul stellt mit ihrer jugendlichen Frische eine reizvolle Ergänzung zu Blümel dar. Auch der Wettbewerbsfaktor tut den vier Folgen, die der Kika sonntags um 14.10 Uhr ausstrahlt, ausgesprochen gut, weil der Wechsel zwischen den beiden Erzählebenen für mehr Dynamik sorgt: Ben und Amy sollen das Geheimnis des Christentums zu ergründen. Wie die bisherigen Schnitzeljagden ist auch "Mit Christus um die Welt" ungeheuer lehrreich. Gerade die kurzen Erklärstücke bergen einen Informationsschatz, der auch für Erwachsene hochinteressant ist; selbst wenn der Versuch, die Reformation in einer guten Minute zu erklären, eine echte Herausforderung darstellt. Andererseits sollen die vier Filme die Vielfalt des Christentums verdeutlichen, und das gelingt Christian Heynen (Buch und Regie) erstaunlich gut, weil sich Ben und Amy glaubhaft auf die verschiedenen Stationen ihrer Tour einlassen. Und die haben es in der Tat in sich. Amy zum Beispiel begleitet einen Franziskaner in jenen Bereich einer Favela in Rio, in dem die Ärmsten der Armen leben. Zuvor war sie in Rom unterwegs, später wird sie Novizin in einem orthodoxen Nonnenkloster in Rumänien, in Sao Paulo mischt sie sich unter die 350.000 Teilnehmer des "Marcha para Jesus", einer Art Love Parade für Gläubige. Schon allein diese Kontraste sorgen für großen Abwechslungsreichtum, von den imposanten Bildern und den interessanten Gesprächspartnern ganz zu schweigen.
29.10., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Wer bin ich?"
Jürgen Hefel hat es erst vor kurzem erfahren: Er hat jüdische Vorfahren. Lange Zeit wurde darüber in der Familie geschwiegen. Im Sommer 2017 trifft er plötzlich seine vergessene Familie: Nachkommen einer 1942 aufgelösten jüdischen Gemeinde in Vorarlberg, die heute in aller Welt verstreut leben. Darunter auch Karla Galindo-Barth. Sie lebt mit ihrer Familie in Guatemala, ist katholisch und hat vor wenigen Jahren von ihren jüdischen Vorfahren in Vorarlberg erfahren. Mit gemischten Gefühlen fliegt sie nach Europa. Jürgen und Karla stellen schon beim ersten Treffen auf dem Jüdischen Friedhof fest: Sie sind verwandt, ihre Vorfahren haben in Hohenems gelebt und liegen hier begraben. Neugier entsteht, es kommt zum intensiven Austausch über das eigene Leben, das unterschiedliche Schicksal der Familien. Jürgen ist zwar katholisch aufgewachsen, versteht sich heute aber als Atheist. Karla interessiert sich neu für jüdische Traditionen, die nun auch das Interesse von Jürgen wecken. Das Treffen bringt beide auch mit den Nachkommen muslimischer Einwanderer zusammen, die heute in dieser wirtschaftlich bedeutsamen Region leben. Der Student Hayri Can ist einer von ihnen. Er hat im Jüdischen Museum in Hohenems gearbeitet und steht während des Treffens als Fahrer zur Verfügung. Er erzählt, wie sehr auch ihn seine muslimische Familiengeschichte und die Auswanderung der Eltern geprägt haben. Die Jüdische Gemeinde in Hohenems in Vorarlberg wurde vor 400 Jahren gegründet und 1942 von den Nazis aufgelöst. Beim Nachkommentreffen im Sommer 2017 treten zum Teil dramatische, aber auch glückliche Familiengeschichten zutage. Nach und nach zeigt sich, wie stark dieses Band der Herkunft noch immer ist. Der Film begleitet Jürgen, Karla und Hayri - Menschen, die ihre Wurzeln neu entdecken und fragen: Wer bin ich? Wo komme ich her? Dass da noch mehr sein musste, als sie bislang wussten, hatten sie schon vermutet.
