Der großartige Krimi ist ein Werk des Duos Stephan Wagner (Regie) und Holger Karsten Schmidt (Buch), die im vergangenen Jahr für ihren DDR-Film "Mord in Eberswalde" einen Grimme-Preis bekommen haben. Auch ihre früheren gemeinsamen Arbeiten, darunter das Drama "In Sachen Kaminski" (2005) und der Thriller "Der Stich des Skorpion" (2004), waren herausragende Fernsehfilme. Gemessen daran ist dieser Harzkrimi fast eine Komödie, wie auch der doppeldeutige Titel andeutet, denn der Held der Geschichte ist alles andere als ein harter Brocken. Aljoscha Stadelmann, viel beschäftigt, aber viel zu selten in Hauptrollen, spielt eines jener stillen Wasser, wie sie seit einigen Jahren typisch sind für die Provinzkrimis von Schmidt ("Mörder auf Amrum"): Dorfpolizist Frank Koops, nicht mehr jung und vor allem nicht mehr schlank, macht auf den ersten Blick nicht viel her, ist aber problemlos in der Lage, mit den Herausforderungen zu wachsen. Solche Figuren entwirft Schmidt sonst gern für Hinnerk Schönemann (unter anderem als Privatdetektiv Finn Zehender, zuletzt in "Mord in Aschberg", oder in der neuen ARD-Reihe "Nord bei Nordwest"), aber der spielt diesmal nur eine Nebenrolle.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Die Geschichte, auch das ein Merkmal von Schmidts Drehbüchern, ist knallhart: Ein Pärchen (Bach, Anna Schudt) hat eine Bank überfallen und ist nun zu Fuß auf der Flucht quer durch den Harz. Als die beiden eine Reiseführerin nach dem Weg fragen, erhascht die junge Frau einen Blick auf die Beute und reagiert sofort: Sie schnappt sich den Rucksack mit dem Geld, es kommt zu einer Schießerei, sie wird tödlich getroffen, kann sich aber verstecken und mit letzter Kraft ihren Bruder Marco (Godehard Giese) anrufen. Natürlich will das Pärchen die 1,4 Millionen Euro zurück, und nun beginnt ein lebensgefährliches Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Bankräubern und den Brüdern Marco und Patrick (Schönemann). Derweil vergnügt sich Koops mit einer LKA-Kollegin, die mit ihrem Auto in einen Erdrutsch geraten ist und ihm, da sie nun mal da ist, bei der Suche nach dem Mörder der jungen Frau hilft. Die entsprechenden Szenen mit Stadelmann und Julia Koschitz wirken auch dank der trocken humorvollen Dialoge wie Momente aus einer romantischen Komödie, zumal Koschitz die Kommissarin subtil ironisch verkörpert. Ohnehin sind die verschiedenen Paare ausgezeichnet zusammengestellt: Bach und Schudt sind ein glaubwürdiges Gangsterpärchen, Giese und Schönemann ergänzen sich ebenfalls sehr gut.
Abgerundet wird das Ensemble durch die Landschaft. Wagner hat den Film in Sankt Andreasberg gedreht, und dank der ausgezeichneten Bildgestaltung durch seinen bevorzugten Kameramann Thomas Benesch ist "Harter Brocken" in jeder Hinsicht sehenswert. Gerade die Aufnahmen der Nebelfetzen verleihen dem Film immer wieder eine mystische Atmosphäre, die perfekt zur Geschichte passt, denn die Handlung spielt rund um die Walpurgisnacht, und gerade in dieser Zeit hat der Harz, wie Koops beteuert, seine eigenen Gesetze. Kein Wunder, dass die Auflösung dieser von Ferne an die Thrillerkomödie "Fargo" der Coen-Brüder erinnernden Geschichte ein echter Knüller ist.