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TV-Tipp: "Tatort: 'Der Himmel ist ein Platz auf Erden'"
25.6., ARD, 20.15 Uhr: "Tatort: 'Der Himmel ist ein Platz auf Erden'"
Ein Professor wird in einem Wald erschossen in seinem Auto gefunden. Weil der Mann an streng geheimen Rüstungsprojekten gearbeitet hat, ermittelt Ringelhahn zunächst in diese Richtung. Treue Tatort-Fans wissen aber, dass die meisten Morde Beziehungstaten sind.
Der mit fast allen wichtigen Fernsehpreisen ausgezeichnete Max Färberböck gehört zu den namhaftesten deutschen Regisseuren, obwohl er in den letzten 25 Jahren gerade mal ein gutes Dutzend Filme gedreht hat; darunter aber immerhin den Auftakt des ZDF-Dauerbrenners "Bella Block" (1994) und das Kinodrama "Aimée & Jaguar". Für den Bayerischen Rundfunk hat Färberböck die wunderbaren Niederbayernkrimis "Sau Nummer vier" und "Paradies 505" gemacht, die viel zu gut waren, um bloß im dritten Programm gezeigt zu werden. Kein Wunder, dass er nach Ansicht des BR der richtige war, um vor zwei Jahren das neue "Tatort"-Team aus Franken einzuführen. Im Unterschied zu den zwei Geschichten aus Niederbayern, beide dank schräger Figuren, bizarrer Ereignisse und verblüffender Handlungswendungen auch sehr komisch, ist "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" ein klassischer Krimi.
 
 
Allerdings hebt sich das Duo aus Nürnberg wohltuend von sonstigen Ermittlergespannen ab: Paula Ringelhahn und Felix Voss sind erfrischend normal. Einziges ungewöhnliches Merkmal ist die Schießhemmung der Kommissarin. Schon die Einführung ist angenehm unspektakulär: Voss ist der Neue, der sich brav vorstellt; von Profilneurose keine Spur. Das gilt auch für die Darsteller. Die schauspielerischen Qualitäten gerade von Dagmar Manzel stehen außer Frage, und Fabian Hinrichs, in Reihenkrimis gern als stilles Wasser besetzt, ist ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt; beide haben viel Bühnenerfahrung, sind jedoch keine Fernsehstars. Für personelle Irritationen sorgt allein der Polizeipräsident (Stefan Merkl), der seine Gespräche vorwiegend schreiend führt, weil sich Ringelhahn und Voss doch immer wieder auf sympathische Weise anarchisch verhalten.

Untröstliche Witwe und Geliebte im Nebenhaus

Auch der Fall ist gemessen an anderen TV-Krimis nicht unbedingt aufsehenerregend: Ein Professor wird in einem Wald erschossen in seinem Auto gefunden. Ein spezieller Fall von Waldsterben, stellt einer der Ermittler trocken fest: Die tödlichen Schüsse hatten eine besonders drastische Form des Coitus interruptus zur Folge. Weil der Mann an streng geheimen Rüstungsprojekten arbeitete und die Forschungsergebnisse unter der Hand verkauft hat, würde die ob der Massenvernichtungswaffen ohnehin empörte Ringelhahn den Mörder gern in dieser Richtung suchen, aber treue Wegbegleiter des Sonntagskrimis im "Ersten" wissen natürlich, dass die meisten Morde Beziehungstaten sind. Deshalb sind die beiden Frauen im Leben des Toten auch sorgfältig besetzt: Jenny Schily spielt die untröstliche Witwe, die zu allem Überfluss erfahren muss, dass der angeblich impotente Gatte die eine oder andere Affäre hatte; unter anderem mit Nachbarin Charlotte, deren Gatte, ein Richter (Uwe Preuss), sich mit dem Professor einen geradezu obsessiven Wettbewerb geliefert hat. Ulrike C. Tscharre taucht zunächst nur als Figur im Hintergrund auf, aber weil Färberböck und Koautorin Catharina Schuchmann mit dramaturgisch geschickt integrierten kurzen Rückblenden arbeiten, ist Charlottes nachträgliche Einführung um so reizvoller.
Wie die Figuren, so mutet auch die Inszenierung auf den ersten Blick unauffällig an. Die Bildgestaltung ist allerdings von großer Sorgfalt; immer wieder sorgt Kameramann Felix Cramer für kunst- und stimmungsvolle Aufnahmen. Und an das Fränkische, ein gerade im Fernsehen seltener Dialekt, gewöhnt man sich auch recht bald.