9.7., ARD, 17.30 Uhr: "Gott und die Welt: Zurück nach Albanien"
Ihr Asylantrag ist abgelehnt. Morgens um fünf Uhr wird die Familie Uka mit ihren zwei kleinen Kindern zum Frankfurter Flughafen gebracht. Die angeordnete Abschiebung wird umgesetzt. Weil sie freiwillig nach Albanien zurückgehen, bleiben den Eltern die Handschellen erspart. Damit endet der Traum vom besseren Leben in Deutschland. Mit einem gewachsenen Schuldenberg geht es zurück in ihr kleines Dorf in Albanien. Christian Gropper beschreibt in seinem Film, wie es dort für die Familie weitergeht. Mit viel Fleiß und wenig Hoffnung machen sich die Ukas ans Werk. Sie lassen sich ungewöhnlich offen bei ihrem Neuanfang begleiten. Welche Chancen haben sie, und was gelingt ihnen in einem Land, das seit drei Jahren Beitrittskandidat der EU ist, und noch immer von großer Armut und archaischen Strukturen geprägt wird?
10.7., 3sat, 23.55 Uhr: "37 Grad: Sarah und ihr fremdes Herz"
Sarah aus Flensburg ist 27 Jahre alt. Vor rund neun Jahren wurde ihr ein fremdes Herz transplantiert. Dieser Film dokumentiert ihren langen Weg zurück ins Leben; und ihre Angst. Im Schnitt hält ein transplantiertes Herz zehn bis fünfzehn Jahre, so die Schätzungen der Mediziner, manchmal auch länger. Für Sarah rückt inzwischen die Sorge immer näher, dass der Tag bald kommen wird, an dem das Organ erneut ersetzt werden muss. Mit 17 Jahren erkrankte sie an einer Herzmuskelentzündung; dadurch wurde das Organ irreparabel geschädigt.
Auslöser war ein verschleppter grippaler Infekt. Im November 2007 besuchte die ZDF-Autorin Heike Kruse Sarah zum ersten Mal. Zu diesem Zeitpunkt lag die junge Frau bereits mehrere Wochen auf der Intensivstation der Universitätsklinik in Kiel und wartete auf ein neues Herz; eine Transplantation war Sarahs einzige Überlebenschance. Seit diesem Zeitpunkt war die Kamera Sarahs ständiger Begleiter, beobachtete sie in ihrer schwierigsten Zeit zwischen Hoffen und Bangen, war dabei im Augenblick der erfolgreichen Operation. Sie dokumentierte Jahr für Jahr Sarahs mühsame Schritte zurück ins Leben und zeigt ihre Entwicklung: wie sie das erste Mal so richtig verliebt ist, wie sie mit dem fremden Herzen zur enthusiastischen Sportlerin wird. Eigentlich ein normales Leben, auf den ersten Blick.
Aber Sarah muss jeden Tag zahlreiche Medikamente einnehmen, die ihr Immunsystem in Schach halten, damit ihr Körper das transplantierte Organ nicht abstößt. Dadurch ist sie anfällig für Infektionen; eine Erkältung kann schnell lebensbedrohliche Folgen haben. Dennoch versucht Sarah, so normal wie möglich zu leben. Sie studiert und lebt mit ihrem Freund zusammen. Aber die Angst vor einem erneuten "Tag X" wird nun immer größer. Die Reportage stellt daher auch eine existentielle Frage: Nehmen Menschen wie Sarah das Leben intensiver und bewusster wahr als andere, weil ihnen klar ist, wie schnell es vorbei sein kann?
10.7., MDR Fernsehen, 22.05 Uhr: "Thomas Müntzer"
Diese mit großem Aufwand entstandene Defa-Produktion aus dem Jahr 1956 ist eine Ausgrabung zum Lutherjahr; Luther selbst kommt jedoch praktisch nicht vor. Der Film erzählt die Geschichte des jungen Pfarrers Thomas Müntzer (Wolfgang Stumpf), der sich für Luthers Thesen begeistert. Zu jener Zeit lernt er als Beichtvater in einem Nonnenkloster Ottilie von Gersen (Margarete Taudte) kennen, seine spätere Frau. 1523 tritt er in Allstedt (heute im Landkreis Mansfeld-Südharz) eine Pfarrstelle an. Wie überall sind auch hier die Bauern mit ihrer Situation unzufrieden.
