Hannover (epd). Kurz vor dem Beginn des Festjahres zum 500. Reformationsjubiläum haben Kirchenvertreter den kirchenübergreifenden und nicht-nationalen Charakter der geplanten Feiern hervorgehoben. Zum ersten Mal werde "ein rundes Reformationsjubiläum so ökumenisch und europäisch-international begangen", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag. Der Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Olav Fykse Tveit, sagte: "Wir müssen soweit gehen, wie wir können."
"Botschaft des Evangeliums neu entdecken"
Am Montag wird das Festjahr eröffnet. Mit einer ökumenischen Feier im schwedischen Lund, einem Festgottesdienst und einem Staatsakt in Berlin sowie Gottesdiensten in Wittenberg und zahlreichen weiteren Städten feiert die evangelische Kirche, dass Martin Luther (1483-1546) mit seinen 95 Thesen am 31. Oktober 1517 die Reformation und damit tiefgreifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft anstieß.
"Jetzt geht es endlich los", sagte Bedford-Strohm. Der oberste Repräsentant der Protestanten in Deutschland hofft auf ein starkes Festjahr und wünscht sich, dass viele Menschen "die wunderbare und kraftvolle Botschaft des Evangeliums neu entdecken und spüren werden".
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird nicht am Gottesdienst in der Berliner Marienkirche und dem staatlichen Festakt teilnehmen. Der Regierungschefin sei das gesamte Jubiläumsjahr aber sehr wichtig, betonte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin.
Gemeinsame Erklärung
Der Auftakt steht im Zeichen der Ökumene zwischen Lutheranern und Katholiken, erstmals wollen sie auf globaler Ebene zusammen an die Reformation erinnern. Papst Franziskus und der Präsident des Lutherischen Weltbunds (LWB), Bischof Munib Younan, kommen am Montag unter dem Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung" zu einer ökumenischen Feier zusammen und wollen das mit einer gemeinsamen Erklärung besiegeln. In Lund bei Malmö hatte sich der LWB vor 70 Jahren gegründet. In einer Großveranstaltung im Stadion von Malmö wollen die Kirchen ihr gemeinsames gesellschaftliches Engagement bezeugen, zum Beispiel für Flüchtlinge und Frieden.
Von der Feier und der Erklärung erhofft sich Bedford-Strohm ein "ökumenisches Signal" zum gemeinsamen Abendmahl. Dass dies bisher nicht möglich sei, sei nach wie vor "sehr schmerzlich", sagte der bayerische Landesbischof.
In Berlin wird die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erstmals einen Katholiken für seine Verdienste in der Ökumene mit ihrer Martin-Luther-Medaille ehren: den ehemaligen Mainzer Bischof und langjährigen Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann.
Hunderte Veranstaltungen
Nach dem Festgottesdienst in der Marienkirche bitten Bundesregierung und Land Berlin zum Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, um die Reformation als Ereignis von nationaler Bedeutung zu feiern. Die Festrede hält der ehemalige Pfarrer und heutige Bundespräsident Joachim Gauck.
Das Festjahr endet am 31. Oktober 2017, bis dahin sind Hunderte Veranstaltungen von Kirchen, staatlichen Stellen und anderen Akteuren in Deutschland und Europa geplant. Allein die EKD investiere "unter 30 Millionen Euro" in ihre Programmpunkte, sagte Bedford-Strohm.
Bereits am Sonntag wird in Eisenach die neue Luther-Bibel den Gemeinden übergeben. In dem Fernsehgottesdient predigt die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann. In Wittenberg, wo Luther die 95 Thesen veröffentlichte, lädt die Stadt ab Sonntag zum historischen Marktspektakel ein, am Reformationstag werden Gottesdienste gefeiert.