Bonn/Duisburg (epd). Als Reaktion auf den Weltbildungsbericht der Unesco fordert die Globale Bildungskampagne mehr Hilfen für Schulen in armen Ländern. Die internationale Gemeinschaft dürfe die Bildungsmisere in Entwicklungsländern nicht auf die leichte Schulter nehmen, erklärte das Bündnis aus Entwicklungsorganisationen und Bildungsgewerkschaften am Dienstag in Duisburg. Zum Weltalphabetisierungstag am Donnerstag sind bundesweit mehr als 40 Aktionen geplant, um auf das Problem aufmerksam zu machen.
263 Millionen Kinder und Jugendliche können laut Weltbildungsbericht nicht in die Schule gehen - mit dramatischen Folgen für ihre eigene Entwicklung und die friedliche Entwicklung weltweit. Nach Unesco-Schätzungen wird es bis zum Jahr 2042 dauern, bis alle Kinder weltweit eine Grundschule besuchen können.
Herkunftsregion entscheidend für Bildungschancen
Rund 75 Millionen Kinder und Jugendliche ohne Bildungschancen leben in oder stammen aus Ländern, die von Kriegen und Konflikten betroffen sind, wie die Bildungskampagne erklärte. Flüchtlingskinder hätten eine fünf Mal geringere Chance, zur Schule zu gehen. Die Zunahme von Krisen und Konflikten weltweit sei auch mit der chronisch schlechten Bildung und mangelnden Perspektiven in vielen Ländern zu erklären, sagte Dorothea Schönfeld von der Kindernothilfe in Duisburg. "Viel zu häufig entscheidet die Herkunftsregion über Bildungschancen", erklärte sie.
Jan-Thilo Klimisch von der Christoffel-Blindenmission in Bensheim sagte, die Bemühungen der Bundesregierung beim Aufbau von Schulen in den Nachbarländern Syriens seien ein Schritt in die richtige Richtung. Doch die Bildungssysteme in der Region müssten insgesamt gestärkt werden. Die Kampagne forderte die Bundesregierung auf, ein neues Hilfspaket für Bildung in Not- und Krisensituationen mit mindestens 50 Millionen Euro zu unterstützen.
Die globale Bildungskampagne ist in mehr als 120 Ländern aktiv. In Deutschland gehören dem Bündnis unter anderen die Kindernothilfe, die Welthungerhilfe, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft sowie Oxfam und Unicef an.
Mehr Investitionen gefordert
Der Weltbildungsbericht beklagt besonders schlechte Bildungschancen für Kinder in den ärmsten Ländern der Welt. So könne dort eine Grundschulbildung für alle Kinder erst 100 Jahre später als in den reichsten Ländern erreicht werden. Aber auch wohlhabende Länder müssten deutlich mehr in Bildung investieren, um das Bildungsziel der Globalen Nachhaltigkeitsagenda zu erreichen, erklärte die deutsche Unesco-Kommission in Bonn. Sie müssten ihre Budgets um ein Sechsfaches erhöhen. Die Agenda der Vereinten Nationen sieht eine chancengerechte, inklusive und hochwertige Bildung für alle bis 2030 vor.
Auch für die Beseitigung von Armut spielt Bildung eine entscheidende Rolle. Das Erreichen einer universellen weiterführenden Schulbildung in Entwicklungsländern könne das Pro-Kopf-Einkommen bis 2030 um 75 Prozent erhöhen und 60 Millionen Menschen den Weg aus der Armut ermöglichen.
In Deutschland können mehr als sieben Millionen Erwachsene nicht richtig lesen und schreiben. Der Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung ruft mit Selbsthilfegruppen, Volkshochschulen, Künstlern und Fachleuten zu über 40 Aktionen auf. Alle Termine sind im Internet auf einer interaktiven Karte abrufbar.