Müntzer mischt sich ein, als der Bauer Buss (Heinz Gies) verhaftet werden soll, obwohl er nur seine Schwester Bärbel (Ruth Maria Kubitschek) verteidigt hat. Wenig später hält Müntzer vor begeisterten Massen eine Predigt. Die Bauern zerstören, von seinen Worten aufgewiegelt, Heiligenbilder, brennen eine Kirche nieder und greifen die Soldaten des Mansfelder Grafen an. Die Rädelsführer werden verhaftet. Müntzer folgt nicht länger Luther, der einen Aufruhr ablehnt, er sieht einen Kampf als unumgänglich. Schließlich kommt es zur entscheidenden Schlacht.
Im "Spiegel" hieß es in einer zeitgenössischen Kritik: Regisseur Martin Hellberg "hat in diesem agfacolorierten 'Bilderbogen deutscher Geschichte' den Wiedertäufer-Rebellen, Bilderstürmer und Märtyrer des Bauernkrieges in einen urkommunistischen Ahnherrn des Walter Ulbricht umfrisiert. Auf dem historischen Kampfplatz bei Bad Frankenhausen in Thüringen, wo Anno 1525 die Kerntruppen der Bauernkrieger von den Landsknechten der Fürsten zusammengeschlagen wurden, liefern sich 2.000 verkleidete Volkspolizisten und Schüler der Baufachschulen von Erfurt und Gotha eine blutig-dekorative Filmschlacht. 206 Haupt- und Neben-Akteure – die Titelrolle bewältigt der Hamburger Schauspieler Wolfgang Stumpf mit gedämpftem Edelmut –, verschlingen die vorwiegend rötlichen Handlungsfäden zu einem monumentalen Verwirrspiel."
10.7., One, 20.15 Uhr: "Freistatt"
Vor einigen Jahren hat das ZDF mit dem düsteren Film "Und alle haben geschwiegen" an die verdrängte Geschichte der deutschen Heimkinder in den Fünfziger- und Sechzigerjahren erinnert. Das Drama basierte auf dem Sachbuch "Schläge im Namen des Herrn" von Peter Wensierski. Auch Marc Brummund hat sich für seinen Film "Freistatt" durch den "Spiegel"-Autor inspirieren lassen. Pate für seinen Kinofilm war allerdings Wolfgang Rosenkötter. Er war ein Zögling der Diakonie Freistatt im niedersächsischen Kreis Diepholz. Das kirchliche Fürsorgeheim galt als eines der härtesten seiner Art: Die oft aus fadenscheinigen Gründen eingelieferten Jugendlichen mussten bis zur Erschöpfung Torf stechen und waren der Willkür ihrer Aufseher ausgeliefert, die mit Pädagogik wenig im Sinn hatten. Brummund siedelt die Handlung in den späten Sechzigerjahren an. Der Film beginnt mit viel Zeitgefühl und Aufbruchstimmung; das ändert sich abrupt, als Wolfgang nach Freistatt kommt, weil sein gewalttätiger Stiefvater ihn loswerden will. Die Geschichte ist freudlos, aber der Film ist hervorragend. Neben der ausgezeichneten Bildgestaltung und der vortrefflichen Musik beeindruckt "Freistatt" vor allem durch die Führung der Darsteller.
11.7., ZDF, 22.15 Uhr: "37 Grad: Nichts zu holen"
Autorin Daniela Hoyer hat für ihre "37"-Reportage zwei Gerichtsvollzieher bei ihrer schwierigen Arbeit begleitet: Andrea Wolff in Bremen und Björn Ellendt in Berlin. Sie suchen nach Bargeld, pfänden Wertsachen und setzen säumige Mieter auf die Straße. Das geht nie ohne Konflikte und selten ohne Gefühle. Mit richterlichem Beschluss dürfen sie die Wohnung eines Schuldners betreten - wenn es sein muss, mit Gewalt. Rund 4200 Gerichtsvollzieher, darunter etwa 1600 Frauen, sind tagtäglich in Deutschland unterwegs.
