Berlin (epd). Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sieht Deutschland durch die Aufnahme der Flüchtlinge gestärkt. Er sehe in der europäischen Nachbarschaft kein anderes Land, das mit der Herausforderung der Flüchtlingskrise seit dem Sommer 2015 besser fertig geworden sei, sagte Lammert am Freitag in Berlin zum Auftakt einer symbolischen "Tafel der Vielfalt" von Diakonie und Caritas.
Vitalitätsschub für Gesellschaft
Ein Grund dafür sei "eine erstaunliche Kooperation" zwischen öffentlichen Händen, Politik und bürgerschaftlichem Engagement. Er sei überzeugt, dass dies zu einem Vitalitätsschub für die Gesellschaft werde, der Deutschland stärke. Der CDU-Politiker den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern für ihr Engagement und warb für einen Dialog zwischen Flüchtlingen und Einheimischen.
Zum Tag des Flüchtlings innerhalb der bundesweiten Interkulturellen Woche hatten die beiden christlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas zur "Tafel der Vielfalt" vor dem Berliner Hauptbahnhof eingeladen. Angesprochen waren rund 100 Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen, Flüchtlinge, Ehrenamtliche und Mitarbeiter von Diakonie und Caritas. So sollte ein "öffentliches Zeichen für eine offene Gesellschaft der Verschiedenen" gesetzt werden.
Friedliche Koexistenz
Leben in Vielfalt gelinge nur, "wenn man sich einander zuwendet, wenn man sich begegnet", betonte Lammert. Mit Blick auf Ängste in der Bevölkerung angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingen sagte er, diese Besorgnisse müssten ernstgenommen werden. Begründete Zweifel sollten aber nicht zu unbegründeten Verallgemeinerungen führen.
Diakonie-Präsident Ulrich Lilie betonte, Integration beginne im Kopf und im Herz. Die Menschen, die in Deutschland Zuflucht und Zukunft suchten, bräuchten neben Arbeit und Wohnung genauso dringend andere Menschen wie Nachbarn, Bekannte und Freunde. Auch dafür stehe die "Tafel der Vielfalt". Inzwischen gebe es an vielen Orten alltägliche Tischgemeinschaften, an denen Alteingesessene und Neudazugekommene zusammensitzen: "Das ist Normalität. Nicht die Brandsätze, nicht die pöbelnden Massen", sagte Lilie.
Caritas-Präsident Peter Neher erklärte, mit der Tafel solle ein deutliches Zeichen gesetzt werden, "dass Leben nur gelingt, wenn wir alle einander achten und respektieren". Ziel sei "eine offene Gesellschaft, in der jeder Mensch mit seinen Fähigkeiten in friedlicher Koexistenz mit dem Anderen leben können soll", sagte Neher.