EKD-Synode berät über Europa und Rechtspopulismus in Gemeinden
Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird sich in diesem Jahr mit der Krise Europas befassen. Die Kirchen seien herausgefordert, etwas für den Zusammenhalt in Europa zu tun, sagte Präses Irmgard Schwaetzer.

Berlin (epd). Sie äußerte sich damit zum Schwerpunktthema der viertägigen Synodenberatungen, die am Sonntag in Magdeburg beginnen. Die Europäische Union sehe sich wachsender nationalistischer und rechtspopulistischer Strömungen ausgesetzt angesichts des bevorstehenden Wahljahrs in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Das Kirchenparlament teile die Sorge um die Polarisierung der Gesellschaft, sagte die frühere FDP-Bundesministerin.

Der Synode werden Ergebnisse einer qualitativen Studie vorgestellt, mit der die Anfälligkeit evangelischer Kirchengemeinden für populistische Tendenzen untersucht worden ist. "Die Widerstandsfähigkeit ist dort am größten, wo lebendiger persönlicher Glaube und gelebte Mitmenschlichkeit prägend sind", sagte Schwaetzer. Gemeinden, in denen Tabus nicht offen angesprochen werden, seien dagegen gefährdet.

Kontroverse Debatte

Ein weiteres Thema der Synodentagung ist die Streitfrage der Mission an Juden. Dem Kirchenparlament liegt ein Entwurf des Präsidiums vor, der die sogenannte Judenmission klar ablehnt. "Juden verbinden damit eine lange und schmerzhafte Geschichte von Zwangskonversionen und der Bestreitung ihrer Identität als bleibend erwähltes Volk Gottes", zitierte Schwaetzer aus der Beschlussvorlage. "Das Christentum ist für mich nicht ohne die jüdischen Glaubensgeschwister denkbar", sagte die Präses, die dem Kirchenparlament vorsteht. Sie erwarte zwar eine kontroverse Debatte, aber einen breiten Konsens.

Bisher hatten sich vor allem evangelikale Gruppen dafür ausgesprochen, auch Juden zum christlichen Glauben zu bekehren. Mehrheitlich wird in der evangelischen Kirche allerdings die Position vertreten, dass Gott die Juden als sein Volk erwählt habe und daher Christen nicht berufen seien, Juden zum Glauben an Jesus zu bekehren.

Künftige Rolle der Kirche

Am Sonntag wird die EKD-Synode im Dom von Magdeburg mit einem Gottesdienst eröffnet, in dem die mitteldeutsche Bischöfin Ilse Junkermann die Predigt hält. Anschließend wird der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm einen Bericht des Rates zu aktuellen Fragen abgeben. Ein wichtiges Thema wird das Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum sein, das am Montag eröffnet worden war. Schwaetzer sagte, die Festrede von Bundespräsident Joachim Gauck in Berlin habe viele Ansatzpunkte für eine Diskussion über die künftige Rolle der Kirche in der Gesellschaft gegeben.

Bereits am Mittwoch begannen in Magdeburg die Tagungen der konfessionellen Zusammenschlüsse mit einer Bischofskonferenz der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Die VELKD-Generalsynode tritt am Donnerstag zusammen. Ab Freitag tagt auch die Union Evangelischer Kirchen (UEK) in der sachsen-anhaltischen Landeshauptstadt.