Wolff ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und hat ihren eigenen Weg gefunden, sich durchzusetzen: Die 47-Jährige, seit 17 Jahren im Beruf, spielt nicht die knallharte Vollstreckerin, sondern versucht, mit einfühlsamen Gesprächen eine Brücke zu den Schuldnern zu bauen. Während Männer ihrer Ansicht nach gern auch mal einen Konflikt provozierten, müsse sie sich nichts beweisen. Gegenentwurf ist der Kollege Ellendt. Sein Bezirk ist seit 25 Jahren Oberschöneweide in Berlin Treptow-Köpenick. Das Viertel lebte einmal von Großunternehmen wie Samsung und AEG. Beide sind lange fort, die Arbeitslosigkeit ist hoch. Ellendt kennt bei manchen Klingelschildern mit zehn Namen vier schicksalhafte Geschichten. Seit Jahren blicke er nur noch in vermüllte Wohnungen und leere Gesichter, sagt er; die Leute hätten nichts mehr, das sich zu beschlagnahmen lohnt.
Gerichtsvollzieher werden angeschrien, angerempelt, angespuckt. Einmal wurde Ellendt krankenhausreif geprügelt. Seitdem achtet er immer darauf, einen Fluchtweg zu haben. Sein Schlosser trägt eine schusssichere Weste, seit ihm ein Schuldner ein Messer zwischen Herz und Lunge gerammt hat. Auch Andrea Wolff wurde schon von einer psychisch kranken Frau mit einem Messer angegriffen. Gerichtsvollzieher müssen neben Menschenkenntnis auch seelische Belastbarkeit mitbringen: Wie geht man damit um, wenn man einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern die Wohnung wegnehmen muss? Was tun, wenn Menschen weinend zusammenbrechen? Aber auch: Wie reagiert man, wenn Schuldner sich mit Lügen aus der Affäre zu ziehen versuchen - oder gar gewalttätig werden? Björn Ellendt und Andrea Wolff lösen die Aufgabe auf ihre ganz eigene Weise. Der Film zeigt, wie die Gerichtsvollzieher mit diesen Herausforderungen umgehen und wie ihr Job sie als Menschen prägt.
11.7., Arte, 20.15 Uhr: "Erdogan - Im Rausch der Macht"
Recep Tayyip Erdogan kann auf eine lange Politikerkarriere zurückblicken: Oberbürgermeister von Istanbul, Vorsitzender der islamisch-konservativen AKP, langjähriger Ministerpräsident und seit August 2014 Staatspräsident der Türkei. Als er 2003 mit der AKP an die Macht kam und zum Ministerpräsidenten gewählt wurde, sah die internationale Gemeinschaft zunächst einen proeuropäischen Demokraten in Erdogan, der die Armee zurückdrängte und einen moderaten Islam verkörperte. Während des Arabischen Frühlings blickten Nordafrika und der Nahe Osten nach Ankara. Die Türkei konnte sich einer boomenden Wirtschaft erfreuen, selbst der Dialog mit den Kurden kam wieder in Gang.
