Kurt Beck kritisiert Seehofer-Vorschlag zu ARD und ZDF als kurzsichtig
Eine Zusammenlegung von ARD und ZDF wäre ein Verlust für die Vielfalt, findet Kurt Beck und erteilt einem entsprechenden Vorschlag von CSU-Chef Seehofer eine Absage. Die Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme sieht das ähnlich.

Berlin (epd). Der ZDF-Verwaltungsratsvorsitzende Kurt Beck lehnt eine Zusammenlegung von ARD und ZDF zu einer Sendeanstalt ab. Eine entsprechende Forderung von CSU-Chef Horst Seehofer sei unüberlegt und kurzsichtig, sagte Beck der "Bild"-Zeitung (Mittwochsausgabe). "Wir würden bei einer Zusammenlegung deutlich die Vielfalt gerade im Bereich von Nachrichten und Informationen minimieren", erklärte der SPD-Politiker und ehemalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz.

Es sei zudem eine Illusion, dass man mit einer Zusammenlegung der Sender eine Menge Geld spare, sagte Beck. "Es wäre ein Riesenverlust für die Menschen in Deutschland, wenn ARD und ZDF verschmelzen würden. Gerade in unserer Zeit, in der wir um Demokratie und Vielfalt kämpfen müssen und damit eben auch eine intensive Nachrichten- und Informationsstrecke brauchen, ist das ein absolut kontraproduktiver Vorschlag."

Thieme: Sache der 16 Bundesländer

Seehofer hatte am Wochenende angekündigt, die Forderung nach einer Zusammenlegung werde in das neue Grundsatzprogramm der CSU aufgenommen, das beim Parteitag im November verabschiedet werden solle. "Wir streben langfristig die Beseitigung von Doppelstrukturen und die Zusammenlegung von ARD und ZDF unter einem Dach an", soll es darin heißen.

Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Marlehn Thieme, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Seehofer stehe es als Mitglied des Verwaltungsrates frei, Überlegungen über eine einheitliche öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in den Gremien des ZDF anzusprechen. Grundsätzlich sei es Sache der 16 Länder, die Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk staatsvertraglich festzulegen.

Die Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks könne jedoch nicht nur unter Organisationsaspekten, sondern müsse auch unter programmlichen Gesichtspunkten und gesellschaftspolitischen Erwägungen diskutiert werden, erklärte Thieme weiter. "Nach meinem Eindruck profitieren Zuschauer und Zuschauerinnen und die Gesellschaft von einem Wettbewerb um Qualität und Vielfalt."