Die moralische Führung im Kampf gegen Atomwaffen weltweit zu übernehmen: Dieses Ziel verfolgten schon die Ärzte Bill Williams und Tilman Ruff, als sie ICAN 2007 in Melbourne gründeten. Für ihr großes Ziel waren sich die Australier auch nicht zu schade, im Känguruh-Kostüm als "ICANgaroos" gegen Atomwaffen zu protestieren. Schnell wurde aus der Initiative der beiden eine weltweite Bewegung.
Ihr Vorbild: die Internationale Kampagne gegen Landminen, die für ihre erfolgreiche Graswurzelkampagne vor 20 Jahren mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde. Wie beim Verbot gegen Landminen, so verfolgte auch ICAN hartnäckig das Ziel, eine Koalition der Willigen für ein Atomwaffenverbot zusammenzubekommen. Österreich, Brasilien, Irland, Mexiko, Nigeria und Südafrika gehörten zu den ersten Unterstützern, weitere folgten.
Vor einem Jahr stimmten schließlich 122 der 193 Staaten in der UN-Vollversammlung für den Atomwaffenverbotsvertrag, obwohl die Atommächte und ihre Verbündeten - darunter auch Deutschland - sich bis heute dagegen aussprechen. Das Abkommen trägt die Handschrift von ICAN: Der völkerrechtlich bindende Vertrag verbietet den Einsatz von Atomwaffen ebenso wie deren Herstellung, Besitz, Lagerung und Stationierung. Auch Atomwaffentests und Drohungen des Nuklearwaffeneinsatzes sind dem Abkommen nach verboten.
Kampf gegen Atomwaffen ist aktuell wie lange nicht
UN-Generalsekretär António Guterres hob das Engagement von ICAN bei der Zeremonie im September ausdrücklich hervor. Dass ICAN-Chefin Fihn neben ihm und dem Präsidenten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Peter Maurer, als einzige bei der Zeremonie eine kurze Ansprache hielt, sollte diesen Umstand würdigen. Als danach ein Staatschef nach dem anderen seine Unterschrift unter den Vertrag setzte, dürfte Fihn eine Freudenträne verdrückt haben - auch wenn sie weiß und mehrfach betonte, der Vertrag sei nur der Anfang. Als nächstes will ICAN die Atommächte ins Boot holen.
Der Friedensnobelpreis dürfte der Organisation dabei ungeahnten Rückenwind verleihen, zumal der Kampf gegen Atomwaffen so aktuell ist wie lange nicht. Nur einen Tag vor Fihns Rede in New York hatte US-Präsident Donald Trump Nordkorea und seinen 22 Millionen Einwohnern mit der "totalen Vernichtung" im Verteidigungsfall gedroht. Dass mit Trump und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un zwei Politiker wieder offen von einem Atomkrieg sprechen, machte nicht nur in der UN-Vollversammlung vielen Angst.