Wiesbaden, Berlin (epd). Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, waren am 1. März 2016 knapp 719.600 Kinder unter drei Jahren in einer Tageseinrichtung oder einer öffentlich geförderten Kindertagespflege untergebracht. Das waren 26.200 mehr als ein Jahr zuvor. Seit dem 1. August 2013 gibt es für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen bundesweiten Rechtsanspruch auf einen öffentlich geförderten Betreuungsplatz.
Die Betreuungsquote bei Kindern unter drei Jahren lag am Stichtag 1. März bei 32,7 Prozent. Sie lag damit etwas niedriger als 2015 (32,9 Prozent). Die niedrigere Betreuungsquote ergibt sich den Angaben zufolge trotz einer gestiegenen Zahl betreuter Kinder unter drei Jahren aus der Zuwanderung und einer höheren Geburtenzahl. Bei den Zweijährigen betrug die Betreuungsquote 60,6 Prozent, bei den Einjährigen 36,1 Prozent.
Ostdeutsche Kinder sind häufiger in Betreuung als westdeutsche
In den westdeutschen Bundesländern betrug die Betreuungsquote bei Kindern unter drei Jahren durchschnittlich 28,1 Prozent. In Ostdeutschland (einschließlich Berlin) lag sie bei 51,8 Prozent. Die Zahl der Kindertageseinrichtungen betrug Anfang März 2016 bundesweit 54.871. Die Zahl der Tagesmütter und -väter betrug 43.470.
Die Arbeiterwohlfahrt beklagte, dass die Dynamik des Betreuungsausbaus nachgelassen habe. Das liege aber nicht an der mangelnden Nachfrage von Eltern, sagte Bundesvorsitzender Wolfgang Stadler. Die wünschten sich mehr Kita-Plätze: "So liegt die aktuelle Betreuungsquote immer noch zehn Prozentpunkte unter dem vom Bundesfamilienministerium ermittelten Bedarf." Die Gründe lägen vor allem in den fehlenden Fachkräften und einem Mangel an geeigneten und zugleich finanzierbaren Räumlichkeiten.
Neue Kitas scheitern in Großstädten an hohen Mietkosten
Für Kita-Betreiber führen laut Stadler stark gestiegene Mietkosten in den Großstädten zu Problemen. Hier sei es oft schwer, neue Kitas zu eröffnen. Die Lösung sehe die AWO in der dauerhaften Mitfinanzierung der Kindertagesbetreuung durch den Bund.
Auch die Grünen halten die Betreuungsquote bis heute für noch nicht bedarfsgerecht. "Hier muss dringend investiert werden", erklärte Franziska Brantner, Sprecherin für Kinder- und Familienpolitik ihrer Partei. Gebraucht würden zusätzlich 1,5 Milliarden Euro für eine bessere Qualität und den Ausbau des Angebots: "Dafür setzen wir uns in den derzeitigen Haushaltsverhandlungen ein."