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TV-Tipp: "Ein starkes Team: Treibjagd" (ZDF)
25.3., ZDF, 20.15 Uhr: „Ein starkes Team: Treibjagd“
Nach zwanzig Jahren war die 1994 gestartete ZDF-Reihe „Ein starkes Team” eine Krimimarke wie andere auch; mal waren die Episoden sehenswert, mal bloß Durchschnitt. Mit dem Ausstieg von Maja Maranow ist jedoch ein regelrechter Ruck durch die Reihe gegangen. Das hatte nichts mit den schauspielerischen Qualitäten der verstorbenen Hauptdarstellerin zu tun, selbst wenn Stefanie Stappenbeck frischen Wind in die Filme gebrach hat. Es wäre auch übertrieben, von einer Neuerfindung zu sprechen, aber zumindest eine neue Ausrichtung ist unübersehbar: Die einstmals obligaten komödiantischen Elemente sind auf wenige Momente reduziert worden, das Team als solches steht nicht mehr so im Zentrum wie früher; stattdessen dominiert auch in „Treibjagd“ die Thriller-Ebene.

Jürgen Pomorin (alias Leo P. Ard), der über zwei Dutzend Drehbücher für „Ein starkes Team“ geschrieben hat, erzählt im siebzigsten Film der Reihe eine Geschichte, die es in dieser Form schon öfter gab: Ein Mann war der einzige Zeuge eines Mafiamordes und wird nun von einem wortkargen Killer gejagt, der offenbar bestens über sämtliche polizeilichen Maßnahmen informiert ist; es muss also einen Maulwurf geben. Maßgeblich für die Qualität des Films ist jedoch nicht der Handlungskern, sondern die herausragende Handwerkskunst; Martin Kinkel (Regie) und Henning Jessel (Kamera) haben schon in bei der letzten Episode, „Tod und Liebe“, mit einer bemerkenswerten Bildgestaltung beeindruckt. Diesmal belegt unter anderem ein verblüffend fließender Übergang von einer Rückblende in eine Vernehmungsszene, welch’ große Sorgfalt im Detail die Beteiligten walten ließen.

„Treibjagd“ beginnt mit einem romantischen Rendezvous, das Jessel in entsprechend warmes, behagliches Licht getaucht hat. Ein Mann begleitet eine Frau nach Hause, öffnet eine Flasche Wein, die Stimmung ist erotisch – und kippt jäh, denn es gibt einen Schnitt, und das in doppelter Hinsicht: Plötzlich sind die Farben grau, kalt und tot und damit so leblos wie die Frau, der die Kehle durchgeschnitten wurde. Fortan wird der Film diese kühle Ästhetik beibehalten. Carsten Auerswald (Dominik Raacke) hat zwar in der Tat die Frau auf dem Gewissen, aber er ist vor allem Opfer, und selbstredend sorgt Pomorin dafür, dass er immer wieder in typische Thrillersituationen gerät, weil ihm der Killer (Anton Pampushny) ständig auf den Fersen ist; selbst im Polizeiversteck ist er nicht sicher, zumal schließlich auch noch seine Familie in Gefahr gerät. Kinkel gelingt dabei das Kunststück, einerseits für ein gerüttelt Maß an Nervenkitzel zu sorgen, andererseits die Spannung nicht über übliche Samstagkrimimaßstäbe hinauszutreiben. Neben der packenden elektronischen Musik (Thomas Osterhoff) sind es meist Parallelmontagen, die den Thrill hervorrufen.

Leider ist das Niveau des zwischenmenschlichen Miteinanders zumindest nicht durchweg ähnlich hoch. Natürlich soll die Bedrohung für Auerswalds Ex-Frau und seinen Sohn Anteilnahme wecken, aber die beiden Figuren bleiben zu blass, um wirklich Empathie hervorzurufen. Ungleich interessanter ist die Unterstützung, die das „Starke Team“ aus der Abteilung für Organisierte Kriminalität erfährt. Die personelle Ergänzung ist vor allem deshalb interessant, weil die beiden neuen Kräfte gewisse gruppendynamische Prozesse auslösen: Otto Garber (Florian Martens) kennt und schätzt die Kollegin Wellenbrink (Inka Friedrich) von einer früheren Zusammenarbeit, und ihr junger Mitarbeiter Klöckner (Matthi Faust) wirft umgehend ein Auge auf Linett Wachow (Stappenbeck). Unverzeihlich ist dagegen ein Lapsus bei der Frage, wer die undichte Stelle sein könnte, weil das Drehbuch selbst dafür sorgt, dass die Spannung dieses Handlungsstrangs früh auf der Strecke bleibt. Zunächst verdächtigen die Ermittler die Sekretärin des Oberstaatsanwalts, was Margarita Broich immerhin einige wunderbar gespielte Szenen als ältliche Bürokraft beschert. Dann jedoch wird der vermeintliche Maulwurf anhand eines Kontoauszugs enttarnt; aber kein Kommissar wäre so blöd, 25.000 Euro Bestechungsgeld umgehend aufs eigene Konto einzuzahlen, den entsprechenden Auszug ausgerechnet in den Diensträumen des LKA zu entsorgen und dann auch noch den Papierkorb zu verfehlen.

Etwas erzwungen wirkt auch der Einsatz von Garbers altem Kumpel Sputnik, der sich diesmal als Putzkraft für eine Reinigungsfirma verdingt hat und daher maßgeblichen Anteil an diesem Teil der Handlung hat. Die Gastauftritte von Jaecki Schwarz sind zwar traditioneller Bestanteil der Reihe, mittlerweile aber tatsächlich meist bloß noch ein Insider-Gag. Bei Teamchef Reddemann (Arnfried Lerche) ist das ähnlich, selbst wenn er natürlich besser ins Ensemble integriert ist. Diesmal klagt der leicht hypochondrische Abteilungsleiter über Nebenwirkungen eines Schmerzmittels, nachdem er die Packungsbeilage gelesen hat; Kolberg (Kai Lentrodt) klärt ihn darüber auf, dass die entsprechenden Symptome nur bei Tieren auftreten. Das ist ganz witzig umgesetzt, passt aber nicht so recht zum Stil des Films, weil Kinkel auch in den Revierszenen zumindest optisch seiner düsteren Linie treu bleibt. Besser fügen sich die nachdenklichen Momente ins Bild, wenn Auerswald seinem glücklichen Familienleben nachtrauert oder Garber mit ihm und der Kollegin Wellenbrink Trennungsgespräche führt. In der schönsten Szene des Films trifft der hungrige, aber mittellose Auerswald auf einen barmherzigen dunkelhäutigen Würstchenverkäufer, dessen gute Tat später gebührend belohnt wird. Aber das ist noch das Ende der Geschichte: Zum Schluss muss sich das „Starke Team“ erneut von einem Mitglied verabschieden.