Rom (epd). "Ich hoffe, mich stärker meinen Brüdern und Schwestern anzunähern", betonte Papst Franziskus in einem am Freitag in der italienischen Jesuitenzeitschrift "La Civiltà Cattolica" veröffentlichten Interview. Es sei wichtig, gemeinsam voranzuschreiten.
"Wir dürfen uns nicht in strengen Perspektiven einschließen, denn dann besteht keine Möglichkeit für Reformen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Franziskus betonte zugleich, dass eine weitere Annäherung in theologischen Fragen nicht leicht sein werde.
Am Montag werden Papst Franziskus und die Spitzen des Lutherischen Weltbunds (LWB) erstmals auf globaler Ebene zusammen in einer ökumenischen Feier an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren erinnern. Die Feier findet statt im südschwedischen Lund, wo der LWB vor 70 Jahren geründet wurde.
Papst: Kirche "ständig reformbedürftig"
Martin Luther (1483-1546) habe anfangs in einer für die Kirche schwierigen Situation Reformen angestrebt, betonte der Papst im Gespräch mit der Jesuitenzeitschrift. Der Reformator habe nach "Auswegen aus einer komplexen Situation gesucht". Dann sei es im 16. Jahrhundert aber nicht zu Reformen, sondern zu einer Spaltung der Kirche gekommen. Die Kirche sei indes "ständig reformbedürftig".
Nach der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" von Vatikan und Lutherischem Weltbund von 1999 schätzt Franziskus die Möglichkeiten für weitere Annäherungen im theologischen Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern als schwierig ein. "Nach diesem Schritt stelle ich mir vor, dass es wegen des unterschiedlichen Verständnisses einiger theologischer Fragen nicht leicht sein wird, voranzuschreiten", sagte er. Wichtig seien daher die Ökumene des Gebets sowie die Zusammenarbeit etwa bei der Hilfe für Arme.
Besonders positiv äußerte Franziskus sich in dem Interview über die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche und ehemalige Bischöfin von Lund, Antje Jackelén. Bei ihrem Besuch im Vatikan habe sie im vergangenen Jahr eine großartige Rede gehalten.