Islamabad, Dubai (epd). Die Richter in Islamabad wollen erneut ein Gesuch prüfen, wonach die Erkrankung des Verurteilten die Todesstrafe ausschließt, wie die pakistanische Zeitung "Dawn" am Montag berichtete. Der 50-jährige Imdad Ali war wegen Mordes an einem Geistlichen 2002 zum Tode verurteilt worden. Laut den Gefängnisärzten leidet er an paranoider Schizophrenie, die mit Wahnvorstellungen einhergeht. Seine Hinrichtung war für Mittwoch angesetzt gewesen.
Moratorium aufgehoben
Medizinischen Gutachten zufolge spricht Ali unzusammenhängend, redet und lacht oft mit sich selbst und leidet unter Paranoia und Größenwahn. Laut seinen Anwälten kann er weder das Verbrechen noch die Strafe verstehen. Dennoch lehnte das Oberste Provinzgericht in Lahore im vergangenen Monat eine Petition ab, von der Todesstrafe gegen Ali abzusehen. Tage später urteilte des Oberste Gericht, Schizophrenie sei keine dauerhafte Erkrankung und stehe daher der Todesstrafe nicht entgegen.
Dieser Fall reiht sich ein in eine Serie von geplanten oder vollzogenen Hinrichtungen in Pakistan, die für internationale Empörung sorgen. Im November 2015 wurde die Exekution eines querschnittsgelähmten Mannes in letzter Sekunde gestoppt, weil dieser nicht in der Lage war, unter dem Galgen zu stehen. Die Christin Asia Bibi wurde 2010 wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt, obwohl die Zeugenaussagen höchst zweifelhaft waren. Auch hier läuft seither ein zermürbendes juristisches Tauziehen.
Nach einem Terroranschlag der Taliban auf eine Schule mit über 150 Toten im Dezember 2014 hob Pakistans Regierung ein Moratorium auf, das die Todesstrafe aussetzte. Seither sind mehr als 400 Menschen gehängt worden.