Brüssel (epd). Das größte humanitäre Hilfsprojekt in der Geschichte der Europäischen Union: So hat die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel das "Soziale Sicherungsnetz für den Notfall" ("Emergency Social Safety Net" - ESSN) für Flüchtlinge in der Türkei angekündigt. 348 Millionen Euro sollen in ein Programm für Bezahlkarten fließen, mit denen die Bedürftigen dann selbst Lebensmittel, Unterbringung oder Schulunterricht finanzieren können.
Konkret sollen "die Verwundbarsten" der Flüchtlinge in der Türkei - ob sie aus dem Bürgerkriegsland Syrien stammen oder nicht - eine elektronische Bezahlkarte erhalten. Auf diese Karte wird ab Oktober monatlich ein Guthaben aufgeladen. Damit können die Menschen ihre Einkäufe und anderes bezahlen. "Das wird ihnen die Würde der Wahl geben", erklärte die EU-Kommission. Darüber hinaus würden die Flüchtlinge das Geld vor Ort ausgeben. Das stärke die lokale Wirtschaft. Zudem spare das Karten-Modell Aufwand, machte die Behörde geltend. "Weil es durch eine einzige Karte umgesetzt wird, wird das ESSN die Hilfeleistung auch vereinfachen und vereinheitlichen."
Teil des Flüchtlingspakts
Die 348 Millionen Euro sind Teil der drei Milliarden Euro, die die EU im Rahmen des Flüchtlingspaktes mit der Türkei für die Jahre 2016 und 2017 versprochen hat. Wie üblich wird die humanitäre Hilfe nicht von EU-Mitarbeitern direkt geleistet, sondern durch Partnerorganisationen. Hauptpartner ist dieses Mal das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. Dieses arbeitet bei dem Programm mit dem türkischen Familienministerium, mit einer türkischen Behörde für Notfallhilfe sowie dem türkischen Roten Halbmond - einem Pendant des Roten Kreuz - zusammen.
Die Türkei beherbergt nach EU-Angaben derzeit über drei Millionen Flüchtlinge, ein Großteil sind Syrer. Nur jeder Zehnte von ihnen lebt demnach in einem Flüchtlingslager. "Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um die Türkei für ihre beispiellose Hilfe bei der Unterstützung von Flüchtlingen zu würdigen", erklärte der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides in Brüssel.