Weimar (epd). Mit einem Festakt im Deutschen National Theater Weimar ist am Freitag der 325. Geburtstag der Anna Amalia Bibliothek begangen worden. Dabei wurde auch der langjährige Direktor Michael Knoche in den Ruhestand verabschiedet. Er lenkte 25 Jahre lang die Geschicke des Hauses und war der 23. Nachfolger von Konrad Samuel Schurzfleisch, dem ersten Bibliotheksdirektor. Neuer Direktor ist der Historiker und Bibliothekar Reinhard Laube.
Weltberühmte Einrichtung
Thüringens Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) würdigte beim Festakt die weltberühmte Einrichtung als einzigartige Bibliothek und außergewöhnlichen Ort. Jährlich würden Tausende Besucher durch ihre Räume flanieren.
Zugleich sprach Hoff dem langjährigen Direktor seine Anerkennung aus. Die Bilder von 2004, als die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Flammen stand, seien nicht vergessen. "Michael Knoche ist großer Dank zu zollen, dass das historische Bibliotheksgebäude 2007 wiedereröffnet werden konnte. Damit hat er einen unschätzbaren Beitrag zum Erhalt der vielfältigen Thüringer Kulturlandschaft geleistet", sagte der Minister.
Knoche selbst wünschte sich am Ende des Festaktes, dass die Forschungsbibliotheken ihren Auftrag, gedruckte Literatur zu sammeln, auch im digitalen Zeitalter nicht vorschnell aufgeben mögen. Für die nicht-analogen Medien müsse der Sammelauftrag unter den Bibliotheken arbeitsteilig organisiert werden. Er plädierte für eine neue Allianz zwischen der kultur- und geisteswissenschaftlichen Forschung und den Bibliotheken.
Seit 1998 Weltkulturerbe
Der systematische Aufbau einer Büchersammlung unter Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar wird auf das Jahr 1691 datiert. Zwei Generationen später sorgte die spätere Namensgeberin Anna Amalia für ein eigenes Bibliotheksgebäude. Mit der Umbenennung der (Zentral-)Bibliothek der deutschen Klassik zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek fanden 1991 die Mitarbeiter einen Namen für den Neuanfang nach dem Vollzug der deutschen Einheit. 1998 erklärte die Unesco die Weimarer Klassikerstätten zum Weltkulturerbe.
2004 verursachte ein Brand schwere Schäden am Gebäude und den Büchern. Nach dem Wiederaufbau und der Restauration eines Großteils des Bestandes ist die Bibliothek wieder eine öffentlich zugängliche Forschungseinrichtung für Literatur- und Kulturgeschichte mit Schwerpunkt auf der deutschen Literatur der Zeit um 1800.