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TV-Tipp: "Kommissar Marthaler: Die Sterntaler-Verschwörung" (ZDF)
11.9., ZDF, 20.15 Uhr: "Kommissar Marthaler: Die Sterntaler-Verschwörung"
Ein unsympathischer LKA-Kollege nimmt Kommissar Marthaler die Ermittlungen zum Mord an einer Journalistin weg. Der Kommissar soll sich stattdessen um den Tod eines Landtagsabgeordneten kümmern. Bald stellt sich heraus, dass die beiden Fälle zusammengehören.

In den letzten Jahren hat sich der nach seinem Langfilmdebüt "Waffenstillstand" (2009) zu Recht hochgelobte Regisseur Lancelot von Naso fast ausschließlich mit "Kommissar Marthaler" beschäftigt. Die maßgeblich von ihm selbst geprägten Krimis nach den Romanen von Jan Seghers (alias Matthias Altenburg) haben sich zu einer der interessantesten ZDF-Reihen entwickelt. Den fünften Film hat nun Züli Aladag inszeniert; von Naso wird nur noch als Koautor (gemeinsam mit Kai-Uwe Hasenheit) sowie unter der Stabangabe "dramaturgische Konzeption" geführt. Von Naso hat die Ästhetik von "Kommissar Marthaler" geprägt, und auch Aladag sorgt gemeinsam mit Kameramann Fabian Rösler gerade in den vielen Nachtaufnahmen für ein faszinierendes Licht.


Da Marthalers Freundin gleich zu Beginn das Weite sucht, weil er ohnehin immer bloß seine Arbeit im Kopf hat, gibt es viele Momente der melancholischen Entspanntheit, weil der Kommissar (Matthias Koeberlin) nicht schlafen kann; das bereichert den Film um eine reizvolle Note. Davon abgesehen jedoch erreicht "Die Sterntaler-Verschwörung" nicht ganz die Intensität der früheren Episoden, obwohl die Geschichte von vergleichbarer Komplexität ist. Erneut ist der Frankfurter Ermittler mit seinem Team einem Komplott auf der Spur, das bis in die höchsten Kreise reicht. Hinzu kommt, dass ihm eigentlich die Hände gebunden sind, denn kaum ist Marthaler nach der Ermordung einer Journalistin am Tatort eingetroffen, taucht ein höchst unsympathischer LKA-Kollege (André Hennicke) auf und nimmt ihm den Fall weg. Der Kommissar soll sich stattdessen um den Tod eines Landtagsabgeordneten kümmern, reine Routine, denn der Mann hat sich augenscheinlich das Leben genommen. Tatsächlich stellt sich schließlich jedoch raus, dass die beiden Fälle zusammengehören, denn die Journalistin war einem Landtagsskandal auf der Spur. Außerdem mehren sich die Hinweise, dass LKA-Mann Rotteck richtig Dreck am Stecken hat, aber nachweisen lässt sich ihm nichts; Krimifreunde können sich über eine kleine Verbeugung vor Patricia Highsmiths Roman "Zwei Fremde im Zug" freuen (oder vor Alfred Hitchcocks kongenialer Verfilmung).
Schon allein die Mitwirkung namhafter Schauspieler in zum Teil winzigsten Rollen sind ein deutlicher Hinweis darauf, wie gut der Ruf sein muss, den "Kommissar Marthaler" mittlerweile genießt. Den toten Landtagsabgeordneten zum Beispiel verkörpert Hans Peter Hallwachs, was geradezu verschwenderisch ist, denn der Mann, dessen politische Karriere nach einer innerparteilichen Verschwörung am Ende war, taucht ansonsten nur in einem kurzen TV-Interview auf; aber die Besetzung ist natürlich ein Signal, dass die Figur ungleich bedeutsamer ist, als es zunächst den Anschein hat. Gleiches gilt für Götz Schubert als Parteichef. Auch er hat im Grunde nur eine Szene, als die Polizisten ihn befragen, auch seine Rolle erfährt am Ende eine unerwartete Aufwertung.

Mehr emotionale Momente

Trotz des gewohnten Handlungsreichtums wirkt der Film insgesamt weniger dicht als die Episoden, die Lancelot von Naso inszeniert hat. Aladags Meriten stehen außer Frage, neben diversen "Tatort"-Krimis hat er unter anderem den ebenso umstrittenen wie herausragenden Thriller "Wut" gedreht, der eine Eskalation der Gewalt zwischen einem unbescholtenen Familienvater und einem türkischstämmigen Jugendlichen beschreibt. "Die Sterntaler-Verschwörung" bietet zwar die gewohnte perfekte Mischung aus Action-Szenen, Drama und Krimi setzt, aber anders als bei von Naso geht die Spannung weniger in die Tiefe; dafür gibt es dank Marthalers Trennungstrauer und einer gewissen Berufsmüdigkeit mehr emotionale Momente als zuletzt. Im Grunde lebt der Film von der Frage, wie die vielen Puzzlestücke, die die Ermittler sammeln, zusammengesetzt werden müssen, um ein Bild zu ergeben. Sehenswert wie stets ist dagegen das Ensemble, das selbst diverse Wechsel problemlos überstanden hat. Zum Team gehört nun Liane Forestieri als neue Chefin sowie Alice Dwyer, die mit ihrer kühlen und prägnanten Art für jeden Film ein Gewinn ist. Interessant ist auch die Frage, wie es mit der Reihe weitergeht, denn mit der "Sterntaler-Verschwörung" (der Titel bezieht sich auf einen Nachtclub, in dem sich die Verschwörer getroffen haben) sind alle bislang erschienenen "Marthaler"-Romane verfilmt worden; das ZDF lässt derzeit ein Originaldrehbuch entwickeln.