Rom (epd). Papst Franziskus schließt eine Deutschlandreise anlässlich des 500. Reformationsjubiläums im nächsten Jahr nicht aus. Fast sicher sei in seiner Reiseplanung bislang nur, dass er Indien und Bangladesch besuchen werde, sagte er am Dienstag auf dem Rückflug von seiner zweitägigen Schwedenreise vor Journalisten. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hatte vor dem Beginn der Papstreise zum Auftakt der Jubiläumsfeiern in Schweden von einem möglichen Papstbesuch in Deutschland zum Abschluss des Festjahres gesprochen.
Die evangelische Kirche feiert bis Oktober nächsten Jahres 500 Jahre Reformation. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht. Der legendäre Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.
Einmalige Geste
Zum Start des Jubiläumsjahres am Montag hatte Franziskus in einer bislang einmaligen Geste für einen Papst mit Vertretern des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Lund einen gemeinsamen Gottesdienst gefeiert. In der südschwedischen Stadt war der LWB 1947 gegründet worden. Für 2017 liegt im Vatikan eine Einladung des Papstes nach Deutschland vor. Angesichts der Visite zu den Lutheranern am diesjährigen Reformationstag galt ein Besuch des Pontifex im Ursprungsland der Reformation für das nächste Jahr bislang als unwahrscheinlich.
Papst Benedikt XVI. hatte im Jahr 2011 seine deutsche Heimat bereist. Der Argentinier Franziskus war noch nicht zu Besuch, seitdem er 2013 zum Papst gewählt worden war.
Zum Abschluss seiner Schweden-Reise hatte Franziskus am Dienstagmorgen noch einmal zu verstärkten Bemühungen für die Ökumene aufgefordert. Christen müssen "immer neue Möglichkeiten suchen, um auf dem Weg der Einheit voranzukommen", sagte er bei einer Messe im Stadion von Malmö. An der Allerheiligen-Messe nahmen Vatikanangaben zufolge 15.000 Gläubige teil.
Nach eigenen Möglichkeiten helfen
Auf dem Rückflug nach Rom am Nachmittag äußerte Franziskus Verständnis, dass einzelne Länder die Aufnahme von Flüchtlingen begrenzen. Es sei zwar "unmenschlich, die Tore zu schließen". Zu viele Menschen könnten einzelne Staaten jedoch überfordern, warnte das Kirchenoberhaupt. Jedes Land müsse nach den eigenen Möglichkeiten zur Aufnahme bereit sein, denn es gelte, umgehend für Unterbringung, Schulen und Integration zu sorgen. Andernfalls könnten Ghettos entstehen.
Angesichts wachsender Ablehnung gegenüber Flüchtlingen betonte Franziskus jedoch zugleich: "Wir dürfen keine Angst haben." Europa sei aus einer kontinuierlichen Integration von Kulturen entstanden.