29.10., ZDF, 9.03 Uhr/9.30 Uhr: "sonntags: #Luther - 500 Jahre Reformation / "Evangelischer Gottesdienst: Die Flamme weitergeben"
Die Veröffentlichung der 95 Thesen durch Martin Luther am 31. Oktober 1517 war der Auftakt für einen tiefgreifenden Wandel mit Folgen für Religion, Gesellschaft und Politik.
Bei "sonntags" geht es um die Frage, wie die Reformation heute zu bewerten ist. Dazu spricht Margot Käßmann in der Heilig-Kreuz-Kirche in Berlin-Kreuzberg mit Pfarrer Peter Storck. Die Beauftragte der EKD für das Reformationsjubiläum hält auch die Predigt in dem im Anschluss gezeigten evangelischen Gottesdienst. Er steht unter dem Thomas Morus zugeschriebenen Motto "Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme": Was bedeutet Reformation in der Gegenwart? Wofür stehen Christen ein?
29.10., ZDF, 19.30 Uhr: "Terra X: Die Europa-Saga"
Im zweiten Film der sechsteiligen Reihe geht Christopher Clark der Frage nach, woran die Europäer glauben. Das Christentum war die erste offene Volksreligion, Gemeinden und Klöster wurden zur Keimzelle gemeinsamer Konfession, Pilgerwege zu einem verbindenden europäischen Netzwerk. Doch bald schon gingen die Christen im Osten und Westen Europas getrennte Wege. Was sie für kurze Zeit wieder zusammenbrachte, war eine neue, gemeinsam empfundene Bedrohung: der Islam, der auch in Europa auf dem Vormarsch war. Doch bedeutete dies für den Kontinent mehr als nur ein Feindbild: Auf der spanischen Halbinsel, in "Al-Andalus", prägten Muslime über ein halbes Jahrtausend die Kultur im westlichen Europa mit, die Herrschaft der Osmanen hinterließ im Südosten Spuren. Die Juden Europas trugen in ihrer Rolle als religiöse Minderheit ebenfalls zur kulturellen Vielfalt bei, brachten die Wirtschaft in Gang und waren doch immer wieder Opfer grausamer Verfolgung. Die Kreuzzüge und Türkenkriege verstärkten den Antagonismus der Religionen. Wenn nicht Gegner von außen für den Zusammenhalt sorgten, brachen unter den Christen immer wieder Konflikte aus. Zur entscheidenden Spaltung führte die Reformation im frühen 16. Jahrhundert. Martin Luther prangerte nicht nur die Missstände in der Kirche an, er stellte auch die klerikal geprägte Herrschaftsordnung in Frage. So spalteten sich in Europa Macht und Glaube. Hundert Jahre nach der Reformation verwüsteten verheerende Schlachten zwischen Katholiken und Protestanten den Kontinent. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges wuchs der Wille, das Verhältnis der Völker künftig auf Prinzipien der Vernunft zu begründen. Es galt, Religion und Politik in den Beziehungen der Mächte zu trennen. Die europäische Staatengemeinschaft schuf mit dem Westfälischen Frieden eine verbindliche Ordnung, die den Ausgangspunkt für das moderne Völkerrecht bildete.
29.10., Arte, 23.35 Uhr: "Luthers Lieder"
Wenn von Martin Luther die Rede ist, dann denkt man zunächst an seinen legendären Thesenanschlag, seine Bibelübersetzung und seinen Kampf gegen das Papsttum. Aber wer denkt schon daran, dass Luther einer der erfolgreichsten Liedkomponisten Deutschlands war, der 38 Lieder nicht nur gedichtet, sondern auch komponiert hat? Lieder die noch heute, 500 Jahre nach dem Thesenanschlag, so populär sind, dass sie fast jeder kennt: "Vom Himmel hoch, da komm ich her" oder "Ein feste Burg ist unser Gott", das schon Heinrich Heine als "Marseillaise der Reformation" bezeichnet hat. Dass Luther ein guter Sänger und passabler Lautenspieler war, ist bekannt. Wieso aber hat er sich auf dem Höhepunkt seines aufreibenden theologischen Kampfes ausgerechnet der Komposition von Gesängen gewidmet? Was trieb den Reformator an, im Alter von bereits 40 Jahren ganz plötzlich Lieder wie am Fließband zu produzieren? Worin lag die geniale und zeitlose Qualität seiner Melodien, die inzwischen sogar von Pop- und Jazzmusikern interpretiert werden? Und warum gab es vor Luther überhaupt keine Gesangbücher? Der Schauspieler Ben Becker begibt sich in die Welt Martin Luthers und sucht an bedeutenden Orten der Reformation, in Musikmuseen und Archiven nach den Quellen und Motiven für "Luthers Lieder". Dabei erklingen die Kompositionen auf historischen Instrumenten in der überraschenden Urfassung; Ben Becker entdeckt, dass Luther nicht nur christliche Kampflieder und mitreißende Choräle komponiert hat, sondern auch ein gefühlvolles Liebeslied.