Doch nun zeigt sich Erdogan als Machtpolitiker, geht systematisch gegen Minderheiten, die Opposition und freie Medien vor. Als 2013 die Protestbewegung auf dem Istanbuler Taksim-Platz brutal niedergeschlagen wird, mehren sich die Stimmen, die Erdogan Despotismus vorwerfen. Korruptionsskandale, Terroranschläge, der wiederaufflammende Konflikt mit den Kurden und die Flüchtlingskrise erschüttern das Land. Nach dem missglückten Putschversuch vom 15. Juli 2016 werden Tausende Lehrer, Richter und Staatsbeamte entlassen und inhaftiert, die Presse mundtot gemacht. Guillaume Perrier und Gilles Cayatte haben für ihren Film, der den Auftakt eines Themenabends bildet, in den USA, der Türkei und Deutschland zahlreiche langjährige Weggefährten, Freunde und Gegner Erdogans getroffen und ein kontrastreiches Porträt des "Sultans vom Bosporus" gezeichnet. Ihnen ist es unter anderem gelungen, ein Interview mit Fethullah Gülen, dem ehemaligen Verbündeten und heutigen Staatsfeind Nummer eins, zu führen, der seit Jahren die Medien meidet.
11.7., Arte, 21.15 Uhr: "Exil Deutschland - Abschied von der Türkei"
Can Dündar und Katja Deiß begegnen vier Menschen, die aus der Türkei fliehen mussten, um der drohenden Verhaftung zu entgehen. Die oppositionelle Wissenschaftlerin Latife Akyüz wurde von den staatlich gelenkten Medien als Terroristin denunziert. Es folgte eine Lynchkampagne von Nationalisten. Am Ende sagten sich Freunde von ihr los. So funktioniert das System Erdogan. Katja Deiß wollte in die Türkei reisen, um über das Schicksal von Can Dündars Kollegen und Freunden zu berichten. Sie bekam kein Visum. Aber ein mutiges türkisches Kamerateam begleitete heimlich die Ehefrau von Musa Kart bei einem Besuch in Silivri. Dort sitzt der Karikaturist von "Cumhuriyet" schon seit Monaten in Einzelhaft. Es gebe keinen Flecken im Land, wo mehr Intellektuelle versammelt seien als im Gefängnis von Silivri, sagen die Menschen in der Türkei hinter vorgehaltener Hand. Und so sind es vor allem Akademiker, Journalisten, Künstler und Lehrer, die jetzt nach Deutschland flüchten. Die Türkei vertreibt ihre geistige Elite.
11.7., Arte, 22.10 Uhr: "Türkei: Ringen um Demokratie"
Die Dokumentation beginnt im Jahr 2013, als die Gezi-Park-Proteste, Höhepunkt der demokratischen Bewegung, Millionen Menschen aus unterschiedlichen politischen Lagern eint. Dort lernt Imre Azem die Protagonisten des Films kennen, die sich fortwährend für die Demokratie in ihrem Land einsetzen und dabei ihre eigene Freiheit riskieren. 2016 sind sie Teil der Gründung der "Einheit der Demokratie", eines unabhängig agierenden Parlaments mit mehr als hundert Mitgliedern. Der Film begleitet Höhen und Tiefen, Erfolge und Rückschläge: Fatih Polat, der trotz drohender Schließung seiner Zeitung seine Arbeit fortsetzt und sich für die Berichterstattung aus den kurdischen Regionen einsetzt; Gül Köksal, die mit anderen entlassenen Kollegen nach einer Alternative sucht, ihre Lehrtätigkeit fortzusetzen; Deniz Özgür, der die "Nein"-Kampagne zum Referendum organisiert; Mücella Yapici inmitten Tausender Frauen bei der überwältigenden Demonstration zum Weltfrauentag.
Im April 2017 stimmen 51 Prozent des türkischen Volks nach offiziellen Angaben für Erdogans Präsidialsystem. Die Protagonisten gehören zu dem Teil, der Nein sagt. Das Land scheint gespalten. Und trotzdem walten weiterhin Kräfte, die versuchen, die zerrüttete Gesellschaft auf Grundlage gemeinsamer demokratischer Werte wieder zu vereinen und eine Alternative zu Erdogans Politik zu formulieren. In ihrer Mischung aus Archivmaterial und den persönlichen Geschichten der Protagonisten ist die Dokumentation ein Zeitzeugnis über ein Land, dessen Zukunft ungewiss ist. Den Abschluss des Themenabends bildet der Film "Stunde Null" (23.00 Uhr) mit der Frage: Wohin steuert die Türkei?
