Dass inzwischen Kirchen direkte Angriffsziele der Terroristen seien, sei eine neue Qualität der Gewalt. Damit bestätige die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) ihre Ankündigung: "Sie hat den Kopten den Krieg erklärt", sagte Damian. Der IS hat sich zu den Anschlägen bekannt.
Koptische Christen lebten in Ägypten in Angst, beklagte der Bischof. "Wir erleben eine ununterbrochene Serie von Gewalt, bei der Kinder und Frauen in den Tod gerissen werden." Wer als koptischer Christ in Ägypten einen Gottesdienst besuche, sei nicht mehr sicher, ob er lebend wieder nach Hause komme. Eines der Anschlagsziele, die Sankt-Markus-Kathedrale in Alexandria, habe für die koptischen Christen eine besondere Bedeutung. Sie sei eine der ersten Kirchen Afrikas gewesen. In ihr werden Reliquien des Kirchengründers, des Heiligen Markus, aufbewahrt.
Hass auf Christen werde bereits an den Schulen und in den Moscheen geschürt, erklärte der Bischof. "Menschen werden nicht als Terroristen geboren." Hinter einer solchen Entwicklung stünden aufstachelnde Lehren. "Die müssen endlich aus den Schulbüchern und den Köpfen der Menschen verschwinden", forderte Damian. Deshalb müssten Lerninhalte an Schulen und Aussagen von muslimischen Führern geprüft werden. Außerdem müsse ein Sicherheitskonzept entwickelt und umgesetzt werden, um solche Anschläge in Zukunft zu verhindern.
Anschläge nicht das Werk von Einzeltätern
Der koptische Bischof forderte ein Ende der Ausgrenzung der koptischen Minderheit in Ägypten. Zudem müsse die ägyptische Regierung die Hintergründe des Terrors ermitteln und entschlossen bekämpfen. Solche Anschläge seien nicht das Werk von Einzeltätern, sondern von einem sehr professionellen Team, das große Unterstützung haben müsse, erklärte Damian. Er lobte die Aufarbeitung in Deutschland nach dem Anschlag von Anis Amri im Dezember in Berlin. Hier seien das Verschulden von Behörden und Politikern aufgeklärt und Konsequenzen gezogen worden. Ähnlich müssten auch in Ägypten die Anschläge aufgeklärt werden.
Bei zwei Anschlägen auf koptische Kirchen waren am Palmsonntag in Ägypten etwa 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Die Minderheit der koptischen Christen, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung Ägyptens ausmachen, waren in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffen islamistischer Extremisten ausgesetzt.
Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert bereits sei dem ersten Jahrhundert nach Christus. In Deutschland zählt die Kirche nach eigenen Angaben etwa 12.000 Mitglieder. Dienstsitz des Diözesanbischofs Damian ist das koptisch-orthodoxe Kloster in Höxter.