Gütersloh (epd). Eltern stellen einer Studie zufolge dem Ganztagsangebot an den Grund- und weiterführenden Schulen in Deutschland ein gutes Zeugnis aus. Mütter und Väter sind mit der Ganztagschule zufriedener als mit Halbtagsschulen, wie die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh bei der Vorstellung einer repräsentativen Studie erklärte. 30 Prozent der Eltern mit Halbtagsschülern sagten sogar, dass sie bei nochmaliger Entscheidung ihr Kind auf die Ganztagsschule schicken würden. Das Institut Infratest dimap hatte im Auftrag der Stiftung 2015 bundesweit über 4.300 Eltern von schulpflichtigen Kindern im Alter von sechs bis 16 Jahren befragt.
Insgesamt zeigten sich die Eltern in der Umfrage sehr zufrieden mit den Lehrkräften ihrer Kinder. So lobten 84 Prozent die fachliche Kompetenz der Pädagogen an Ganztags- und Halbtagsschulen. Dabei bewerten der Studie zufolge Eltern mit Kindern in Ganztagsschulen die Einrichtung häufiger positiv als Mütter und Väter, deren Kinder spätestens nach der sechsten Stunde nach Hause gehen. Kinder im offenen Ganztag verweilen demnach durchschnittlich 7,2 Stunden pro Tag in der Schule, im gebundenen Ganztag 7,8 Stunden.
Bei der Umfrage geben demnach 66 Prozent der Eltern von Schülern im offenen und gebundenen Ganztag den Angeboten zur individuellen Förderung eine gute Note, bei Eltern von Halbtagsschülern sind es 54 Prozent. Ähnlich sieht es bei der Beurteilung darüber aus, ob den Schülern ein Lernen im eigenen Tempo ermöglicht wird. 63 Prozent der Ganztags-Eltern sind zudem der Ansicht, dass die Lehrer mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen umgehen können, über Halbtagsschulen sagen das nur 49 Prozent der Eltern.
Mehr Ganztagsplätze gefordert
Mit der technisch-räumlichen Ausstattung sind 80 Prozent der Ganztags-Eltern zufrieden im Vergleich zu 72 Prozent der Eltern von Halbtagskindern, wie es weiter hieß. Sehr gut oder gut beurteilten drei Viertel (77 Prozent) der Eltern von Ganztagsschülern den sozialen Zusammenhalt in der Klasse ihrer Kinder, bei den Eltern von Halbtagsschülern sind es 71 Prozent.
Die gebundene Form der Ganztagsschule, bei der in der Sekundarstufe alle Kinder eines Klassenverbundes gemeinsam über den Tag lernen und spielen, schneidet bei den Eltern am besten ab. Mehr als zwei Drittel (70 Prozent) beurteilen die individuellen Förderangebote dort positiv. Über den vielfach an Grundschulen angebotenen offenen Ganztag, bei dem einzelne Kinder am Nachmittagsprogramm teilnehmen können, denken das 63 Prozent der Mütter und Väter. An Wünschen äußerten die Eltern mehr Angebote zur individuellen Förderung, Personalaufstockung und einen besseren Informationsfluss vonseiten der Schule.
Der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger, forderte mehr Ganztagsplätze. "Ganztagsschulen sind der beste Rahmen für die individuelle Förderung, wenn die Qualität stimmt", sagte er. Das Angebot wachse zwar. Laut Statistik der Länder hätten im Schuljahr 2014/15 schon 37,7 Prozent der Schüler einen Ganztagsplatz gehabt. Doch vor allem im gebundenen Ganztag sei der Bedarf längst nicht gedeckt. Ein Rechtsanspruch könne den Ausbau vorantreiben, erklärte Dräger. Oft hätten Familien nicht die Wahl. So gaben 32 Prozent der Eltern von Kindern an Halbtagsschulen in der Befragung an, dass es in ihrer Nähe kein Ganztagsangebot gibt.