Studie: Schlechtes Firmenklima macht Mitarbeiter krank
Misstrauen und fehlendes Lob im Job belasten die Gesundheit. Nach einer AOK-Umfrage schlägt sich schlechtes Klima im Büro auch auf den Krankenstand nieder. Die Experten raten Chefs, Sinn zu vermitteln, statt nur auf Anordnung und Kontrolle zu setzen.

Berlin (epd). Schlechte Stimmung im Job schlägt sich einer Studie zufolge auf die Gesundheit der Beschäftigten nieder. Wie aus dem am Montag in Berlin vorgestellten Fehlzeitenreport der AOK hervorgeht, ist mehr als jeder Vierte (27,5 Prozent), der die Unternehmenskultur in seinem Betrieb als schlecht bewertet, auch mit der eigenen Gesundheit unzufrieden. Bei Beschäftigten, die das Klima auf der Arbeit positiv beurteilen, ist es nur knapp jeder Zehnte (neun Prozent).

Umdenken in Führungsetagen gefordert

Wer die Stimmung im Job negativ beurteilt, ist dem Report zufolge auch häufiger krank. Fast jeder Dritte (31 Prozent), der über schlechte Unternehmenskultur klagt, hat im vergangenen Jahr mehr als zwei Wochen im Betrieb gefehlt. Bei zufriedenen Beschäftigten war es etwas mehr als jeder Sechste (16,9 Prozent). Das wissenschaftliche Institut der AOK hat zu dem Thema 2.007 Erwerbstätige im Alter zwischen 16 und 65 Jahren befragt.

Mehr als doppelt so häufig klagen unzufriedene Mitarbeiter demnach über körperliche Beschwerden (66,6 Prozent) wie Rückenschmerzen oder Müdigkeit sowie psychische Leiden (65,1 Prozent). Bei zufriedenen Beschäftigten sind es 32 beziehungsweise 36 Prozent. Gleichzeitig entscheiden Unzufriedene dem Report zufolge aber auch häufiger entgegen dem ärztlichen Rat, zur Arbeit zu gehen, wenn es ihnen nicht gut geht (16,9 Prozent). Bei zufriedenen Beschäftigten tun das der Umfrage zufolge 11,8 Prozent.

Der Gesundheitsforscher Bernhard Badura, Mitherausgeber des Reports, mahnte ein Umdenken in den Führungsetagen an. Die Kultur in den Chefetagen entspreche der des 20. Jahrhunderts. Zunehmend entwickele sich die Arbeitswelt aber hin zu einer "Kopfarbeitergesellschaft", in der es um Vertrauen und Sinnhaftigkeit gehe. Die alten Instrumente Anordnung und Kontrolle reichten nicht mehr aus. "Menschen brauchen Werte, die sich nicht nur in Geld ausdrücken", sagte er.

Loyalität des Chefs gefragt

Am wichtigsten für Zufriedenheit im Job ist den Arbeitnehmern dem Report zufolge die Loyalität ihres Chefs (78 Prozent). 69 Prozent wollen für gute Arbeit gelobt werden. Auf Platz drei der Zufriedenheitsfaktoren liegt demnach die Möglichkeit, auf wichtige Entscheidungen Einfluss nehmen zu können.

Neben der Umfrage wertete die AOK für den Fehlzeitenreport wieder den Krankenstand ihrer knapp zwölf Millionen Mitglieder aus. Er ist 2015 im Vergleich zum Vorjahr leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent angestiegen. Durchschnittlich fehlte jeder Beschäftigte 19,5 Tage im Job. Zugenommen haben den Angaben zufolge vor allem Atemwegserkrankungen im Zuge der Erkältungswelle.

Jeder zehnte Fehltag geht dem Bericht zufolge auf eine psychische Erkrankung zurück. Diese nehmen weiter zu und sind für besonders lange Fehlzeiten verantwortlich. Im Durchschnitt fallen Arbeitnehmer mit seelischen Leiden 25,6 Tage aus. Die durchschnittliche Fehlzeit bei allen Erkrankungen liegt bei 11,6 Tagen.