Friedensvertrag für Kolumbien unterzeichnet
"Wir sagen: Schluss mit dem Krieg", rief der kolumbianische Präsident Santos entschlossen bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des Friedensvertrages mit der Farc-Guerilla. Dem Abkommen muss am Sonntag noch die Bevölkerung des Landes zustimmen.

Cartagena/Rio de Janeiro (epd). Der Frieden in Kolumbien ist besiegelt. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der Chef der Farc-Guerilla, Rodrigo Londoño Echeverri alias "Timochenko", unterzeichneten am Montag (Ortszeit) in der Karibikstadt Cartagena einen umfassenden Friedensvertrag. 2.500 geladene Gäste, darunter 15 Staats- und Regierungschefs sowie UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, nahmen an der Zeremonie teil.

Langer Applaus

Die Kolumbianer seien des Krieges müde, sagte Santos. "Wir akzeptieren keine Gewalt zur Verteidigung von Ideen. Wir sagen: Schluss mit dem Krieg", rief er. Londoño entschuldigte sich bei den Opfern: "Im Namen der Farc bitte ich alle Opfer des Konflikts um Entschuldigung für all die Leiden, die wir in diesem Krieg verursacht haben könnten." Niemand solle bezweifeln, dass seine Guerilla jetzt einen politischen Weg ohne Waffen einschlage.

Die Gäste der Zeremonie, unter ihren Kubas Präsident Raúl Castro und US-Außenminister John Kerry, waren in Weiß gekleidet. Sie applaudierten lange, als sich Santos und Londoño die Hand gaben. Im ganzen Land verfolgten Tausende Kolumbianer die Veranstaltung auf Großleinwänden und jubelten über das Ende des Krieges. Auf den zentralen Plätzen vieler Städte und auch in den Camps der Guerilla gab es Feiern.

Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags ist der 52 Jahre währende Krieg in Kolumbien offiziell beendet. In Kraft treten kann das Abkommen aber erst, wenn ihm die Bevölkerung am Sonntag in einem Referendum mehrheitlich zustimmt. Umfragen zufolge werden zwei Drittel derjenigen, die sich an der Abstimmung beteiligen wollen, für den Friedensvertrag stimmen.

Kurz vor der Unterzeichnung hatten mehrere hundert Gegner der Friedenspolitik in Cartagena protestiert. Der ehemalige Präsident und heutige Senator Álvaro Uribe bezeichnete den Friedensprozess als Schmach. Statt Terroristen und Drogenhändler zu bestrafen, würden ihnen nun Sitze im Parlament reserviert, kritisierte Uribe.

Aktive Drogenpolitik vorgesehen

Nach dreieinhalb Jahren Verhandlungen in Kubas Hauptstadt Havanna hatten Regierung und Farc Ende August die fast 300 Seiten umfassende Friedensvereinbarung vorgelegt. Seitdem schweigen die Waffen. An die 8.000 Guerilleros bereiten sich auf die Entwaffnung und die Eingliederung in das zivile Leben vor. Das Abkommen sieht zudem eine Landreform, eine aktive Drogenpolitik und Schutzgarantien von Parteien und sozialen Bewegungen gegen gewaltsame Unterdrückung vor.

Der Krieg zwischen Guerillagruppen, Armee und rechtsextremen Paramilitärs hatte sich in den 60er Jahren an Landkonflikten und sozialer Ungerechtigkeit entzündet. Mehr als 340.000 Menschen wurden getötet, davon 80 Prozent Zivilisten. Mindestens sieben Millionen Kolumbianer wurden zu Flüchtlingen. Mit der zweiten Guerilla, der ELN, laufen Sondierungsgespräche.