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TV-Tipp: "Beste Bescherung" (3sat)
20.12., 3sat, 20.15 Uhr: "Beste Bescherung"
Erneut sorgen die familiären Konstellationen, die vielen überraschenden Wendungen und die darstellerischen Leistungen für großartige Unterhaltung.

Auch mit dem dritten Film über die Familie Maillinger ist dem Autorenpaar Kathrin Richter und Jürgen Schlagenhof sowie Regisseur Rainer Kaufmann eine sehenswerte Komödie mit viel Biss und Tiefgang gelungen. Ging es in den Teilen eins und zwei ("Das Beste kommt erst", "In den besten Familien") darum, dem Patriarchen Karl (Friedrich von Thun) mal zum runden Geburtstag, mal zur zweiten Hochzeit zu gratulieren, so freut sich die Sippe diesmal auf ein Weihnachtsfest ganz ohne den Alten. Doch der hat in letzter Sekunde kalte Füße bekommen und den Weihnachtsflug in die Heimat seiner jungen moldawischen Frau abgesagt, aber nicht etwa aus Furcht vor ihrer Verwandtschaft, sondern aus Sorge um sein Schwarzgeld: Der bayerischen Landesregierung ist eine Schweizer CD mit Daten von Steuersündern angeboten worden. Karl sieht sich schon mit einem Bein im Gefängnis, will aber dem Flehen seines Anwalts zum Trotz auch keine Selbstanzeige unterschreiben. Statt dessen flüchtet er mit einem Koffer voller Bargeld und einigen Goldbarren in die Provinz. Dort wollen seine Kinder endlich mal ein friedliches Fest feiern, was Karl allerdings zu verhindern weiß.

Erneut sorgen die familiären Konstellationen, die vielen überraschenden Wendungen und die darstellerischen Leistungen für großartige Unterhaltung. Da die Drehbücher bei der Skizzierung der verschiedenen Familienmitglieder durchaus gewisse Klischees bedienen, die dann im Detail differenziert werden, bieten sich für wirklich jeden Zuschauer Anknüpfungspunkte. Das Beste an der Filmreihe aber ist das Ensemble: Es macht großen Spaß dabei zuzuschauen, wie sich die von Sophie von Kessel, Anneke Schwabe, Fabian Hinrichs und Marc Hosemann verkörperten Familienmitglieder und ihre jeweiligen Anhängsel (unter anderem Petra Schmidt-Schaller und Mišel Mati?evi?) mehr oder weniger offen bekriegen. Die mehr weniger erfolgreich unterdrückten Animositäten eskalieren spätestens bei den Proben fürs Krippenspiel: Weil Karls Tochter Mausi (Schwabe) hochschwanger ist, muss ihre Familie einer dörflichen Tradition zufolge in der Christmette die Weihnachtsgeschichte aufführen. Schon allein die eigenwillige Interpretation der biblischen Ereignisse durch den Weltverbesserer Tom (Hinrichs) ist ein Genuss für sich.

Übersinnliche Einschübe

Die größte Hassliebe gilt wie in den beiden anderen Filmen auch erneut der Vaterfigur, zumal Friedrich von Thun den Patriarchen derart differenziert verkörpert, dass man die gemischten Gefühle gut nachvollziehen kann: Natürlich spricht es nicht gerade für ihn, dass er immer wieder den schnöden Mammon den Sorgen seiner Familie vorzieht. Andererseits stellt er sich in all seiner Berechenbarkeit so liebenswürdig tollpatschig an, dass man ihm kaum böse sein kann. Frappierend sind zudem die Parallelen zum Steuerdelikt von Uli Hoeneß, zumal von Thun auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Präsidenten des FC Bayern hat. Beides ist jedoch Zufall; als Richter und Schlagenhof ihr Drehbuch geschrieben haben, gab es keinerlei Hinweise auf Hoeneß’ steuerlichen Verfehlungen.

Davon abgesehen weiß man die Arbeit des Autorenteams im Grunde eigentlich nur dann wirklich zu schätzen, wenn die beiden anderen Filme noch präsent genug sind, um die Entwicklung der Figuren nachvollziehen zu können. "Beste Bescherung" funktioniert zwar auch ohne Vorwissen, aber natürlich basieren einige der verschiedenen Verwicklungen auf den früheren Erlebnissen. Zum Stil der Filme gehören auch gelegentliche übersinnliche Einschübe. Hier warnt der verstorbene Archie seinen Freund Karl, ihm bleibe nicht mehr viel Zeit, um in seinem Leben die richtigen Prioritäten zu setzen. Oder, um es mit Mausis Schwiegermutter (Gundi Ellert) zu sagen: "Das Schöne am Leben ist, dass man lebt."