Schummriges Licht, Särge aus feinziseliertem Metall oder weißem Carrara-Marmor, mit aufwendigen Furnieren oder Stoffbespannungen: die Hohenzollerngruft im Berliner Dom ist die größte und wichtigste dynastische Grablege in Deutschland. 94 Särge aus fünf Jahrhunderten stehen in den Katakomben von Deutschlands flächenmäßig größter protestantischer Kirche. Bestattet sind hier unter anderem der Große Kurfürst, König Friedrich I, seine zweite Frau, Königin Sophie-Charlotte, nach der der Berliner Stadtteil Charlottenburg benannt wurde, sowie Königin Elisabeth Christine, die Gemahlin von Friedrich dem Großen.
In Sarg Nummer 97, einem Marmor-Kindersarkophag, liegt eine namenlose Enkelin von Wilhelm II. Der letzte deutsche Kaiser selbst ruht allerdings nicht in der Gruft. Er ist seit 1941 im holländischen Exil in einem Mausoleum im Park des Hauses Doorn beigesetzt.
Besucherandrang erwartet
Die jährlich mehr als 700.000 Besucher des Berliner Doms bekommen von dem geschichtsträchtigen Ort indes nur wenig mit. Sind es die schummrige Beleuchtung, die oft nur schwer lesbaren Beschriftungen, die wenigen Informationstafeln auf Deutsch: nur vereinzelt verweilen Besucher an den Sarkophagen. Lediglich zwei Bildschirme laden junge Besucher ein, sich auf Deutsch oder Englisch kurze Animationsfilme über die Gruft anzuschauen.
Deshalb soll jetzt der Zugang in die Gruft in den kommenden Jahren aufwendig umgestaltet werden. Auf ihrem Rundgang durch den prächtigen neobarocken Kirchenbau werden die Besucher derzeit aus dem monumentalem Hauptraum und den großzügigen Treppenhäusern über eine schmale Treppe in das Untergeschoss geführt. Links geht es zu den Toiletten, rechts ist eine unscheinbare weiße Stahltür. Dahinter ein kleiner Aufsteller mit der Aufschrift: "Bitte Ruhe. Dies ist eine Grabstätte."
"Mit der Eröffnung des neu errichteten Schlosses samt Humboldtforum in drei Jahren rechnen wir mit noch mehr Besuchern", sagt Projektleiterin Svenja Pelzel. Dafür will die Gemeinde gewappnet sein. Schon heute kommen acht von zehn Besuchern aus dem Ausland.
Kosten für den Umbau: cirka 17 Millionen Euro
Geplant ist, das breite Treppenhaus bis in das Gruft-Geschoss zu verlängern. Im Moment gleiche der Zugang eher einer Treppe "zu einem Heizungskeller als zu einer bedeutenden Fürstengruft", sagt Pelzel. Zusätzlich soll ein Raum vor der eigentlichen Gruft entstehen, "in dem die Besucher schon eingestimmt werden können". Auch Rollstuhlfahrer sollen künftig über einen zusätzlichen Zugang zu einem Fahrstuhl die Hohenzollern-Särge besuchen können.
In der Gruft selbst sollen dann mit Hilfe eines neuen Lichtkonzeptes einzelne Särge herausgehoben werden. Mit der geänderten Präsentation soll die Gruft wieder als "würdevoller Ort der Totenruhe und als Zeugnis der deutschen Historie" wahrgenommen werden. Außerdem muss das Raumklima verbessert, Schimmel bekämpft werden.
Um die ambitionierten Umbaupläne zu stemmen, sind mehr als 17 Millionen Euro nötig, heißt es aus der Domverwaltung. Dafür braucht es öffentliche und private Geldgeber. Der Bund hat bereits 8,65 Millionen Euro zugesagt. Die Gespräche mit dem Denkmalschutz laufen.
"Die Hohenzollerngruft steht in einer Reihe mit den Gräbern der französischen Könige in der Kathedrale St. Denis von Paris, der Gruft der spanischen Könige und Infanten im Escorial bei Madrid und der Kapuzinergruft in Wien, wo viele Kaiser und Herzöge der Habsburger ihre letzte Ruhestätte gefunden haben", sagt Pelzel. Die brandenburgisch-preußische Linie des Hauses Hohenzollern herrschte seit Anfang des 15. Jahrhunderts zunächst in der Mark Brandenburg und später über Preußen. Bis 1918 stellten sie die preußischen Könige und später die deutschen Kaiser.
Nach Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg begann 1975 die Wiederherstellung des Doms. 1993 war die Wiedereinweihung. Die Gruft ist erst seit 1999 überhaupt für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Zahl der Besucher hat sich seitdem fast verdoppelt. Der 1905 fertiggestellte Berliner Dom gehört zu den bedeutendsten evangelischen Kirchenbauten in Deutschland.