29.10., Kika, 15.50 Uhr: "Terra MaX: Besuch aus der Vergangenheit"
In diesem Geschichtsformat kommen Zeitreisende in die Gegenwart und erzählen ihre Geschichte. Das funktioniert, weil Tüftler Opa Max eine Zeitmaschine gebaut hat, mit der er eigentlich Menschen aus der Zukunft in unsere Zeit holen wollte, aber das geht dauernd schief: Ständig tauchen Leute aus der Vergangenheit auf. Diesmal schaut der Buchhändler Karl Brettschneider aus dem 16. Jahrhundert mit seinem Bauchladen vorbei und will Max seine Bücher verkaufen. Dem platzt der Kragen, kurzerhand setzt er seinen Enkel Paul und den Zeitreisenden vor die Tür. Paul ist neugierig und lässt sich von Karl seine Bücher und Schriftrollen zeigen und erfährt die spannende Geschichte des Reformators Martin Luther, der an Papst und Kirche zweifelte und Gründer einer neuen Konfession wurde. Archivmaterial illustriert die Geschichte, die in Rom ihren Anfang nimmt.
30.10., ZDF, 20.15 Uhr: "Zwischen Himmel und Hölle"
Nach "Katharina Luther" (ARD) zeigt nun auch das ZDF seinen Fernsehfilm zum Luther-Jahr. Das Drehbuch von Stefan Dähnert und Marianne Wendt konfrontiert den Reformator, der sich in den bisherigen Biopics stets mit Vertretern der Kirche auseinandersetzen musste, mit einem Gegenspieler aus den eigenen Reihen. Dramaturgisch ist das ausgesprochen clever, denn der Film kratzt auf diese Weise an dem Denkmal, das er selbst errichtet hat: Luther (Maximilian Brückner) will die Kirche verändern, aber nicht die Welt. Wenn er von Freiheit spricht, dann meint er die religiöse Freiheit, nicht die soziale. Sein Mitstreiter Thomas Müntzer (Jan Krauter) dagegen ist ein Radikaler, der sich den aufständischen Bauern anschließt. All’ das prägt jedoch erst den letzten Akt. Bis dahin erzählt "Zwischen Himmel und Hölle" eine weitgehend bekannte Geschichte mit bekannten Bildern. Das Spätmittelalter von Regisseur Uwe Janson ist exakt so dreckig und finster wie in den meisten anderen Filmen über diese Zeit. Manche Einstellung ist arg klischeehaft, aber immerhin ist das Licht mit sichtbarer Sorgfalt gestaltet. Schauspielerisch gibt es ebenfalls Licht und Schatten. Einige der jungen Ensemblemitglieder sind teilweise nicht kantig genug für ihre Rollen und stoßen an Grenzen, wenn sie die Stimme erheben. Außerdem deklamieren sämtliche Darsteller selbst banale Sätze, als seien ihre Worte in Stein gemeißelt. Ausgerechnet der große Armin Rohde interpretiert den Chefschergen des Erzbischofs genauso schlicht, wie sich die Figur beschreiben lässt: als schurkischen Mann fürs Grobe.
