Dresden (epd). Zwei mutmaßlich fremdenfeindlich motivierte Sprengstoffanschläge in Dresden haben bundesweit für Entsetzen gesorgt. Politiker und Vertreter der Kirchen verurteilten die Angriffe vom Montagabend auf eine Moschee und das Internationale Congress Center auf das Schärfste. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) beklagte bei einem Festakt zum zehnjährigen Bestehen der Deutschen Islamkonferenz am Dienstag in Berlin eine zunehmende Aggressivität gegenüber Muslimen in Deutschland.
Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) erklärte, die Anschläge seien "erschütternd". Sie müssten "sehr sorgfältig aufgeklärt und konsequent verfolgt werden". Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich und Innenminister Markus Ulbig (beide CDU) verurteilten "die feigen Anschläge".
Fremdenfeindliches Motiv vermutet
Die Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Motiv aus - zumindest bei dem Angriff auf die Moschee - und von einer Verbindung zwischen beiden Attacken. Zudem werde ein Zusammenhang zu den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit an diesem Wochenende in Dresden vermutet, sagte Polizeipräsident Horst Kretzschmar. Im Congress Center plant Bundespräsident Joachim Gauck am 3. Oktober einen Empfang zum Einheitstag.
Zum Zeitpunkt der Detonation am Montagabend kurz vor 22 Uhr befanden sich der Imam, seine Frau und seine beiden Söhne in der Moschee in der Hühndorfer Straße. Durch die Druckwelle wurde die Eingangstür nach innen gedrückt, im Haus entstanden Verrußungen. Kurze Zeit später kam es zu einer weiteren Explosion am Internationalen Congress Center. Durch die Hitze der Detonation zersplitterte die Seite eines Glasquaders auf der Freiterrasse.
Bekennerschreiben liegt nicht vor
Ein Bekennerschreiben lag Polizeipräsident Horst Kretzschmar zufolge bis zum Dienstagmittag nicht vor. Die Ermittlungen würden "in alle Richtungen geführt". Menschen kamen bei den beiden Attacken nicht zu Schaden. An beiden Tatorten seien Reste eines selbst gebauten Sprengsatzes gefunden worden. Die Täter seien sehr professionell vorgegangen, sagte Kretzschmar. Konkrete Angaben zu den bisherigen Ermittlungen gab er nicht. Dafür sei es noch zu früh. Die fünf islamischen Einrichtungen in der Stadt werden nun polizeilich überwacht.
Landesinnenminister Ulbig ermunterte zur Teilnahme an den Feierlichkeiten in Dresden. Es sei "das Falsche, wenn man sich einschüchtern lässt", sagte er. Dennoch seien die Anschläge ein "einschneidendes Ereignis" und es könne "nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen werden". Ministerpräsident Tillich sagte, es handele sich nicht nur um einen Anschlag auf die Religionsfreiheit und die Werte einer aufgeklärten Gesellschaft. Vielmehr sei bewusst der Tod von den in der Moschee lebenden Menschen in Kauf genommen.
Kirchen verurteilen Anschläge
Auch die beiden großen Kirchen in Sachsen verurteilen die Sprengstoffanschläge. Diese "oder andere Formen von Gewalt sind keine Mittel, um seine Auffassung auszudrücken, mit der Politik in unserem Land nicht einverstanden zu sein", erklärten Sachsens evangelischer Landesbischof Carsten Rentzing und der Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers.
Mit Entsetzen reagierten auch die Fraktionen im sächsischen Landtag. "Das ist der Gipfel einer seit Monaten weithin ungebremsten Radikalisierung von rechts, die sich insbesondere im Raum Dresden beobachten lässt", erklärte die Linken-Fraktion. Auch SPD und Grüne forderten eine Aufarbeitung der Ereignisse auch im Landtag.
Unterdessen hat die Dresdner Polizei ihren Sondereinsatz zu den Feierlichkeiten am Wochenende vorgezogen. Demnach sind die Beamten und Wachschutzpersonal bereits seit Dienstag verstärkt im Einsatz. Bis zum 3. Oktober werde die Zahl der Einsatzkräfte auf 2.600 anwachsen. Konkrete Hinweise auf Terroranschläge gebe es aber nicht.