Margaret Atwood zeige in ihren Werken immer wieder ihr "politisches Gespür und ihre Hellhörigkeit für gefährliche unterschwellige Entwicklungen und Strömungen", heißt es in der Begründung des Stiftungsrats: "Als eine der bedeutendsten Erzählerinnen unserer Zeit stellt sie die sich wandelnden Denk- und Verhaltensweisen ins Zentrum ihres Schaffens und lotet sie in ihren utopischen wie dystopischen Werken furchtlos aus." Sie demonstriere auch, wie leicht vermeintliche Normalität ins Unmenschliche kippen kann. "Humanität, Gerechtigkeitsstreben und Toleranz" prägten ihre Haltung.
Die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse nannte Atwood in ihrer Lobrede eine "immens kreative und produktive Autorin". Ihr Werk sei von "tropischer Vielfalt" und reiche "von wie hingetupften autobiografischen Erzählungen zu aufwendig ausgestalteten Zukunftsromanen". Die in den Wäldern Quebecs aufgewachsene Tochter eines Biologen sei eine Geschichtenerzählerin, die ihr Sensorium für die menschliche Natur und ihren politischen Verstand "als das Grundwasser nutzt, von dem sie diese Geschichten nährt".
Die am 18. November 1939 in Ottawa geborene Atwood studierte in Toronto und Cambridge/Massachusetts Englisch und Literatur. Erste Gedichte veröffentlichte sie in den frühen 1960er Jahren, seit 1964 arbeitete sie als Literaturwissenschaftlerin an verschiedenen Universitäten.
Neben Lyrik, Kurzgeschichten, Theaterstücken, Essays und Kinderbüchern veröffentlichte sie unter anderem die Romane "Die essbare Frau" (1969), "Der lange Traum" (1972), "Der Report der Magd" (1985), "Oryx und Crake" (2003), "Das Jahr der Flut" (2009), "Die Geschichte von Zeb" (2013) und zuletzt "Hexensaat" (2016).
Atwood wurde mit zahlreichen Preisen bedacht, unter anderem mit dem Booker Prize for Fiction (2000), dem Nelly-Sachs-Preis (2009), dem Canadian Booksellers' Lifetime Achievement Award (2012) und dem PEN Printer Prize (2016). Sie lebt mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Graeme Gibson, in Toronto.
Im vergangenen Jahr wurde die Berliner Philosophin und Publizistin Carolin Emcke geehrt. Zuvor waren Friedenspreisträger der deutsche Journalist, Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani (2015), der US-amerikanische Informatiker Jaron Lanier (2014), die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch (2013) und der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu (2012).