31.10., ARD, 23.45 Uhr: "Luther"
Der Film erzählt die dramatische Lebensgeschichte des Theologen Martin Luther (Joseph Finnes), der vor fünfhundert Jahren mit der Verbreitung seiner Thesen die katholische Kirche in Aufruhr versetzte. Von Papst Leo X. exkommuniziert und von Kaiser Karl V. geächtet, wird Luther zum Ketzer erklärt. Im Volk finden seine Thesen derweil immer mehr Zuspruch. Daraus erwächst ein blutiger Bauernaufstand, der weder in Luthers Sinn ist noch eine Chance auf Erfolg hat. Aber trotz solcher Rückschläge geht für den idealistischen Luther der friedliche Kampf für die Reformation weiter. "Luther" (entstanden 2003) war einer der großen Überraschungserfolge in den deutschen Filmtheatern. Über drei Millionen Besucher wollten die preisgekrönte, von der Kritik gelobte Filmbiografie des wegweisenden Theologen sehen. Neben dem exzellenten Drehbuch und einer mitreißenden Inszenierung profitiert der Film vor allem von seinem Darsteller-Ensemble: Mit Joseph Fiennes, Sir Peter Ustinov, Uwe Ochsenknecht und Bruno Ganz kann der Film eine internationale Starbesetzung vorweisen.
31.10., ZDF, 17.00 Uhr: "500 Jahre Reformation - Der Festakt"
Aus Wittenberg überträgt das ZDF live den Festakt zu 500 Jahren Reformation. An der Veranstaltung im Stadthaus nehmen zahlreiche Politiker und Vertreter gesellschaftlicher Gruppen teil. Redner sind unter anderen der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, und Staatsministerin Monika Grütters. Angefragt ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel als Festrednerin.Musikalisch gestaltet wird das Programm vom Deutschen Symphonieorchester unter Leitung von Sir Roger Norrington sowie dem Hallenser Madrigalchor.
31.10., ZDF, 20.15 Uhr: "Das Luther-Tribunal"
Was sich in Worms im April 1521 ereignete, zählt zu den Schlüsselmomenten deutscher Geschichte: Martin Luther sollte vor Kaiser und Reich seine Lehren widerrufen. Der Film rekonstruiert nicht nur die dramatischen Stunden vor der Versammlung der Mächtigen, er führt auch vor Augen, warum der ungleiche Kampf ausging, wie er ausging, und wie Luther zur Figur einer Zeitenwende wurde. Das Dokudrama lädt die Zuschauer mit seiner Mischung aus Spielszenen (mit Roman Knižka als Luther) und Erläuterungen von Historikern ein, den historischen Moment nachzuerleben und seine Bedingungen zu verstehen. Gleichzeitig erzählt der Film eine moderne Geschichte: Es ist der Einzelne, der sich von Zwängen befreit und für seine Überzeugung einsteht. Dabei beruft er sich auf sein Gewissen und seinen Glauben. Der zeitliche Rahmen des Films wird durch Ankunft und Abreise Luthers gesetzt, die zehn Tage im April 1521 bilden den dramaturgischen Leitfaden. Mittelpunkt der Inszenierung ist der Prozess selbst, der historisch hervorragend belegt ist. Die Innenstadt von Worms füllte sich zur Zeit des Reichstags mit tausenden Menschen, mehr als doppelt so viele, wie die Stadt sonst Einwohner hat. Die Szenerie wird als räumliches Computermodell rekonstruiert. Virtuelle Kameraflüge führen zu den Schauplätzen des Geschehens. Führende Luther-Experten bringen den neuesten Forschungsstand in das Projekt ein.
31.10., ZDF, 22.00 Uhr: "Luther - Das Projekt der 1000 Stimmen"
Das musikalische Highlight zum Reformationsjubiläum mit Chören aus ganz Deutschland kommt aus der Berliner Mercedes-Benz Arena. Eckart von Hirschhausen moderiert das Pop-Oratorium. Das stimmgewaltige Musikprojekt stammt aus der Feder von Michael Kunze und Dieter Falk. Herzstück ist ein großer Chor, bei dem über 4.000 Sängerinnen und Sänger mitwirken, die neben einem Orchester, Rockband und Musicalstars in die Inszenierung eingebettet sind. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Leben und Wirken Martin Luthers, der vor dem Reichstag zu Worms aufgefordert ist, seine kirchenkritischen Aussagen zu widerrufen. In Rückblenden und Ausblicken rund um das Geschehen erzählt das Stück Luthers Ringen um die biblische Wahrheit und von seinem Kampf gegen Obrigkeit und Kirche. Über 10.000 Besucher werden vor Ort in Berlin erwartet, darunter Gäste aus Politik und Kirche.
