Im vergangenen Jahr sind mehr als 29.000 Jesiden aus dem Irak in Deutschland als Flüchtlinge anerkannt worden. Die Anerkennungsquote für die Angehörigen der Glaubensgemeinschaft habe 91,6 Prozent betragen, berichtete die "Neue Osnabrücker Zeitung" (Samstag) und bezog sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Nach Angaben des deutschen Zentralrats der Jesiden mit Sitz in Oldenburg sind seit August 2014 rund 50.000 Jesiden aus dem Irak und Syrien nach Deutschland gekommen.
Die Jesiden sind als politisch verfolgte Gruppe in Deutschland anerkannt. Allerdings habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine Anerkennungspraxis geändert, hieß es. Zunächst seien seit November 2014 die Anträge im schriftlichen Verfahren entschieden worden, seit Anfang 2016 gelte aber wieder eine Einzelfallprüfung mit mündlicher Anhörung. Das Amt gehe davon aus, dass nur Flüchtlinge aus dem Zentral- und Südirak als Gruppe verfolgt worden seien.
Das kritisierte die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke als "grobe Fehleinschätzung." Hier eine Einzelfallprüfung vorzunehmen, grenze an die offene Leugnung eines Völkermordes. Die Jesiden werden von der Terrororganisation "Islamischer Staat" erbittert verfolgt.