Bei einer Sache ist sich Walden besonders sicher: "Schlagfertigkeit kann man lernen!" Der Trainer für Rhetorik und Kommunikation weiß aber auch: Es gibt keine Strategie für alle Fälle. "Außerdem bedeutet Schlagfertigkeit mehr als nur Angriff und Gegenangriff", erklärt er. Beim Seminat stellt er fünf verschiedene Strategien vor, wie man auf verbale Angriffe souverän reagieren kann.
1. Zustimmung
Ein Weg, um dem Gegenüber schnell den Wind aus den Segeln zu nehmen, ist ihm schlichtweg beizupflichten.
Mit den richtigen Formulierungen kann man den Vorwurf des Gesprächspartners so sogar zum eigenen Vorteil nutzen. Eine hilfreiche Formulierung dafür ist: "Gerade, weil ..." Ein anderer Weg der Zustimmung ist das Umformulieren der Unterstellung: "Wenn du damit meinst, dass..."
"Ein klassisches Beispiel für einen verbalen Angriff ist: 'Du hast deinen Zenit überschritten'", sagt Walden. "Eine schlagfertige Reaktion wäre etwa: 'Wenn du damit meinst, dass ich einige Erfahrungen gesammelt habe, dann hast du Recht.'"
"Diese Technik sollte man aber natürlich nicht immer anwenden", erklärt der Experte. Manche Vorwürfe müsse man richtigstellen.
2. Humor und Nonsens
Gerade unter Freunden und Bekannten möchte man einem Konflikt oft aus dem Weg gehen. Schlagfertig reagieren kann man trotzdem - mit Witz.
Eine humorvolle Antwort auf eine Anfeindung kann das maßlose Übertreiben sein: "Wenn jemand einen herablassenden Kommentar bezüglich der Körpergröße eines kleinen Menschen macht, kann er antworten: 'Ja, ich bin so klein, ich passe sogar mit Stelzen unter'm Teppich durch'", sagt Walden.
Aus dem Angriff des Anderen kann man außerdem beinahe immer einen Beruf machen: "Wenn jemand sagt: 'Du wirst ja immer direkt rot', könnte man antworten: 'Nebenberuflich arbeite ich als Tomate'", erklärt der Kommunikationstrainer.
Eine außergewöhnliche Technik stammt von dem bekannten Rhetoriktrainer Matthias Pöhm: Auf Anfeindungen mit einem verwirrenden Sprichwort reagieren. "Ein solches Sprichwort kann etwa sein: 'Die Mütze weint dem Kopf nicht nach'", sagt Walden. "Das ergibt natürlich überhaupt keinen Sinn. Wenn der Gegenüber dann fragt, was damit gemeint ist, kann man etwa antworten: 'Denk doch mal drüber nach. Du findest das schon raus.'"
3. Rückfragen
Dem Gesprächspartner eine Rückfrage stellen verschafft mehr Zeit, um eine schlagfertige Antwort zu finden.
Mehr Zeit zum Nachdenken bekommt man durch eine Verständnisfrage: "Wie meinst du das?"
Etwas schlagfertiger können etwa Rück- oder Gegenfragen sein, bei denen man dem Gegenüber nach seiner persönlichen Ansicht fragt: "Wie würdest du es denn machen?"
"Auf eine Aussage wie: 'Die Schuhe passen nicht zu deinem Pullover' kann man gut mit: 'Wie würdest du es denn machen?' antworten", nennt Walden ein Beispiel.
4. Zurückweisung
Kategorisches Zurückweisen ist manchmal nicht nur nötig, sondern wirkt auch sehr souverän.
Bei bestimmten Angriffen lohnt es sich, keine Diskussion einzugehen. Die Zurückweisung sollte in zwei Teilen erfolgen: Die Bewertung und Richtigstellung des Gesagten. Satzanfänge können ein schlichtes "Nein, ..." oder "Das ist allein deine Meinung, ..." sein. Eine weitere Technik der Zurückweisung ist es, Fragen und Kommentare des Anderen abzulehnen.
"Sagt jemand etwas wie: 'Als Vorsitzende bist du zu alt' könnte man als Antwort einfach sagen: 'Nein. Ich bin jung genug'", erklärt der Experte.
5. Gegenangriff
Den Anderen ebenfalls anzugreifen mag zwar nicht die sympathischste Reaktion sein, kann aber schlagfertig wirken.
Ein Gegenangriff kann entweder offen oder versteckt stattfinden. Ein Angriff "durch die Blume" kann zum Beispiel sein, auf die Verfassung oder das Auftreten des Gegenübers aufmerksam zu machen. "Dann könnte man sagen: 'Das scheint dich wütend zu machen'", sagt Walden.