Köln/Düsseldorf (epd). In Kirche und Politik geht die Diskussion über eine mögliche Lockerung des Pflichtzölibats weiter. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki sprach sich am Mittwoch gegen den Vorschlag katholischer Laien aus, auch verheiratete Diakone zu Priestern zu weihen. Eine Lockerung oder Abschaffung des Zölibats sorge auf Dauer nicht für steigende Priesterzahlen, schrieb der Kardinal in einem Beitrag für den Bistumssender Domradio. Zudem seien "Männer, die 'gute und engagierte Diakone' sind, nicht automatisch auch zur Ausübung des Priesteramtes geeignet". Die Unionsfraktion rief die katholische Kirche auf, das Thema offen zu diskutieren.
Woelki erklärte, der Zölibat sei ebenso wie die Ehe im Evangelium begründet. "Weil Jesus Christus die Mensch gewordene Liebe Gottes, des Vaters, ist, deshalb haben immer wieder Menschen aus Liebe zu ihm auf die Ehe verzichtet und verzichten auf sie bis heute, um sich ausschließlich an Christus zu binden", schrieb der Erzbischof. Die Ehelosigkeit des Priesters habe "als widerständiges und scheinbar unzeitgemäßes Zeichen der Liebe Gottes mitten unter uns seine Bedeutung ganz und gar nicht verloren und sollte nicht in erster Linie aufgrund geringer Nachwuchszahlen über Bord geworfen werden".
Nach Woelkis Einschätzung ist die Krise der katholischen Kirche umfassender und reicht tiefer, "als dass sie vor allem durch eine Veränderung des Zugangs zum Priesteramt entscheidend behoben werden könnte". Auch in anderen geistlichen Berufen mangele es an Nachwuchs, ein weiteres Symptom der Krise sei die sinkende Zahl der Gottesdienstbesucher. "In einer zunehmend säkularen Gesellschaft muss es uns als Kirche um eine grundlegende Neuevangelisierung gehen", betonte der Kölner Kardinal. "Solch eine Neuevangelisierung ist nicht allein die Aufgabe von (ausreichend) Priestern, sondern von allen Getauften."
ZdK für Priesterweihe von verheirateten Diakonen
Der Kirchenbeauftragte der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Franz Josef Jung, sagte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe), er empfinde es zwar als falsch, den Zölibat allein deswegen als hinfällig darzustellen, weil er manchen nicht nahe genug am Zeitgeist sei. "Gleichwohl sollte sich die Kirche dieser wichtigen Frage, von der auch die Zukunft der Institution abhängen könnte, zuwenden", erklärte Jung.
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hatte angesichts des Priestermangels in der katholischen Kirche für eine Lockerung des Zölibats plädiert. Es gebe verheiratete Männer, die "sehr gute und engagierte Diakone" seien und auch zu Priestern geweiht werden könnten, argumentierte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Bei der SPD stieß der Vorschlag auf Zustimmung.
Im vergangenen Jahr ließen sich nach Angaben der katholischen Laienorganisation in Deutschland nur 58 Männer zu Priestern weihen. Diakone übernehmen Aufgaben in der Liturgie, in der Gemeindearbeit und im sozialen Bereich.