Das Christentum ist weltweit die Religion mit den meisten Anhängern: im Jahr 2015 waren fast ein Drittel der Weltbevölkerung (31 Prozent) Christen. Die Muslime machten in dem Jahr fast ein Viertel (24 Prozent) der Weltbevölkerung aus und diejenigen, die sich keiner Religion zugehörig fühlten, hatten einen Anteil von 16 Prozent. Hindus (15 Prozent) und Buddhisten (7 Prozent) folgten auf den Plätzen vier und fünf.
Doch das wird sich ändern, prognostiziert das PEW Research Center, ein amerikanisches Meinungsforschungsinstitut, in seinem 2017 erschienenen "The Changing of the Global Landscape" Report. So werden vorrausichtlich ab dem Jahr 2035 mehr muslimische als christliche Babys geboren werden – ein absolutes Novum. Das liegt dem PEW Research Center zufolge daran, dass die religiöse Gruppe der Muslime gleichzeitig die durchschnittlich jüngste und fruchtbarste Gläubigenschar umfasst. So kommt es, dass die Zahl der Muslime womöglich um 70 Prozent steigen wird, während die Zahl der Christen bei 34 Prozent nur knapp über dem allgemeinen, globalen Bevölkerungswachstum liegen könnte. Das liegt unter anderem an der Überalterung vieler westlicher, überwiegend christlich geprägter Gesellschaften: Christen haben einen überdurchschnittlichen hohen Anteil an der weltweiten Sterbestatistik (37 Prozent). In Deutschland starben zwischen 2010 und 2015 beispielsweise 1,4 Millionen mehr Christen als geboren wurden – eine Entwicklung, die sich so ähnlich in vielen anderen europäischen Ländern (24 von 42) derzeit und auch in Zukunft finden lassen wird. Auf muslimischer Seite gab es in Europa im gleichen Zeitraum kein Land, in dem signifikant mehr Muslime gestorben sind als geboren wurden. Das PEW Research Center prognostiziert, dass sich diese Entwicklung bis 2060 halten wird.
Die Zahl der nicht-religiösen Menschen weltweit wird, so die PEW Research Center Prognose, leicht zunehmen, ihr Anteil an der Weltbevölkerung wird jedoch bis 2060 voraussichtlich auf 13 Prozent sinken. Das liegt auch an der geografischen Verteilung der Religions- und Nicht-Religionsanhänger. Die religiös Ungebunden leben überwiegend in Regionen mit einer geringen Geburtenrate und einer alternden Gesellschaft wie China, Japan, Europa und Nordamerika. In den sogenannten Entwicklungsländern dagegen herrscht eine hohe Geburtenrate und die Kindersterblichkeit verringert sich immer weiter – beste Voraussetzungen für ein Bevölkerungswachstum. Deswegen ist es auch nicht überraschend, dass sowohl ein Großteil des christlichen als auch des muslimischen Wachstums in Sub-Sahara Afrika stattfinden wird.
Religion bleibt weiter relevant
Als einzige der drei größten Gruppen hat das Christentum vor allem in Europa und Nordamerika mit einem Verlust seiner Gläubigen durch Religionswechsel zu kämpfen. Neun Millionen Menschen kehrten zwischen 2010 und 2015 dem Christentum den Rücken, während der Islam 500.000 neue Gläubige dazugewann und die Nicht-Religiösen sogar acht Millionen. Bis 2020, so die Erwartungen des PEW Research Centers, werden rund fünf Millionen Menschen zum Christentum konvertieren und ungefähr 13 Millionen dem Christentum entsagen – größtenteils zugunsten der religiös Ungebundenen. Weltweit werden die Auswirkungen der Religionswechsel jedoch von der Geburten- und Sterberate in den Schatten gestellt.
Insgesamt wird es bis 2060 laut dem PEW Research Center weltweit drei Milliarden Muslime und 3,1 Milliarden Christen auf der Welt geben. Das bedeutet, dass nicht ganz zwei Drittel der Weltbevölkerung einer der beiden großen Religionen angehören werden, während alle anderen Gruppen bis dahin einen geringeren Anteil an der Bevölkerung haben werden – selbst wenn sie nominell wachsen wie zum Beispiel Hindus und Juden (von 1,1 auf 1,4 Milliarden respektive von 14,3 auf 16,4 Millionen). Von der kompletten christlichen Weltbevölkerung werden in 43 Jahren nur noch 14 Prozent in Europa beheimatet sein – stattdessen 42 Prozent in Sub-Sahara Afrika. Der Anteil der kompletten muslimischen Weltbevölkerung in Europa wird gemäß dem PEW Research Center den gesamten Zeitraum konstant bei drei Prozent bleiben. Eine große Unbekannte gibt es in diesen Schätzungen jedoch: die Volksrepublik China. Offizielle Zahlen über Religionswechsel werden dort nicht bekanntgegeben, derzeit sind 51 Prozent der 1,4 Milliarden Chinesen religiös Ungebunden, während fünf Prozent dem Christentum anhängen. Experten sind der Auffassung, dass sich in den kommenden Jahrzehnten das Christentum in dem bevölkerungsreichsten Land der Welt weiter verbreiten wird. Das hätte einerseits zur Folge, dass die Anzahl der Christen weltweit höher ausfiele als bisher vorhergesagt und das Christentum dementsprechend seine Spitzenposition im Ranking der Religionen komfortabler verteidigen könne, und dass andererseits die Anzahl der religiös Ungebundenen noch stärker sinke.
Das amerikanische PEW Research Center hat für diese Erkenntnisse jedoch nicht in eine Glaskugel geschaut oder Wahrsager befragt. Sie haben als erste Institution demographische Daten über das Alter, Fruchtbarkeits- und Sterblichkeitsrate, sowie Migration und Religionswechsel aus mehr als 2.500 Volkszählungen, Untersuchungen und Bevölkerungsregistern aus 70 Ländern zusammengetragen und systematisch untersucht. Um die Ergebnisse realistischer zu gestalten, wurden verschiedene wissenschaftliche Annahmen in die Berechnung mit einbezogen: So schätzen die Vereinten Nationen, dass das starke Bevölkerungswachstum in Ländern, die im Augenblick eine hohe Fruchtbarkeitsrate habe, in Zukunft mit der steigenden Bildung der Frauen zurückgehen wird. Außerdem berücksichtigen die Berechnungen die steigende Lebenserwartung. Da die Theorie, dass wirtschaftliche Entwicklung zur Säkularisation führt, so wie es in Europa zu beobachten ist, noch nicht hinreichend für andere Erdteile bewiesen ist, wird diese Annahme nicht in die Studie miteinbezogen. Des Weiteren weisen die Autoren auch explizit auf Ereignisse und Faktoren hin, die die Entwicklungen weltweit beeinflussen können, die aber heute noch nicht absehbar sind: bewaffnete Konflikte, wissenschaftliche Durchbrüche, Naturkatastrophen, wirtschaftliche Entwicklungen oder auch politische Unruhen, um nur ein paar zu nennen.