Schwedens Erzbischöfin Jackelén erwartet Papst Franziskus
Sechs Wochen vor den Auftaktfeiern in Lund zum 500. Reformationsjubiläum hat Schwedens Erzbischöfin Antje Jackelén den ökumenischen und internationalen Charakter der Reformation betont.
22.09.2016
epd
Nicola Glass (epd)

Uppsala, Lund (epd). "Denn Reformation ist heutzutage ja kein deutsches oder europäisches Phänomen mehr, sondern ein globales Phänomen", sagte die Erzbischöfin der lutherischen Schwedischen Kirche dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im ökumenischen Gebetsgottesdienst am 31. Oktober, zu dem Papst Franziskus nach Südschweden reist, gehe es um das gemeinsame Gedenken an 500 Jahre Reformation, sagte sie.

Am 31. Oktober wollen der Lutherische Weltbund und Papst Franziskus im schwedischen Lund unter den Motto "Vom Konflikt zur Gemeinschaft - Verbunden in Hoffnung" zusammen Gottesdienst feiern. Die Begegnung bildet den Auftakt zum Jubiläumsjahr. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht.

Gutes Miteinander

Es sei im Grunde der Wunsch Roms gewesen, diesen Gottesdienst in Lund zu feiern, wo der Weltbund 1947 gegründet wurde, sagte die aus Deutschland stammende Theologin. Dies sei einzigartig: "Denn es ist in 500 Jahren bestimmt noch nie geschehen, dass man gemeinsam den Reformationstag begangen hat."

In Schweden selbst sei die Ökumene zwischen Katholiken und Lutheranern "nicht immer das Allereinfachste". Aber es gebe ein gutes Miteinander, so die Erzbischöfin, die seit Juni 2014 als erste Frau dieses Amt bekleidet. In der lutherischen Kirche sei der Abendmahltisch offen für alle Getauften. In der katholischen Kirche, sei das - jedenfalls offiziell - anders. "Was das offizielle gemeinsame Abendmahlfeiern angeht, da wage ich nicht recht zu hoffen, dass sich da in absehbarer Zukunft sehr viel ändern wird", sagte Jackelén. Allerdings gebe es einen Druck "von unten".

Immer wieder Kontroversen um den Islam

Im Zusammenleben mit Menschen anderer Glaubensrichtungen sieht Jackelén die Christen in besonderer Verantwortung: "Für uns als Christen ist es wichtig, für die Würde des Menschen einzustehen, denn diese gilt unabhängig von der Religion." Wenn man Weltfrieden haben wolle, müsse man dafür sorgen, dass Christen und Muslime, die mehr als Hälfte der Weltbevölkerung ausmachten, friedlich zusammen leben könnten.

Auch in Schweden brächen immer wieder Kontroversen auf, wenn es um den Islam gehe. Zugleich gebe es vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise viel Hilfsbereitschaft in dem skandinavischen Land: "Vor allem im vergangenen Herbst, als so viele Flüchtlinge auf einmal gekommen sind, haben viele Gemeinden konkret geholfen." Und das Engagement sei weiterhin da.