Berlin (epd). Bleiben die aktuellen Grenzwerte dagegen weiterbestehen, koste das pro Tag sieben Menschen das Leben, heißt es in der Untersuchung "Lifting Europe’s Dark Cloud", die am Dienstag in Berlin und Brüssel vorgestellt wurde. Verfasser sind neben dem WWF das European Environmental Bureau, das Climate Action Network (CAN), die Health and Environment Alliance (HEAL) und Sandbag.
Die Studie baut den Angaben zufolge auf dem im Juli 2016 veröffentlichten Report "Europe’s Dark Cloud" auf, der erstmals die grenzüberschreitenden Gesundheitsfolgen durch Luftverschmutzung von europäischen Kohlekraftwerken aufzeigte. Dafür waren Daten von 257 der 280 Kraftwerke verfügbar.
Ausnahmen in der Kritik
Laut der neuen Studie führte die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke im Jahr 2013 zu 22.900 vorzeitigen Todesfällen. Würden die seit Januar geltenden Grenzwerte der Industrieemissionsrichtlinie (IED) eingehalten, läge die Zahl der jährlichen Todesfälle bei 10.900. Dafür müssten allerdings bestehende Ausnahmen aufgehoben werden, die derzeit für mehr als die Hälfte der Kraftwerke in Europa gelten, kritisierten die Organisationen.
Derzeit von der EU diskutierte schärfere Grenzwerte würden die Todesfälle durch Kohleemissionen sogar noch einmal reduzieren - auf 8.500 oder sogar auf bis zu 2.400, wenn man die besten verfügbaren Techniken anwende. Durch deutsche Kraftwerke wären mit den strengeren Grenzwerten noch 1.050 Todesfälle pro Jahr zu beklagen, der schwächere Vorschlag würde noch immer zu 3.440 Todesfällen führen.
Der Einsatz der besten Technologien bei der Rauchgasreinigung müsse selbstverständlich sein, um einen Großteil der Gesundheitsauswirkungen durch Kohlekraftwerke zu verhindern, betonte Julia Gogolewska von HEAL. Aber selbst damit komme man nicht auf null. "Damit kein Mensch in Europa mehr durch Kohleemissionen sterben muss, geht am Kohleausstieg kein Weg vorbei", unterstrich die Umweltexpertin.