Ein klares Bekenntnis zur Aufarbeitung der jahrhundertealten und bis in die Gegenwart reichenden Vorurteile und Stereotypen über Sinti und Roma innerhalb der Kirche wäre ein wichtiger Schritt, sagte Rose am Mittwoch in Berlin bei einer Tagung der Evangelischen Akademie über "Protestantismus und Antiziganismus". Dabei wurde auch eine Studie zum Thema vorgestellt.
Noch immer gebe es in der Forschung zu "viele Leerstellen", mit denen sich Kirchenhistoriker auseinandersetzen sollten. Dabei sind für Rose die "zähen und langlebigen Vorurteile" gegenüber den Sinti und Roma, die unter anderem vom Reformator Martin Luther (1483-1546) in seinen Schriften befeuert worden seien, Ausdruck eines gesellschaftlichen Versagens.
Theologische Rechtfertigung der Feindschaft gegen Sinti und Roma durch Luther
Der Bevollmächtige des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der EU, Prälat Martin Dutzmann, räumte ein Versagen der evangelischen Kirche ein. Im Jahr des 500. Reformationsjubiläums schmerze es besonders zu erfahren, dass Martin Luther die Feindschaft gegen Sinti und Roma theologisch rechtfertigt habe und dass viele Protestanten ihm darin gefolgt seien, sagte Dutzmann.
Wie es zu der theologisch legitimierten Verachtung und Verfolgung der Sinti und Roma gekommen sei, bedürfe einer differenzierten kirchengeschichtlichen Untersuchung, betonte Dutzmann. Auch müsse sich die evangelische Kirche der Kollaboration von Gemeindegliedern und Amtsträgern mit dem NS-Regime und damit ihrer Mitverantwortung für den Völkermord an den Sinti und Roma stellen.
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Die 30-seitige Studie "Protestantismus und Antiziganismus" der Heidelberger Historikerin Verena Meier kommt zu der Erkenntnis, dass Vorurteile gegenüber Sinti und Roma auch innerhalb der evangelischen Kirche tief verwurzelt sind und anders als beim christlich-jüdischen Dialog bis heute kaum aufgearbeitet wurden. Auftraggeber der Studie war der Zentralrat der Sinti und Roma.