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TV-Tipp: "Quatsch und die Nasenbärenbande" (Arte)
23.12., Arte, 20.15 Uhr: "Quatsch und die Nasenbärenbande"
Ein Marktforschungsunternehmen hat entdeckt, dass der kleine Ort Bollersdorf perfekt dem Durchschnitt entspricht. Also wird das Dorf als Versuchslabor für neue Produkte auserkoren. Die begeisterten Einwohner tun fortan alles, um noch durchschnittlicher zu werden, und unterwerfen sich willig dem Fortschritt.

Kaum ein deutscher Regisseur dreht so märchenhafte Romanzen wie Veit Helmer; "Absurdistan" (2007) und "Baikonur" (2011) gehörten zu den schönsten deutschen Filmen des jeweiligen Kinojahres. Mit "Quatsch und die Nasenbärenbande" hat Helmer mal was ganz anderes probiert – und prompt den turbulentesten deutschen Kinderfilm seit vielen Jahren gemacht. Die kunterbunte Komödie wirkt, als wären die kleinen Strolche in Bullerbü eingefallen. Die Geschichte ist völlig überdreht und ein Loblied auf die kindliche Anarchie: Ein Marktforschungsunternehmen hat entdeckt, dass der kleine Ort Bollersdorf perfekt dem Durchschnitt entspricht. Also wird das Dorf als Versuchslabor für neue Produkte auserkoren. Die begeisterten Einwohner tun fortan alles, um noch durchschnittlicher zu werden, und unterwerfen sich willig dem Fortschritt; auch wenn ihnen die grünen Cornflakes überhaupt nicht schmecken. Als die alten Leute in ein Heim abgeschoben werden, gehen die Kinder auf die Barrikaden, versetzen die Erwachsenen in einen Tiefschlaf und denken sich gemeinsam mit ihrem Nasenbären Quatsch die verrücktesten Erfindungen aus, um Bollersdorf seiner Durchschnittlichkeit zu berauben; aber alle Versuche führen bloß zu einer Orgie der Zerstörung.

Die erstaunliche Liste der prominenten Mitwirkenden (unter anderem Benno Fürmann, Rolf Zacher und Samuel Finzi) zeigt, wie gut Helmers Ruf in der Filmbranche ist und wie exzellent schon sein Drehbuch gewesen sein muss. Und doch wird die haarsträubende Geschichte noch durch die Umsetzung übertroffen. "Quatsch und die Nasenbärenbande" wirkt gerade auch durch die Farbgebung wie eine Hommage an die Astrid-Lindgren-Verfilmungen aus den Siebzigern. Allerdings legt Helmer allein aufgrund des Handlungsreichtums ein aberwitziges Tempo vor.

Neben den vielen wundervollen Einfällen (das Drehbuch schrieb Helmer gemeinsam mit Hans-Ullrich Krause), der witzigen Konsumkritik sowie der Hommage an die Solidarität zwischen Enkeln und Großeltern imponiert der Film vor allem durch die gelungene Führung der Kinder. Die sechsköpfige Rasselbande, allesamt im Kindergartenalter, meistert selbst die Musical-Einlagen überzeugend. Völlig verblüffend aber sind die Darbietungen des Nasenbären (tatsächlich waren es zwei), und so ist "Quatsch und die Nasenbärenbande" ein großartiger Spaß: für Kinder sowieso, aber auch für alle Erwachsenen, die tief in sich drin Kind geblieben sind.