Burg Altena mit der ersten Jugendherberge der Welt.
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Altena ist bekannt für seine Burg, in der die älteste Jugendherberge der Welt beheimatet ist.
Neuanfang im Sauerland
100 Flüchtlinge ziehen von Essen nach Altena
Landleben statt Großstadttrubel, Natur statt Industriekultur: 100 syrisch-katholische Iraker wollen von Essen ins Sauerland-Städtchen Altena umsiedeln. Den dortigen Bürgermeister freut das.

Am Anfang war es nur eine verrückte Idee, jetzt aber hat der Plan ganz konkrete Formen angenommen: Mehr als 100 syrisch-katholische Flüchtlinge aus dem Irak, die zurzeit in Essen leben, wollen umziehen. Ihr gemeinsames Ziel: Das Sauerland-Städtchen Altena, wo sie sich eine neue Zukunft aufbauen und auf Dauer eine Heimat finden wollen.

Essen sei inzwischen "regelrecht überrannt von irakischen und syrischen anerkannten Flüchtlingen", sagt Rudi Löffelsend, Vorstandsmitglied der Caritas-Flüchtlingshilfe Essen. Auf der Suche nach einer besseren Bleibeperspektive mit nachhaltiger Integration, fester Arbeit und kirchlichem Gemeindeleben wurde Löffelsend auf Altena aufmerksam.

Bürgermeister will "den schlimmen Schwund stoppen"

Der 17.000-Einwohner-Ort machte bereits Anfang des Jahres von sich reden, weil sich der Stadtrat entschied, freiwillig mehr Flüchtlinge aufzunehmen, als nach dem Zuteilungsschlüssel des Landes nötig wäre. Bürgermeister Andreas Hollstein (CDU) rührt bereits seit geraumer Zeit die Werbetrommel für Neubürger, denn Altena ist die Stadt mit dem größten Bevölkerungsschwund in Nordrhein-Westfalen.

"Seit den 70er Jahren hat sich unsere Einwohnerzahl praktisch halbiert", sagt Hollstein und skizziert das Dilemma: "Erst haben uns große Unternehmen verlassen, dann folgten die Bewohner." Während andere Städte über Überforderung klagen, sieht Hollstein die gegenwärtige Flüchtlingssituation als echte Chance für seinen Ort: "Mein Traum ist es, den schlimmen Schwund wenigstens zu stoppen und nicht noch weitere Einwohner zu verlieren. Und da sind wir auf einem sehr guten Weg."



Als die Anfrage von Rudi Löffelsend aus Essen kam, musste der Bürgermeister nicht lange überlegen. Kurzerhand lud er 250 interessierte Flüchtlinge aus dem Ruhrgebiet nach Altena ein: "Wir haben hier eine kerngesunde mittelständische Industrie und hervorragende Handwerksbetriebe, wir haben Schulen, Kindergärten, ein Krankenhaus."

Mit einem Brandanschlag von zwei Männern auf eine Flüchtlingsunterkunft machte Altena im vergangenen Jahr zwar zeitweise auch Negativ-Schlagzeilen. Doch Hollstein ist sicher, dass der Großteil der Bevölkerung "die Flüchtlingsfamilien mit offenen Armen empfängt".

Nach der Schnupper-Stippvisite haben sich inzwischen mehr als 100 Mitglieder der syrisch-katholischen Gemeinde aus Essen entschlossen, in den kommenden Monaten nach Altena umzuziehen. Sie können dort die katholische Hauptkirche für ihre Gottesdienste nutzen und in einem benachbarten Saal andere Zusammenkünfte organisieren. Auch Carsten Menzel, Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde, signalisiert Unterstützung: "Diesen Menschen zu helfen, ist ganz praktische Nächstenliebe, das ist doch klar. Wir stehen jedenfalls bereit, um dieses Projekt über die Konfessionen hinweg erfolgreich mitzugestalten."

Die mutige Vorhut

Auch die Stadtverwaltung von Altena um Bürgermeister Hollstein verspricht tatkräftige Integrationshilfe: bei der Wohnungssuche, mit Sprechstunden und anderem mehr. Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck dankte dem Bürgermeister bereits ausdrücklich für sein Engagement und lobte "das ehrgeizige und großartige Vorhaben" in einem Brief.

Die katholische Gemeinde St. Matthäus mit ihrem Pfarrer Ulrich Schmalenbach wird in Altena die erste Anlaufstelle für die Iraker werden. Das künftige Miteinander von römisch-katholischen und syrisch-katholischen Christen sehen dort viele als eine spannende Herausforderung.

"Die Integration gelingt in einer Kleinstadt einfach schneller und besser als in einer anonymen Großstadt", ist Rudi Löffelsend überzeugt. Und seine Zuversicht reicht noch deutlich weiter: "Die Flüchtlinge, die von Essen nach Altena ziehen, bilden doch erst die mutige Vorhut. Ihnen werden ganz bestimmt noch viele mehr folgen, davon bin ich fest überzeugt", sagt der Flüchtlingshelfer.