Sie pilgern nun das dritte Mal für den Verein "nestwärme", um Spenden für Eltern von schwerstkranken und behinderten Kindern zu sammeln. Warum haben Sie sich dieses Jahr den Lutherweg von Eisenach bis nach Worms dafür ausgesucht?
Mit meinen Pilgerreisen möchte ich Unterstützer für den Verein "nestwärme" finden und den Verein bekanntmachen. Um während der Reise werben zu können, brauche ich auch eine Geschichte. Im vergangenen Jahr war es der Weg des Heiligen Franziskus von Assisi nach Rom; bei der Tour davor, war es die Überquerung eines großen Hindernisses: der Alpen. Auch dieses Jahr wollte ich einen Weg, der eine Geschichte erzählen kann. Da dieses Jahr das Reformationsjubiläum bevorsteht und ich auch wieder auf dem Kirchentag als Helfer unterwegs bin, habe ich nach einem Pilgerweg gesucht, der mit der Reformation zu tun hat. Dabei bin ich auf den neu eröffneten "Lutherweg 1521" gestoßen. Wichtig war außerdem, dass ich den Weg in gut zwei Wochen schaffen kann. Ich bin also am 14. März in Eisenach losgelaufen und bin unterwegs nach Worms. Der Weg ist gut ausgeschildert und es gibt Hinweistafeln, wo Luther vorbeigekommen ist und wo er übernachtet hat. Gerade auf dem Hinweg hat er in vielen Orten gepredigt, er wurde gehört und ihm wurde zugejubelt.
Sie hatten leider einen nicht so guten Start und haben sich am zweiten Tag schon mit einem entzündeten Knöchel geplagt.
Im Gegensatz zu meinen zwei Pilgerreisen für "nestwärme" in den vergangenen Jahren, habe ich mich diesmal auf der ersten Etappe verschätzt, weil sie durch einen Umweg länger geworden ist. Dabei habe ich mir den Knöchel entzündet. Ich konnte nicht weiterlaufen. Aber dann habe ich mich entschieden mit dem Fahrrad weiterzufahren. Ich bin in Bad Hersfeld in das größte Fahrradgeschäft gegangen und die Inhaberin war so freundlich, dass sie mir das Fahrrad kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Das war ein sehr bewegender Moment meiner Reise: Es sah düster für mich aus, ich war auf Hilfe angewiesen. Und plötzlich kam ein Licht, diese Frau, und sie gibt mir ein Fahrrad und einen Helm. Das war Glück im Unglück. Ich werde ihr das Fahrrad also nach der Reise mit einem großen Blumenstrauß und einem großen 'Danke' zurückbringen.
Woran lag Ihr erster Umweg?
Die erste Etappe im Buch war anders als in Realität. Aber das ist oft so in Wanderführern, dass Strecken ein bisschen anders verlaufen. Aber mit der Hilfe meines Smartphones habe ich auf den richtigen Weg zurückgefunden. Der ehrenamtliche Verein "Lutherweg 1521" mit Sitz in Romrod hat diesen Weg aber ganz toll auf die Beine gestellt, das muss ich wirklich sagen.
Wie unterscheidet sich Ihre diesjährige Pilgerreise von den Vorjahren?
Der Lutherweg war durch die längere Strecke und das schlechtere Wetter wirklich anstrengender als meine zwei Pilgerreisen zuvor. Es fegten Orkan-Böen über Hessen, teilweise konnte ich wegen des Sturms nicht weiterfahren. Dann habe ich angefangen ein Buch über Martin Luther zu lesen. Dort steht beispielsweise, Luther habe gesagt: "Die Eltern sollen nicht ablassen das Beste für die Kinder zu wollen, auch wenn die Kinder undankbar sind." Das fand ich ein originelles Zitat. Und ich kenne das von allen um mich herum, die schon Kinder haben, die sich aufreiben und die Kinder das nicht unbedingt goutieren. Auch für den Zweck meiner Reise finde ich dieses Zitat natürlich schön. Denn es geht mir ja um Eltern von schwerstkranken und behinderten Kindern, weil sie es besonders schwerhaben und Unterstützung verdienen. Ich habe bei der Lektüre also auch nach Luther-Zitaten gesucht, die etwas mit meinem Thema zu tun haben. Martin Luther hat besipielsweise auch gesagt: "Je mehr Kinder, umso größere Freude."
Wieviele Unterstützer haben Sie?
25 Spenden sind seit dem 14. März bis heute eingegangen. Und natürlich sind auch die Leute Unterstützer, die mir auf Facebook etwas schreiben oder meinen Beitrag teilen. Denn es geht mir neben den Spenden für den Verein auch darum, den Verein bekannt zu machen. Ich freue mich über jeden, der sich interessiert. Es ist natürlich auch sehr anstrengend diesen Weg zu gehen. Das Gefühl, dass ich etwas Gutes tue, das treibt mich jedoch an. Es ist für meinen eigenen Geist und meine Seele erfrischend, obwohl es körperlich anstrengend ist. Man macht mal etwas ganz anderes.