Trumps Wahlsieg gibt frischen Wind für viele Christen, vornehmlich weiße Evangelikale.
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Trumps Wahlsieg gibt frischen Wind für viele Christen, vornehmlich weiße Evangelikale.
Machtverschiebung unter Trump wirkt sich auf Kirchen aus
Barack Obama ist als Präsident Geschichte, im Weißen Haus wohnt jetzt Donald Trump. Das wirkt sich auch auf den politischen Einfluss der Kirchen aus: Evangelikale werden mächtiger - Mainstream-Christen haben das Nachsehen.

Barack Obamas achtjährige Amtszeit war geprägt von sozial engagiertem und tolerantem "Mainline"-Protestantismus. Auch Einflüsse afro-amerikanischen Christentums waren deutlich zu erkennen: In Erinnerung bleibt Obamas emotionaler Vortrag des Gospels "Amazing Grace" bei der Trauerfeier für die Mordopfer in einer schwarzen Kirche in South Carolina im Juni 2015.

Schwer vorstellbar, dass Donald Trump diesen Gospelsong der Dankbarkeit für unverdiente Erlösung einmal singen wird. Doch Trumps Wahlsieg erfreut viele Christen, vornehmlich weiße Evangelikale. Der Informationsdienst "baptistnews.com" zitiert den Baptistentheologen Richard Land: "Manche meiner konservativen Freunde und ich, wir müssen uns immer wieder zwicken. Halluzinieren wir oder findet das tatsächlich statt?" Trump werde mehr konservative Christen in die Regierung holen als seine Vorgänger.

Große Bedenken hingegen kommen von afro-amerikanischen und den sogenannten Mainline-Kirchen, zu denen Lutheraner, Methodisten und Presbyterianer zählen. Man sorge sich um sozialpolitische Kürzungen, erklärten der Nationale Kirchenrat, der größte ökumenische Verband der USA, und die Konferenz Nationaler Schwarzer Kirchen. Die beiden kirchlichen Dachorganisationen finden harte Worte für das neue Kabinett: Justizminister Jeff Sessions, Sicherheitsberater Michael Flynn und Chefstratege Stephen Bannon versinnbildlichten extremistische und rassistische Ansichten, die nicht vereinbar mit Nächstenliebe seien.



Die neuen religiösen Akzente zeigten sich auch bei der Amtseinführung von Donald Trump. Sechs Geistliche nahmen an der Zeremonie teil. Kein einziger Vertreter des Mainline-Protestantismus, dafür zwei Repräsentanten des sogenannten Wohlstandsevangeliums: Fernsehpredigerin Paula White und Bischof Wayne Jackson von der unabhängigen "Great Faith Ministries International"-Kirche in Detroit. Dieser Theologie zufolge sind Vermögen und Erfolg Zeichen für Gottes Gunst. Eine Zeit der Hoffnung erwarte die USA, sagte Paula White. Sie bete um Weisheit für den neuen Präsidenten. Gott habe noch jeder Generation Kraft gewährt.

Es beteten auch der römisch-katholische Kardinal Timothy Dolan und Pastor Samuel Rodriguez, Präsident eines christlichen Latino-Verbandes. Zudem traten Rabbi Marvin Hier, der das Simon Wiesenthal Zentrum in Los Angeles gegründet hat, sowie Baptistenprediger Franklin Graham ans Rednerpult

Die römisch-katholischen Bischöfe verfolgen den Machtwechsel in Washington offenbar mit gemischten Gefühlen. Die Bischöfe hielten Obama seine liberale Haltung beim Thema Abtreibung vor. Sie stellten sich selbst gegen die Gesundheitsreform "Obamacare", weil Familienplanung zum festen Bestandteil des Versicherungsgesetzes gehört. Trump will die Reform abschaffen - nun mahnt die die Bischofskonferenz, die neue Regierung müsse ein Ersatzprogramm aufstellen, um "Millionen Menschen angemessene Gesundheitsfürsorge" zu gewähren. Auch beim Thema Einwanderung gehen die Haltungen der Bischöfe und der neuen Regierung weit auseinander.

Machtwechsel als göttliche Fügung?

Manche christliche Kreise stellen den Machtwechsel als göttliche Fügung dar. Franklin Graham schrieb auf Facebook, bei Trumps Wahlsieg habe "die Hand Gottes interveniert, um die gottlose atheistische progressive Agenda zu stoppen". Bei der Amtseinführung erklärte Graham, in der Bibel sei Regen Zeichen für göttlichen Segen. Und es habe zu regnen begonnen, als der neue Präsident aufs Podium gekommen sei.

Der Direktor des nach Franklins Vater benannten "Billy Graham Evangelisierungszentrums" in Illinois, Ed Stetzer, mahnt jedoch: "Gott liebt keine Nationen, sondern Menschen." Und der Chefredakteur von "Christianity Today", Mark Galli, schreibt, Christen müssten einander trotz aller politischer Meinungsverschiedenheiten mehr als jemals zuvor mit Liebe begegnen.