Stuttgart (epd). Die evangelische Kirche und das Land Baden-Württemberg haben den verstorbenen Theologen und Publizisten Jörg Zink als Denker und Mahner gewürdigt. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erinnerte am Montag in Stuttgart an das Friedens- und Umweltengagement Zinks. Wie nur wenigen Menschen sei es ihm gelungen, die christliche Botschaft "aktuell und lebendig, ja drängend und existenziell werden zu lassen", schrieb Kretschmann. Er erinnerte auch daran, dass Zink Gründungsmitglied der Grünen war. Zink war am Freitag im Alter von 93 Jahren in seinem Haus in Stuttgart gestorben.
Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Frank Otfried July, nannte Zink einen "großen Kommunikator des Evangeliums". Zink wollte "dazu beitragen, das Zeitalter der Kriege, des sozialen Unrechts, der Plünderung natürlicher Lebensgrundlagen und der Religionsstreite zu beenden", schrieb July. Jörg Zink wird nach Angaben der Familie am 26. September auf dem Waldfriedhof in Stuttgart-Degerloch beerdigt.
Besonders beliebt auf Kirchentagen
Bischof July wies darauf hin, dass Zink in all seinen Äußerungen und Veröffentlichungen auf einfache, verständliche Botschaften gesetzt habe, um auch Menschen ohne theologische Vorkenntnisse zu erreichen. Zink hat mehr als 200 Bücher veröffentlicht, die weltweit rund 20 Millionen Mal verkauft wurden.
Besonders bei Kirchentagen zog Zink Tausende von Menschen an, in Erinnerung sind vielen Anhängern die friedensbewegten Protestantentreffen in den 80er Jahren. Seine letzte Kirchentagsbibelarbeit hielt der damals 88-Jährige 2011 auf dem Kirchentag in Dresden.
Millionen von Menschen erreichte er mit seinen mehr als 100 Kurzpredigten beim "Wort zum Sonntag" und mit seiner Übersetzung des Neuen Testaments in den 60er Jahren. Zudem ist er Autor von 40 Filmen über Religionsgeschichte und Kultur des Nahen Ostens, von Hörfunk-Gottesdiensten und von Texten evangelischer Kirchenlieder. Seine publizistische Tätigkeit verstand er als Predigt und Seelsorge.
Zink wurde am 22. November 1922 in Hessen auf einem christlichen Bruderhof als jüngster von drei Brüdern geboren. Seine Eltern starben, als er noch ein Kleinkind war. Seine Stiefmutter Martha aus der württembergischen Fabrikantenfamilie Mahle zog die Kinder in Ulm auf und hielt sie von nationalsozialistischen Einflüssen fern. Bei der Luftwaffe erlebte er, wie von den über 300 Männern seines Geschwaders nur drei den Krieg überlebten. "Mir war am Ende wichtig, mich künftig für den Frieden einzusetzen", schrieb er in einem Rückblick zum 90. Geburtstag.
Vielfach ausgezeichnet
Nach dem Studium von Theologie und Philosophie und seiner Promotion war Zink Gemeindepfarrer in Esslingen, Direktor des Burckhardthauses in Gelnhausen und 20 Jahre lang Landespfarrer für Fernsehen. Ab 1980 engagierte er sich in der Friedensbewegung. Ab 1983 war er freier Publizist. Dazu schrieb er später: "Ich bin aus dem Dienst der Württembergischen Landeskirche - in tiefem Frieden mit meiner Kirchenleitung - ausgetreten, um mir die Möglichkeit zu bewahren, vom Frieden zu reden." Die Kirche sei "viel zu vielen verschiedenen Menschen verpflichtet, mit ihnen übereinzustimmen".
Die Diskussion mit fremden Religionen, auch Naturreligionen, sei "heute so bedeutsam wie die Friedensdiskussion in den 1980er Jahren", war eine weitere Überzeugung des Theologen.
Zink wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2015 mit dem vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten verliehenen Ehrentitel Professor. Er hinterlässt seine Frau Heidi und vier Kinder mit Familien.