31.10., Kika, 15.00 Uhr: "Storm und der verbotene Brief"
Das holländische Jugenddrama spielt im mittelalterlichen Antwerpen zur Zeit der Reformation: Der zwölfjährige Storm in ein aufregendes Abenteuer verwickelt, als sein Vater Klaas den Auftrag erhält, in seiner Druckerei einen Brief von Martin Luther zu drucken. Es dauert nicht lange, da wird Klaas auf frischer Tat ertappt und Storms Leben wird über Nacht auf den Kopf gestellt. Storm gerät zwischen die Fronten und flieht mit der Druckplatte des verbotenen Briefs. In seiner ausweglosen Situation trifft er auf das Waisenmädchen Marieke, die in den Katakomben der Stadt lebt. In einer abenteuerlichen Reise gegen die Zeit versuchen sie gemeinsam Storms Vater vor dem Scheiterhaufen zu bewahren. Aber wem kann Storm überhaupt noch trauen? Was als abenteuerliche Flucht begann, wird zu einem tapferen Kampf um die Freiheit.
31.10., Kika 19.25 Uhr: "Triff Martin Luther"
Der Film ist Auftakt zu einer neuen Reihe, in der Amy Mußul auf berühmte Menschen der Geschichte trifft; und zwar in deren Zeit. Geschickt wird die Moderatorin in die Handlung integriert, sodass sich nicht nur Martin Luther fragt, wer die junge Dame ist, die das Tintenfass abbekommt, das er doch eigentlich nach dem Teufel wirft. Warum steht sie ihm im Weg, als er die 95 Thesen anschlägt? Luther ist zwar genervt, wundert sich aber nicht allzu lang, dafür ist er zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu erschüttern. Auf diese spielerische Weise soll die Sendung Grundschülern Leben und Werk des großen Reformators näher. Die Moderatorin erlebt hautnah die Szenen und Legenden, die Martin Luther berühmt gemacht haben: "Luther für Einsteiger".
31.10., Phoenix: Thementag 500 Jahre Reformation
Der Dokukanal von ARD und ZDF widmet sein Programm ab 9.00 Uhr den gesamten Tag dem Reformationsjubiläum. Zum Angebot zählt unter anderem die Reihe "Der Luther-Code" (9.45 bis 14.15 Uhr). Alexandra Hardorf und Wilfried Hauke stellen in der sechsteiligen Doku-Reihe die Fragen, die auch damals schon die Menschen beschäftigt haben. Nur sind die Protagonisten jetzt junge Genforscher, Astrophysiker, Aktivisten, Blogger und Unternehmer. In ihre Antworten montieren die Autoren aufwendig inszenierte filmische Porträts berühmter Persönlichkeiten der letzten 500 Jahre, die in ihrer Zeit die Welt neu erfunden haben. Unter ihnen befinden sich Jan Hus, Johannes Kepler, Paul Julius Reuter, Bertha von Suttner, Albert Einstein und Luther selbst. In den sechs Episoden wird deutlich, dass auch die digitale Revolution auffällig auf einen humanistisch-reformatorischen Wertekanon zurückgreift, in dessen Zentrum Verantwortung und Nachhaltigkeit stehen. Die Entdeckungsreise beginnt im 15. Jahrhundert: Der Mensch steht noch ganz unter dem Einfluss von Kirche und Gott. Doch die Reformation und die Errungenschaften der Renaissance eröffnen neue Horizonte; es kommt zum Urknall des freien Denkens. In die Geschichten von Martin Luther, Johannes Gutenberg und Leonardo da Vinci verweben sich die Biografien, Weltanschauungen und Träume von Vertretern der sogenannten Generation Y. Es sind junge Menschen, die in den 80er und 90er Jahren geboren wurden und die angetreten sind, heute unsere Welt neu zu gestalten. Menschen wie Regina Catrambone, die gemeinsam mit ihrem Mann, ihrer Tochter und ihrem eigenen