Frankfurt a.M. (epd). Ensaf Haidar, Ehefrau des inhaftierten saudischen Bloggers Badawi, überreichte den Preis stellvertretend für das gesamte Radioteam an die Leiterin des Radioprogramms, Rangeen Mahmood.
Die siebenköpfige Jury ehrte das Radioteam für seine politische, religiöse und ethnische Grenzen überschreitende Berichterstattung. "Weder zögern sie, kritische Themen anzusprechen, noch möchten sie ihren Kulturkreis verlassen. Im Gegenteil: Sie bleiben als Flüchtlinge im Irak und haben es sich zur Aufgabe gemacht, andere Flüchtlinge mit ihrem Programm zu unterstützen." Das Radioteam in Halabdscha im Nordirak sendet jeden Tag ein eigenes Radioprogramm in drei Sprachen aus einem der größten Flüchtlingslager des Landes.
Fundament für Freiheit
Dündar hob den Mut der Journalistinnen hervor: "Ungeachtet aller politischen, religiösen und ethnischen Spannungen scheuen sie sich nicht davor, in ihrer Sendung über äußerst sensible Themen wie häusliche Gewalt, Genitalverstümmelung oder sogenannte Ehrenmorde zu sprechen." Damit überschritten die Journalistinnen rote Linien einer von Unterdrückung geprägten, patriarchalischen Gesellschaft. Die Journalistinnen schafften mit ihrer Arbeit das Fundament für eine freie und offene Gesellschaft, indem sie zur besseren Verständigung unterschiedlicher Religionen und Ethnien beitrügen.
Der Preis geht auf die Initiative von Ensaf Haidar und dem TV-Moderator Constantin Schreiber zurück. Die Auszeichnung soll an den inhaftierten Badawi erinnern, der wegen islamkritischer Texte zu 1.000 Stockhieben und zehn Jahren Haft verurteilt wurde. Zuletzt berichteten Medien, dass zu befürchten sei, dass Badawi erneut die Prügelstrafe drohe. Am 9. Januar 2015 war er auf einem Platz vor der Al-Dschafali-Moschee in Dschidda in Saudi-Arabien unter dem Jubel der Menge öffentlich ausgepeitscht worden. Seither war die Prügelstrafe ausgesetzt. Der Preis, der dieses Jahr zum zweiten Mal verliehen wird, wird unterstützt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.