WHO sendet eine Million Cholera-Impfungen nach Haiti
Haiti droht erneut eine Cholera-Epidemie. Durch die Verwüstungen durch Hurrikan "Matthew" gelangte der Erreger vermutlich in viele Wasserreservoirs. Hunderttausenden Menschen fehlt sauberes Trinkwasser.

Genf (epd). Angesichts der steigenden Cholera-Gefahr in Haiti hat die Weltgesundheitsorganisation mit der Lieferung von einer Million zusätzlichen Impfdosen begonnen. Das Chaos nach dem Hurrikan "Matthew" erhöhe das Risiko einer erneuten großflächigen Ausbreitung der tödlichen Durchfallerkrankung, warnte die WHO am Dienstag in Genf. Die Lage sei besorgniserregend, erklärte der Cholera-Experte der WHO, Dominique Legros. In den vergangenen Tagen habe es einen starken Anstieg der Cholera-Fälle gegeben.

Schwere Verwüstungen nach Hurrikan

Durch die Verwüstungen des Hurrikans gelangte der Choleraerreger laut WHO wahrscheinlich in viele Wasserreservoirs. Die Organisation entsende 80 Experten, um die Infektionskrankheit einzudämmen und Verletzten des Hurrikans zu helfen, sagte Legros.

Die Cholera verbreitet sich über verschmutztes Wasser. Laut WHO traten seit dem Ausbruch der schweren Epidemie im Jahr 2010 rund 800.000 Cholera-Fälle auf. Etwa 9.300 davon verliefen demnach tödlich. Im laufenden Jahr seien 29.000 Fälle registriert worden. Die Epidemie verlaufe wellenförmig.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief die Weltgemeinschaft zur Unterstützung für Haiti auf. Nach dem Hurrikan in dem bitterarmen Land seien 1,4 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Einige Städte und Dörfer seien beinahe völlig zerstört, Feldfrüchte, Saatgut und Lebensmittelreserven vernichtet. Mindestens 300 Schulen seien beschädigt, erklärte Ban.

Fehlende Prävention kritisiert

Das UN-Büro zur Katastrophenvorbeugung kritisierte die fehlende Prävention in Haiti. Durch frühzeitige Warnungen vor dem Hurrikan hätten viele Menschenleben gerettet werden können. Bei der Naturkatastrophe kamen nach UN-Angaben Hunderte Menschen ums Leben.

Für die humanitäre Hilfe in den kommenden drei Monaten veranschlagen die UN einen Betrag von 107 Millionen Euro. Rund 750.000 Menschen müssten mit den nötigsten Gütern versorgt werden. Vor allem sollen Lebensmittel, sauberes Wasser, Medizin und Unterkünfte bereitgestellt werden. Das Welternährungsprogramm lieferte bereits Essensrationen an 10.500 Bedürftige aus.