Schiff Flüchtlinge aus dem Mittelmeer rettet. Oder Carolina Costa, die eine moderne, eine freche Kirche vertritt, die Menschen unterschiedlicher Religionen eine Plattform bietet. Jede Folge der Reihe widmet sich einem Jahrhundert der Neuzeit. Experten wie Jimmy Wales (Gründer Wikipedia), die Soziologen Eva Illouz und Jochen Hörisch, der Querdenker Luciano Floridi oder der Historiker Hartmut Lehmann konkretisieren die Bezüge zwischen Reformation und Moderne und den großen Fragen nach Identität, Verantwortung und Zukunft unserer Tage. Zu den weiteren Dokumentationen zählen Porträts unter anderem von Luthers Frau Katharina von Bora (15.45 Uhr) oder seinem Weggefährten Thomas Münzer (17.15 Uhr). Am Abend zeigt Phoenix "Der große Anfang – 500 Jahre Reformation". Harald Lesch erläutert in dem ZDF-Dreiteiler, welche kulturellen und weltgeschichtlichen Strömungen den jungen Mönch und späteren Professor und Reformator geprägt haben, und fragt sich, ob Luther Michelangelo getroffen hat.
2.11., WDR, 22.40 Uhr: "Was ein Zirkus! - Menschen mit Behinderung in der Manege"
"Zirkus ist kein Zuckerschlecken", sagt Dani nach dem ersten Trainingstag. Und Julius ist sich sicher: "Ich will Fakir werden". Dani und Julius trainieren für einen ganz besonderen Tag: ihren ersten großen Auftritt in der Manege. Aber sie sind keine muskelgestählten Artisten. Julius ist mit Down-Syndrom zur Welt gekommen, Dani lebt mit einer geistigen Behinderung.
Das außergewöhnliche Zirkusprojekt hat sich die bodelschwinghsche Stiftung Bethel zum 150-jährigen Geburtstag ausgedacht. Wolfgang Luck hat das Projekt über mehrere Monate begleitet, und zwar auch im Alltag, der so gar nichts mit Rampenlicht und Applaus zu tun hat: Dani verpackt in einer Behindertenwerkstatt Schrauben und Julius sitzt mit schwerbehinderten Klassenkameraden in einer Förderschule. Die große Frage ist: Werden die beiden wirklich den Mut aufbringen, vor mehr als 1.000 Menschen in die Manege zu treten?
2.11., WDR, 23.10 Uhr: "Freiheit wagen! - Margot Käßmann"
Margot Käßmann, Botschafterin des Lutherjahres, evangelische Theologin und Pfarrerin, ist gewohnt zu kämpfen. Schon die Entscheidung, Theologie zu studieren, hatte für sie mit politischem Bewusstsein, dem Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu tun. Die Mutter von vier erwachsenen Töchtern und vierfache Großmutter wurde als erste Frau in der Evangelischen Kirche Bischöfin und Ratsvorsitzende der EKD. Für Furore sorgte sie in ihrer Weihnachtspredigt 2009, als sie mit dem berühmten Satz "Nichts ist gut in Afghanistan" heftige politische Reaktionen hervorrief. Es ging um die deutschen Soldaten am Hindukusch. Nach monatelanger Kritik und einer Autofahrt unter Alkoholeinfluss zog sie die Konsequenzen und trat von ihren Ämtern zurück. Ihrer Glaubwürdigkeit, Beliebtheit und Popularität tat das keinen Abbruch, im Gegenteil. In dem Porträtfilm "Freiheit wagen!" führt Käßmann in ihre Kindheit, spricht über das, was sie im Leben prägte und über ihre großen Lebenskrisen. Sie gewährte der Filmemacherin Renata Schmidtkunz Einblicke in sehr private Bereiche und in den engen Familien- und Freundeskreis. So entsteht das Bild einer Frau, die voller Witz und Ironie, mit viel Energie, großer sozialer Kompetenz, klarer politischer Analyse und authentischer Warmherzigkeit ihr Leben Revue passieren lässt.