Die erste Fastenwoche der Aktion 7 Wochen ohne steht unter dem Motto: Alles hat seine Zeit (Prediger 3,1-4)
Mit 18 Jahren Mutter, Marlies:
"Ich kenne Brandi schon seit ich zwölf Jahre alt bin. Wir verbrachten unsere Jugend im Schwimmbad. Weil er fünf Jahre älter ist, interessierte er sich aber erstmal nicht für mich kleine Mickey Maus. Ich hatte aber eine Freundin mit schönen schwarzen Haaren, die mit ihren Eltern hierher geflüchtet war. Sie war mit einem Amerikaner befreundet, von dem sie Zigaretten bekam. Weil ihre Eltern die nicht sehen durften, bewahrte ich sie für sie auf. Eines Tages traf ich Brandi auf der Straße, er redete von Zigaretten und ich sagte, ich kann dir welche geben. Ich schenkte ihm zwei Päckchen. Er lud mich daraufhin ins Kino ein. Da war ich 15 Jahre alt und er 20. Von da an waren wir befreundet.
Zwei Jahre später zog Brandi bei uns ein. Er verstand sich nicht mit dem neuen Mann seiner Mutter und war deshalb von zuhause ausgezogen. Mein Vater war im Krieg verloren gegangen und meine Mutter vermietete Brandi ein Zimmer. Dass die Nachbarn tuschelten war ihr egal, sie stand hinter uns. Und wir wollten sowieso heiraten. Im Sommer 1955 fuhren wir mit einem VW-Käfer und einem Zelt an den Bodensee. Kurz darauf war ich schwanger. Das war nicht geplant, aber wir haben uns sehr gefreut. Zwei Monate später heirateten wir.
Kurz nach dem unser Sohn auf die Welt gekommen war, bekam ich eine chronische Leberentzündung. Ich musste Medikamente nehmen und drei Monate in Kur gehen. Das war nicht einfach mit unserem kleinen Sohn. Die Ärzte rieten mir, dass ich in dieser Zeit keine Kinder bekommen sollte. Es dauerte zehn Jahre bis ich wieder ganz gesund war. Dann fing ich an zu arbeiten, und wir wollten schon gerne noch ein Kind haben. Vielleicht ein kleines Mädchen. Aber mit Anfang 30 stellte der Frauenarzt bei mir beginnenden Gebärmutterhalskrebs fest und nach der Operation konnte ich keine Kinder mehr bekommen. Was für ein Glück, dass wir so früh Eltern geworden waren. Heute haben wir vier Enkelkinder, drei davon Mädchen. Und Anfang März werden wir Urgroßeltern. Eine Enkelin bekommt einen kleinen Jungen."
Mit 30 Jahren Mutter, Julia:
"Ich wusste schon mit Anfang 20, dass ich mal Kinder haben will. Dann war ich als Au-pair in den USA und habe ein Jahr lang zwei Kleinkinder betreut. Sie waren eineinhalb und drei Jahre alt. Danach wusste ich: Okay, ich lasse mir auf jeden Fall noch ein bisschen Zeit. Zurück aus den USA habe ich meinen jetzigen Mann kennengelernt. Wir waren schon sieben Jahre lang zusammen, als ich mit 29 schwanger geworden bin. Es war nicht ungewollt, aber es war auch nicht unbedingt zu dieser Zeit beabsichtigt. Ich war in der sechsten Woche, als ich einen Schwangerschaftstest machte. Beim Frauenarzt erfuhr ich dann, dass es Zwillinge werden. Zwillinge – das war erstmal ein wirklicher Schock.
Ich habe eine Woche gebraucht, um mich an den Gedanken zu gewöhnen. Und ich habe auch einige Tränen vergossen. Ich war erst ein Jahr im neuen Job und hätte mich gerne noch ein bisschen etabliert, um erfahrener zu sein. Ich dachte: Wer stellt mich nach der Geburt denn noch ein? Mich, eine unerfahrene Mutter mit zwei Kindern, die Teilzeit arbeiten will? Markus hat laut gelacht, als er hörte, dass es Zwillinge werden. Er hat sich sehr gefreut und das hat mir natürlich geholfen. Es war eigentlich dann doch perfekt so wie es gekommen ist. Und jetzt sind die beiden drei Jahre alt. Sie sind für mich so eine Freude und ein Spaß, zumindest die meisten Momente am Tag.
Neulich saßen wir mit nur einem Kind am Abendbrot-Tisch und es war so ruhig. Die andere lag krank im Bett und schlief schon. Wir waren uns einig, dass es genauso gut ist, wie es gekommen ist. Wir würden es jetzt nicht mehr anders wollen.“
Mit 42 Jahren Mutter, Antje:
"Ich war 13 Jahre Single und hatte das Kinderkriegen schon abgehakt. So ging ich sehr entspannt durchs Leben, arbeitete viel und konnte so viel ausgehen, wie ich wollte. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet, dass ich noch ein Kind bekommen würde. Aber mit Anfang 40 dachte ich doch darüber nach, dass es gut wäre einen Partner zu haben. Heiko kannte ich schon länger. Wir sind gleich alt. Wir waren ganz frisch in unserer Beziehung und haben sehr schnell über Kinder gesprochen. Die Zeit drängt ja ab einem gewissen Alter. Eigentlich wollte ich nicht unbedingt ein Kind, dachte aber, dass Heiko sicher eines möchte und wollte mich nicht sperren. Er hatte sich genau wie ich nie groß Gedanken darüber gemacht. Wir wussten ja auch beide nicht, wie das mit Kind sein würde. Was wir bekommen würden. Wir lebten ja sehr gut so wie es war.
Dann sind wir zusammen durch eine schwere Zeit gegangen; Heikos Vater starb, seine Mutter wurde schwerkrank. Auf einmal wurde ich schwanger, mit 42 Jahren. Die ersten zwei Wochen war ich völlig geschockt. Ich arbeite selbstständig und hatte mir gerade vorgenommen, mein Büro auf Vordermann zu bringen. Ein Ein-Frau-Unternehmen, wie soll das funktionieren mit einem Kind, fragte ich mich? Aber die Entscheidung fiel von alleine, sie war ein Sprung ins kalte Wasser. Nach der Geburt haben wir uns gebeichtet, dass wir beide eigentlich gar nicht unbedingt ein Kind wollten. Aber wir haben uns der Aufgabe gestellt. Und zum Glück haben wir schnell festgestellt, dass ein Leben mit Kind noch schöner ist.
Ich bin froh, dass ich die Schwangerschaft erleben durfte, es war toll. Ich hatte auch nie Angst um das Kind, sondern ein großes Vertrauen, dass alles gut wird. Jetzt steht das Leben auf dem Kopf. Unsere Tochter ist zwei Jahre alt. Aber ich bin schon froh, dass ich mich vorher voll ausleben konnte. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasse. Jetzt ist genau die richtige Zeit."