DGB startet Kampagne für Stärkung der gesetzlichen Rente
Angesichts drohender Altersarmut hat der Deutsche Gewerkschaftsbund einen Kurswechsel in der deutschen Rentenpolitik gefordert. Der DGB spricht sich dafür aus, das Rentenniveau zu stabilisieren und ein weiteres Absinken zu stoppen.

Berlin (epd). "Wenn wir nichts ändern, werden 2040 oder 2050 Millionen der heute noch jungen Menschen von sozialem Abstieg oder gar Altersarmut betroffen sein", sagte der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann am Dienstag in Berlin. Er stellte eine Kampagne des Gewerkschaftsbundes vor, die eine Stärkung der gesetzlichen Rente fordert. Außerdem will er die betriebliche Altersvorsorge ausweiten.

"Sinkflug"

Das Rentenniveau beschreibt das Verhältnis der Standardrente nach 45 Jahren Beschäftigung zum Durchschnittseinkommen der Beitragszahler und liegt derzeit bei 47,5 Prozent. Seit der Rentenreform verringert sich das Niveau und kann bis 2030 auf 43 Prozent sinken, ohne dass die Politik eingreifen müsste. Die Beiträge sollen im selben Zeitraum nicht über 22 Prozent steigen.

Durch das Sinken des Niveaus verliere die Rente nicht nur an Wert für die Menschen, kritisierte Hoffmann. "Dieser Sinkflug beschädigt und delegitimiert die bisher beste, stabilste und vertrauenswürdigste Altervorsorge, die wir haben: die gesetzliche Rentenversicherung", sagte er. Hoffmann forderte, so früh wie möglich zu beginnen, den Rentenbeitrag in kleinen Schritten auf die Obergrenze von 22 Prozent anzuheben, um Reserven auszubauen. Derzeit liegt der Beitragssatz bei 18,7 Prozent.

Rücklagen gesetzlich begrenzt

Die Rentenversicherung soll den Vorschlägen zufolge zudem mehr Reserven aufbauen können, um die Renten der geburtenstarken Jahrgänge zu finanzieren. Gegenwärtig sind die Rücklagen gesetzlich auf anderthalb Monatsausgaben begrenzt.

Die Forderungen einiger Einzelgewerkschaften gehen über die Vorschläge des DGB hinaus. Die IG Metall hat ein Rentenkonzept vorgelegt mit dem Ziel, das Niveau der gesetzlichen Rente langfristig auf 50 Prozent anzuheben. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di strebt eine "deutliche" Anhebung des Rentenniveaus an, nennt aber keine Prozentzahlen. Demgegenüber setzt die IG Bergbau, Chemie und Energie vor allem auf Betriebsrenten, insbesondere in der Chemiebranche.