11.7., BR Fernsehen, 22.30 Uhr: "Scientology: Ein Glaubensgefängnis"
Scientology reklamiert für sich den Status einer Glaubensgemeinschaft, die ihren Mitgliedern zu höheren spirituellen Erkenntnissen verhilft. Kritiker sowie zahlreiche europäische Staaten stufen die Organisation, die insbesondere in den USA vielfältige Verbindungen in die Welt des Films unterhält, dagegen als extremistische Sekte ein. In Deutschland beobachtet der Verfassungsschutz die Organisation seit rund zwanzig Jahren wegen des "begründeten Verdachts verfassungsfeindlicher Bestrebungen", denn ihr Ziel sei die Errichtung einer totalitären Gesellschaftsordnung.
Regisseur Alex Gibney lässt in seinem investigativen Dokumentarfilm Aussteiger zu Wort kommen. Die Männer und Frauen stammen zum Teil aus der höchsten Führungsebene der Organisation.
Sie berichten von ihren Erfahrungen mit der Sekte und schildern anschaulich, wie die Organisation Menschen manipuliert und schikaniert. Zu den Aussteigern zählen der renommierte Hollywood-Drehbuchautor Paul Haggis ("L.A. Crash"), der ehemalige Spitzenfunktionär Marty Rathbun, der zwei Jahrzehnte lang als rechte Hand des aktuellen Scientology-Vorsitzenden David Miscavige fungierte, der ehemalige Pressesprecher der Sekte, Mike Rinder, und der Schauspieler Jason Beghe. Ebenfalls zu Wort kommen zahlreiche Scientology-Experten wie der Journalist Tony Ortega, der sich seit mehr als zwanzig Jahren mit der Sekte befasst, sowie die Herausgeberin des Branchenblattes "The Hollywood Reporter", Kim Masters, die regelmäßig über die Verbindungen von Scientology und Hollywood berichtet.
12.7., BR Fernsehen, 19.00 Uhr: "Stationen: Väter und Söhne - Rivalen oder beste Freunde?"
In den ersten Jahren ist der Vater der Held, er wird bewundert, oft sogar idealisiert von seinem Sohn. In späteren Jahren, mit der Pubertät, kann sich das Verhältnis in Rebellion verwandeln. Die Vaterfigur spielt für Jungen auf dem Weg zum Mannwerden eine besondere Rolle. Und Väter lieben es, mit ihren Söhnen das zu tun, was ihnen selbst gefällt: ein Baumhaus bauen, angeln, campen oder einen Extremsport ausprobieren. Doch oft ist der Vater nicht präsent, vielleicht nur am Wochenende am Rande des Fußballplatzes. Psychologen gehen davon aus, dass eine liebevolle und innige Beziehung zwischen Vätern und Söhnen eher die Ausnahme ist. In dieser Ausgabe der BR-Reihe "Stationen" wird nachgefragt, ob das wirklich so stimmt; Rollenbilder und Beziehungen zwischen Vätern und Söhnen werden unter die Lupe genommen.
13.7., WDR Fernsehen, 22.10 Uhr: "Menschen hautnah: Klassenfahrt in den Terror"
Am 14.7.2016 rast ein Laster auf der Promenade des Anglais in Nizza in die feiernde Menschenmenge. Der Attentäter Mohamed Lahouaiej Bouhlel tötet binnen Minuten 86 Menschen. Darunter zwei Schülerinnen und eine Lehrerin der Paula-Fürst-Gemeinschaftsschule aus Berlin, die den französischen Nationalfeiertag mitfeierten wollten, direkt am Strand von Nizza. Weitere deutsche Jugendliche werden schwer verletzt. Eine wundervolle Klassenfahrt endet in einem Alptraum.
