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TV-Tipp: "Sechs Richtige und ich" (Sat.1)
29.8., Sat.1, 20.15 Uhr: "Sechs Richtige und ich"
Ehrliche Haut findet Lottoquittung mit sechs Richtigen und sucht den wahren Gewinner: Das ist im Grunde die ganze Geschichte dieser Sat.1-Komödie. Die Finderin heißt Carolin Rubens (Susan Hoecke) und ist mit Leib und Seele Altenpflegerin, hat wegen ihrer unkonventionellen Methoden aber ständig Ärger mit ihrem unsympathischen Chef (Timo Dierkes). Dabei hat sie’s schon schwer genug: Die Witwe wohnt in einem halbfertigen Haus und sitzt auf 230.000 Euro Schulden; die Bank droht mit Zwangsversteigerung.

Neben ihren beiden Kindern füttert sie auch noch ihren Bruder Gregor (Benedikt Blaskovic) durch, einen Künstler, der seit Jahren eine Schaffenskrise durchleidet. Derweil ist der Jackpot von Lotto Colonia, satte fünf Millionen, Kölner Stadtgespräch; und ausgerechnet Carolin flattert eines Tages die Lottoquittung vor die Füße. Die Summe würde auf einen Schlag alle ihre Probleme lösen. Gregor und ihre halbwüchsige Tochter Nele (Farina Flebbe) versuchen erst im Guten und dann mit allen Tricks, an den Lottogewinn ranzukommen, aber Carolin ist eine Frau mit Prinzipien; deshalb stellt sie eine Videobotschaft ins Internet, um den wahren Besitzer zu finden. Plötzlich hat sie nicht nur ganz viele Freunde, es melden sich auch Dutzende von Kandidaten; die Quittung ist jedoch auf eine ganz spezielle Art gefaltet, was die Suche erleichtert. Dass sich ausgerechnet die arbeitsscheue Kollegin Tina (Tina Amon Amonsen) als Gewinnerin entpuppt, passt Carolin allerdings gar nicht.

Das ist alles ganz nett, aber bis hin zur Musik oberflächlich und holzschnittartig. Allerdings erzählt der Film auch eine Romanze, und die ist sehenswert, was vor allem an Hendrik Duryn liegt. Der Schauspieler ist ganz wesentlich dafür verantwortlich, dass "Der Lehrer" (RTL) in den letzten Jahren die praktisch einzige wirklich erfolgreiche Serie eines Privatsenders war. In "Sechs Richtige und ich" spielt er den arroganten Anwalt Felix, der es gewohnt ist, dass sich mit Geld alle Probleme lösen lassen. Deshalb gerät er umgehend mit Carolin aneinander, als er seine zunehmend vergessliche Mutter Elinor (Grit Boettcher) ins Altenheim bringt. Angesichts von Carolins Dilemma bietet er ihr einen Deal an: Sie kümmert sich um Elinor, er hilft ihr aus dem Schlamassel, und tatsächlich findet er im Handumdrehen raus, dass Tina eine Betrügerin ist. Als Gregor in einem Zeitungsinterview vom Gewinn prahlt und sich über Nacht alle "Freunde" von Carolin abwenden, ist ausgerechnet Felix der einzige, der zu ihr steht.

Susan Hoecke gibt sich redlich Mühe, ihre Titelfigur auszuloten, aber ihrem Spiel ist anzumerken, dass da offenbar nicht viel zu holen ist; deshalb wirkt sie mitunter wie eine typische Nebendarstellerin (die sie, etwa in der RTL-Serie "Sekretärinnen", meistens auch war), der Potenzial und Ausstrahlung fehlen, um die fehlende Tiefe einer Figur auszugleichen. Dennoch hat die romantische Komödie immer wieder vergnügliche Momente, weil das Drehbuch (Peter Ackermann-Laubenstein, Gerd Lurz) die Geschichte um diverse originelle Details anreichert. Dass Carolin mit ihren Schutzbefohlenen Football spielt, ist zwar nicht besonders glaubwürdig, unterstreicht jedoch, dass sie in der Altenpflege andere Wege ausprobiert. Natürlich darf auch die fingierte Haltestelle nicht fehlen, an der eine demente alte Frau viel Zeit verbringt; der Gag besteht darin, dass eine Freundin von Nele ebenfalls drauf reinfällt.

Sehr nett ist auch die Idee mit dem Alpaka, weil das einfach witzige Tiere sind. Das Andenkamel ist der Herzenswunsch von Carolins kleinem Sohn. Der Banker, der eben noch ihr Eigenheim verhökern wollte, hat der vermeintlichen Lottogewinnerin großzügig eine goldene Kreditkarte überreicht, was Nele prompt ausnutzt, um ihrem Bruder seinen Wunsch erfüllen. Während sich Farina Flebbe als trotziger Teenager für weitere Rollen empfiehlt, klingen die Dialoge ihres einige Jahre jüngeren Filmbruders Carlo Bohnenkamp stellenweise doch sehr aufgesagt. Ähnlich klischeehaft wie die anderen Nebenrollen, aber immerhin satirisch überhöht ist ein sauertöpfisches Spießerpaar aus der Nachbarschaft, das ständig einen Grund findet, sich über die Familie Rubens zu ärgern.