Herr Brahms, was ist das Ziel der Konsultation?
Es geht also um eine Konkretisierung des Begriffs Gerechter Friede?
Brahms: Wir wollen den Begriff schärfen und konkretisieren, ja. Auch um ein bisschen wegzukommen von dieser dauernden Debatte um die ultima ratio militärischer Einsätze. Wir wollen eher auf die andere Seite gucken: Was heißt gerechter Friede konkret, was heißt Gewaltfreiheit konkret, was heißt zivile Konfliktbearbeitung? Wie müssen wir uns innerhalb Deutschlands verhalten, angesichts eines wachsenden Rechtspopulismus? Das sind Fragen, die uns beschäftigen sollen.
Welche Impulse kommen aus den Landeskirchen und Gemeinden?
Brahms: Der friedensethische Prozess der Evangelischen Landeskirche in Baden etwa hat die Frage angestoßen: Wie können wir Friedensbildung durchgängig in unseren Kirchen etablieren – vom Kindergarten über die Schule bis in die Gemeinden, in die Moderation von Prozessen dort? Was bedeutet das Engagement momentan bei den Flüchtlingen? Da merken wir, wie stark innerer und äußerer Friede zusammenhängen.
Friedensarbeit ist also ein gesellschaftliches Thema?
Brahms: Ja, aber der spirituelle Aspekt ist genauso wichtig und soll gestärkt werden. Auch er gehört zum Leitbild des Gerechten Friedens, weil wir aus der Kraft Gottes leben, aus dem Gebet, und für den Frieden eintreten. Dazu hat uns auch die Vollversammlung des Ökumenischen Rates ermutigt.
An der Konsultation nehmen auch Partner aus Afrika, Asien und Nordamerika teil. Was erhoffen Sie sich von ihnen?
Brahms: Wir wollen uns ökumenisch vernetzen und von ihnen lernen. Beispielsweise von der United Church of Christ in den USA, die sich selbst eine Kirche des gerechten Friedens nennt. Wie setzten die Gemeinden dort das um? Welche Themen sind in Südafrika brennend, in Sri Lanka, in Russland oder der Ukraine? Das werden andere Blickwinkel sein, von denen wir alle profitieren.
Welche Rolle spielen aktuelle Entwicklungen – wird es etwa ein gemeinsames Statement zu Syrien geben?
Brahms: Nein. Ich glaube nicht, dass wir am Ende zu einer Erklärung im Hinblick auf Syrien kommen. Das ist auch nicht das Ziel. Es geht wie gesagt mehr um einen Austausch, um ein voneinander und miteinander Lernen. Da wird die Vielfalt der Positionen nochmal deutlich werden. Wir wollen natürlich gerne auch erreichen, dass wir als Kirchen sowohl innerhalb der EKD, als auch in der weltweiten Ökumene deutlich mehr zusammenwachsen, mit einer Stimme sprechen können in bestimmten Konflikten oder uns unterstützen. Aber das Treffen jetzt in Berlin ist ein Beginn, ein erster Schritt auf einem Weg, der sicherlich länger dauert.