Ein Jahr nach dem Anschlag von Nizza sprechen die überlebenden Jugendlichen und Lehrer bei "Menschen hautnah" über diese Nacht und ihre Folgen, erstmals im deutschen Fernsehen. Das Autorenpaar Harriet Kloss und Markus Thöß ist selbst betroffen: Ihre Tochter war bei der Klassenfahrt dabei und hat den Anschlag überlebt. Es sind Geschichten von Zufällen, die über Leben und Tod entscheiden, von Panik und Verzweiflung, aber auch von großer Anteilnahme und Unterstützung - auch durch die Anwohner in Nizza, die nach dem Anschlag den Jugendlichen Schutz und Hilfe bieten. Für die Berliner Schülerinnen und ihren Lehrer folgen in dieser Nacht lange Stunden des Bangens und Hoffens, bis schließlich eine Ahnung zur furchtbaren Gewissheit wird. Zuhause in Berlin muss die Schulleitung verzweifelten Eltern und Angehörigen vom Tod ihrer Kinder und der Lehrerin berichten.
Der Film fragt, wie die Schülerinnen und Schüler, der überlebende Lehrer und die Angehörigen das Jahr danach erlebt haben, und welche Folgen der Anschlag in Berlin für sie hatte, bei dem ebenfalls ein Attentäter einen LKW in eine Menschenmenge lenkte. Der Film zeigt, wie die Betroffenen auf ganz unterschiedliche Weise mit ihrem Trauma umgehen.
13.7., WDR Fernsehen, 22.55 Uhr: "Leiser Abschied"
Der erste Schrei. Eltern blicken zum ersten Mal in das Gesicht ihres Kindes. Diesen tief emotionalen Moment hat Uli Michel (47) in ihren 18 Jahren als Hebamme unzählige Male erlebt. Aber sie kennt auch die schweren Situationen, wenn sie in eine Geburt gehen muss und weiß, dass das Kind nicht lebensfähig ist und der Sarg schon nebenan steht. Die Hebamme will Eltern, die einen solchen Verlust erleiden müssen, nicht mehr alleine lassen, und hat eine zusätzliche Ausbildung als Sterbeamme begonnen. Das Sterben, sagt sie, sei genauso ein Teil des Lebens wie die Geburt; sie sieht sich als Amme für beide Grenzbereiche. Die Reportage begleitet Michel in den ersten Monaten nach ihrer Ausbildung. Wie wird sie Laura beistehen, die ihr Kind bis zur Geburt austrägt, obwohl sie weiß, dass es sterben wird? Kann sie Sabine, die ihr erstes Kind verloren hat, durch ihre von Angst und Zweifeln belastete zweite Schwangerschaft führen? Und wie kommt sie selbst damit zurecht, alltäglich mit Verlust und Verzweiflung konfrontiert zu werden? Was bleibt vom Leben, wenn der Tod am Anfang steht?
14.7., 3sat, 21.00 Uhr: "makro: Ruhe sanft - und günstig"
Das Bestattungsgeschäft ist krisenfest, hieß es lange. Gestorben werde schließlich immer. Doch längst mangelt es Bestattern, Steinmetzen, Sargbauern und sogar Friedhöfen an Aufträgen, wie Ralf Bonsels in seinem Film über den Überlebenskampf einer jahrhundertealten Branche zeigt. Die Menschen werden immer älter, und gesellschaftliche Umbrüche verändern die Bestattungskultur radikal: Seit dem Mittelalter waren christliche Totenbräuche und Beerdigungsrituale in Europa selbstverständlich. Das hat sich gründlich geändert. Heute haben Discount-Bestatter regen Zulauf. Sie bedienen eine Nachfrage, die meist durch familiäre Zerwürfnisse und schwindende religiöse Bindung entsteht. Die Abschaffung des obligatorischen Sterbegelds hat die Entwicklung noch befeuert. Zugleich gibt es immer häufiger den Wunsch, nicht im Reihengrab auf dem klassischen Friedhof die letzte Ruhe zu finden. Bestattungen im Wald, im heimischen Garten oder gar im Weltall sind gefragt. Auf dem traditionellen Gottesacker entstehen hingegen immer mehr Leerstellen zwischen den Gräbern, die für manche Friedhöfe längst existenzbedrohlich geworden sind.